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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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ssu müde sum Feie’n?», lallte Djamal und torkelte vom Eingang her auf ihn zu.
    «Alles bestens, mein Freund. War ne anstrengende Seereise, ruhe mich 'n bisschen auss.» Der Schnaps hatte auch Nabadoons Zunge eine angenehme Schwere verpasst. Es war eine halbe Stunde nach Mitternacht.  
    «Hasste die Wachablösung *Hicks* runterschegickt? Die a'men Teufels sitzen da unden schon ssseit Mittag.» Djamal hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Wenn es nach ihm ging, sollten alle gleichzeitig und mit gleicher Heftigkeit feiern können. Und zwar am liebsten ohne Pause.
    «Jap. Vor einer Stunde. Wieso?» Zu Nabadoons wohligem Rauschgefühl mischte sich ein Anflug von Nervosität.
    «Nah *Hips* ja …, iss nur so, dass die noch nich’ da sind.»  
    Abshir!
    In diesem Augenblick schraubte sich im Osten der Stadt eine gigantische Feuersäule in die Höhe, gefolgt von einem mächtigen Donnern, das den Boden erzittern ließ. Für einen Moment wurde die Nacht zum Tag. Djamal erschrak dermaßen, dass er nach hinten kopfüber auf die Straße purzelte.  
    Nabadoon und Djamal schauten sich verdutzt an, drehten ihre Köpfe sofort wieder in die Richtung, wo der Pilz aus Flammen sich langsam wieder in der nächtlichen Finsternis auflöste.  
    Im Haus war der Lärm von einer Sekunde auf die andere verstummt, die Piraten strömten nach draußen. Einige torkelten vor sich her, andere stützten sich auf einen Kumpanen oder eines der Mädchen. Auch aus anderen Häusern der Stadt traten Leute mit erschrockenen Gesichtern auf die staubige Straße. Sie waren von der Detonation beim zentralen Treibstofftank und Gas-Depot aus dem Schlaf gerissen worden.  
    Nabadoon rannte auf den Platz hinaus und verteilte wild gestikulierend seine Befehle. «Ihr da! Wieder rein in eure Häuser, hier gibt’s nichts zu sehen! Aber sofort!» Dann wandte er sich an seine Leute. «Djamal, wasch deinen Kopf mit kaltem Wasser, hol Arif und Kalil und eine Handvoll Männer, die noch einen halbwegs klaren Kopf haben! Bringt eure Waffen mit! Arif und Kalil gehen mit ein paar Soldaten sofort zum Treibstoffdepot rüber! Ich will wissen, was da los ist! Schnell! Du und der Rest, ihr kommt mit mir! Wir fahren zum Strand!»  
    Die versammelte Truppe löste sich blitzartig auf. Ein paar wenige übermäßig betrunkene somalische Kämpfer schlurften murrend zurück in das Hauptquartier.  
    Nabadoon rannte zum Toyota, der im Hof auf der Rückseite des Hauses abgestellt war. Er fand den Schlüssel auf dem Beifahrersitz und steckte ihn ins Zündschloss. Er griff nach hinten an den Rücken. Sein 45er Colt Magnum steckte in seinem Gürtel auf Höhe seines Kreuzes. Wie gewohnt. Er zückte die Waffe, schob die Trommel heraus, drehte sie und prüfte die Patronen. Geladen!  
    Er legte den Revolver vor sich auf das Armaturenbrett zwischen Frontscheibe und Lenkrad.  
    Nabadoon drehte den Schlüssel. Der Motor hustete und röchelte. Nichts geschah. «Verdammte Scheißkarre, elende!» Er versuchte es noch einmal. Plötzlich sprang der Wagen an, Nabadoon drückte das Gaspedal durch. Der Wagen schoss durch den Hof, um die Ecke und raus auf den Vorplatz des Hauptquartiers.  
    Djamal und eine Handvoll Kämpfer warteten bereits mit entsicherten Kalaschnikovs. Die Bremsen kreischten unter der Vollbremsung. Die Kämpfer sprangen auf die Ladefläche des Offroaders und klopften an die Rückscheibe der Kabine. Djamal stieg vorne ein und schrie «Los geht’s!»  
    «Bete, dass da kein Scheiß am Laufen ist! Alles, bloß das nicht!» Nabadoon rann der Schweiß über das Gesicht. Der Rausch war wie weggeblasen. Er packte den Revolver vor ihm, der von der raschen Fahrt um die Kurven der steinigen Straßen von Eyl davonzutanzen drohte.  
    Der Wagen verließ die Stadt und raste die holprige Schotterpiste hinunter in Richtung Strand. Djamal deutete Nabadoon an, etwas langsamer zu fahren. «Du verlierst sonst noch unsere Brigade auf der Ladefläche!» Djamal lachte, Nabadoon murrte und nahm etwas Gas weg. Der Wagen flog an Geröllbrocken und Kalksteinschutt vorbei, rechts ging es den Abhang hinunter zum schmalen Fluss. Vor ihnen lag das Meer. Ein schwarzer Teppich unter dem fein gezeichneten Sternenhimmel, gekrönt von einigen weißen Fransen der Gischt. Sie näherten sich dem weißen Band aus Sand, das sich von links nach rechts vor der riesigen dunklen Fläche erstreckte.  
    Nabadoon schien es, als schwebe plötzlich etwas Großes auf Höhe der Küste.  
    «Was zum Henker ist das?!»

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