SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
roch nach Bergen und Frost.
«Laufen Sie, Porter, verdammt! Schneller, schneller!»
Aiden Porter gab es nicht mehr. Aiden Porter war Vergangenheit, gefallen bei Kampfhandlungen im Nahen Osten. Im Reisepass stand neben der Fotografie seines Gesichts ein neuer Name: Timothy Saunders.
Den Namen kannte niemand. Auf jeden Fall nicht die Mitglieder seiner neuen Einheit. Er musste sich noch ein wenig an den Klang gewöhnen, aber eigentlich gefiel ihm sein neues Alter Ego ganz gut.
«Los los los, Nummer drei! Wir müssen bei Tagesanbruch beim Wagen sein.»
Der Mann hinter ihm drängte zur Eile. Der Stimme nach war es Nummer zwei. Sie hatten keine Namen, wenn sie sich im Einsatz befanden. Porter war Nummer drei, der Kommandant war Nummer eins. Nummer vier hatte einen Schuss in die Schulter abgekriegt. Er trug einen Druckverband unter der dicken Daunenjacke, den linken Arm in einer Schleife.
Nummer zwei schleppte wie alle anderen einen weissen Trekking-Rucksack und zusätzlich denjenigen mit der Ausrüstung des Verletzten. Ihre gesamte Ausrüstung war weiss für eine ideale Tarnung im Schnee.
Aiden Porter alias Timothy Saunders alias Nummer drei hatte ebenfalls einen Rucksack auf dem Rücken, dazu mühte er sich mit dem silbernen Koffer ab. Saunders schätzte das Gewicht des Behälters samt Inhalt auf zehn Kilogramm. Er hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, was darin sein mochte. Das geht mich nichts an.
Ihr Auftrag hatte gelautet: Unerkannt in das Hotel eindringen, als Kellner verkleidet, in den dritten Stock gelangen, den Herrschaften in der Suite 318 einen Besuch abstatten, die Opfer bedrohen und betäuben, den Koffer entwenden.
Der erste Teil hatte hervorragend geklappt. Das Team war erfolgreich bis zur Tür der Suite gelangt. Ein Rolltischchen des Hotels mit dabei, zugedeckt mit zwei Tischtüchern. Vier Kellner im dritten Stock des Hotels. Keine Rede wert. Bis zum Zwischenfall.
Sie hatten mit einer ebenfalls entwendeten Universal-Key-Card die Tür zum Vorzimmer der Suite geöffnet.
Gasmasken unter der Ablage des Rolltischchens hervorgeholt und übergezogen. Maschinenpistolen hervorgeholt und entsichert.
Die Gasgranate gezündet und zum Wurf durch die offene Tür bereitgemacht.
An die Tür zum Eingang der Suite angeklopft.
Die Tür hatte sich geöffnet.
Und von da an wäre beinahe alles schiefgelaufen.
Einer der Leibwächter hatte mit weit aufgerissenen Augen vor ihnen gestanden.
Nummer zwei hatte die Granate sofort in seine Richtung geschleudert.
Der Gasbehälter war knapp am Kopf des Privat-Schlägers vorbei in die Suite gesegelt. Der Mann war rückwärts in die Suite gestolpert. Voller Panik nach seiner Pistole im Halfter unter seinem Jackett greifend.
Leider hatte die Betäubungsgas-Granate ihren Zweck verfehlt. Einer der anderen Leibwächter hatte schnell reagiert, sich ein Taschentuch auf Mund und Nase gedrückt und die rauchspeiende Hülse in eines der Badezimmer spediert. Die Tür dahinter ins Schloss geworfen.
Das alles ist verdammt schnell gegangen.
Das Team hatte sofort auf Plan B umgeschaltet und das Feuer eröffnet. Ohne mit der Wimper zu zucken.
Die gesamte Gästeschar hatte innerhalb von Sekunden tot am Boden gelegen, inklusive deren Leibwächter. Drei Geschäftsleute, eine Frau, fünf Leibwächter. Dabei hatte lediglich einer der Angegriffenen einen Schuss abgegeben und dabei Nummer vier in die Schulter getroffen, ehe Saunders dem Schützen mit zwei Schüssen in die Brust das Licht ausgeknipst hatte.
Der silberne Koffer war einfach zu finden gewesen. Er war im Wohnzimmer der Suite neben dem Schreibtisch an das Tischbein angelehnt gewesen. Nummer eins hatte ihn unverzüglich an sich genommen.
Anschließend hatten sie die zuvor angebrachte Sprengladung im Treppenhaus des Hotels gezündet, die E-Mail mit der Terror-Drohung und den Forderungen an zwei Dutzend relevante Adressen geschickt.
Gasmasken und Maschinenpistolen wieder in die Ablage des Rolltischchens verstaut. Die Tür der Suite fest verriegelt, unerkannt im Getümmel der aufkommenden Panik im Hotel zum Personalausgang hinaus entkommen. In den bereitstehenden weißen Mercedes mit italienischem Kennzeichen ein paar Straßen weiter oben im Dorf eingestiegen. Bis unterhalb des Julierpasses zu einem Parkplatz auf der Ostseite gefahren, Wagen abgestellt.
Jemand würde das Fahrzeug in den nächsten Tagen abholen, hatte Nummer eins sie wissen lassen – vielleicht,
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