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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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Mitte und zischte « All In» aus dem Mundwinkel. Tony schaute ihm mit stetem Blick in die Augen.
    Nicht schlecht! Der sitzt wohl auf einem Ass und sowas wie Jack oder Queen dazu. Oder auf einem tiefen Paar.
    Tony nahm das Duell an und schob ebenfalls seinen gesamten Stack in die Mitte. «All In.»  
    Dies war eine der letzten guten Chancen für ihn, um an etwas Geld ranzukommen; er hatte keine Lust, mit weiteren gierigen Händen zu teilen, darum hatte er gleich seinerseits alle verbleibenden Chips gesetzt.  
    Zu Tonys wachsendem Erstaunen stieg Bill neben ihm nicht etwa aus, sondern knallte ebenfalls 1’640 Dollar in Chips in die Mitte und blickte Tony direkt ins Gesicht. Begleitet von einem trockenen «Call». Dann schloss er mit Pat eine Sidebet ab, was Betty unter Erhebung ihrer üblichen Steuern duldete. Bill wettete 200 Kröten in vier druckfrischen 50-Dollar-Scheinen, dass Tonys Hand sich am Ende als schlechter herausstellen würde als diejenige des hageren Bibers auf der anderen Seite des Tisches. Pat nahm die Wette an und blinzelte Tony lächelnd zu.
    Tony traute seinen Augen und Ohren kaum. Für wen halten die sich eigentlich?  
    Tony war nicht als aggressiver Bluffer mit vielen aufgeflogenen oder gefoldeten Come Hands bekannt. Er wusste, seinen Rhythmus an die Höhe seines Stacks und die Spielart seiner Gegner anzupassen. Tony war ein sehr guter Cash-Game-Spieler und schwer zu lesen.  
    «Drei Spieler. Showdown, Gentleman!» Betty forderte die in der Hand verbliebenen Spieler auf, ihre Karten aufzudecken. Als Erster legte Tony sein Paar Könige auf den Tisch, Bill zeigte zwei Damen und der Biber wartete mit Ass Bube auf. Tony strich sich über den Dreitagebart an seinem Kinn.  
    Soso. Das sieht doch schonmal ansprechend aus für meine Cowboys.
    Alle Spieler am Tisch warteten gespannt auf den Flop. Betty legte die Burn-Card zur Seite und postierte drei übereinandergelegte Karten unter ihren eleganten Fingern mit den dunkelrot lackierten Nägeln auf den Tisch. Mit einer ruckartigen Bewegung wischte sie sie zur Seite, und die drei Kunststoffplättchen blieben in einer militärisch präzise ausgerichteten Reihe nebeneinander liegen.  
    Verdammt verdammt verdammt! Das darf doch nicht wahr sein!  
    Auf dem Tisch lagen Herz Ass, Kreuz 10 und Schaufel 8. Das Ass war so ziemlich die letzte Karte, die Tony auf dem Flop hatte sehen wollen, mal abgesehen von einer Dame. Der Biber lag vorn, nun konnte Tony nur noch ein dritter König helfen. Betty legte die zweite Burn Card zur Seite und eine weitere Karte verdeckt neben die drei offen daliegenden.  
    Bring mir den König zurück, Lady!  
    Sie drehte die Karte um.  
    Kreuz Dame! Das gibt’s doch nicht!  
    Bill hatte bereits so gut wie gewonnen mit seinem Damen-Set.  
    Unmöglich! Ausgerechnet die Damen! Gott. Irgendwie bezeichnend.  
    Tony war so oder so unterlegen. Hätte er nicht von Bill die Leviten gelesen bekommen mit seinen Damen, wäre der Biber immer noch mit einem Paar Asse vor ihm gewesen. Betty schnippte die letzte Burn Card zur Seite. Der River , die fünfte Karte, brachte keine Veränderung mehr. Bill gewann sowohl den Pot als auch die Nebenwette und grinste.  
    Kein Glück für Könige, keine Gnade von den Damen.
    Tony hatte genug gesehen. Er verabschiedete sich ruhig, schüttelte Bills Hand und holte seine Sachen beim Barkeeper ab. Kurze Zeit später stand er wieder auf dem breiten, nassen Gesteig. Es war kühl geworden. Die fünf Riesen schmerzten ihn nicht. Es war der verletzte Stolz, die Art und Weise, wie er verloren hatte.  
    Doppelt unterlegen. Diese gottverdammten Damen!
    Er blickte in beide Richtungen die Straße hinunter und machte sich dann zu Fuß auf Richtung Norden. Er roch den aufkeimenden Duft des Frühlings, der auch die vielfältige Geruchskulisse des Molochs in die Stadt zurückbrachte. Und mit ihr das Leben. Tony mochte diese Jahreszeit, die langen und kalten Winter in NYC waren kein Zuckerschlecken. Er bog in die Grand Street ab, folgte ihr bis hinüber zur Bowery. Es tat gut, die Beine zu vertreten.  
    Lange her, dass ich einfach so ein bisschen durch die Stadt gewandert bin, ohne Shopping oder den Besuch irgendwelcher hipper Lokale und Straßencafés. Einfach spazieren. Ohne Ziel. Bin ich das? Merkwürdige Zeiten!
    Die kühle Nachtluft frischte seinen Geist auf. Er wusste, was er zu tun hatte. Er hob die Hand und winkte ein Taxi herbei.  

    8

    Tony war früh auf den Beinen. Er verbrachte den Rest des Tages mit

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