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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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gewasserte Wespen.  
    Die wertvolle Fracht befand sich nun über dem Wasser. Der Wind hatte aufgefrischt mit dem heranbrechenden Tag; die Sonne stand bereits ein gutes Stück über dem Horizont. Während sich die Sun Diamond kaum bewegte, schaukelte der Kutter gefährlich. Die mächtigen Dockpolster, die vom Frachter heruntergelassen worden waren, ächzten und stöhnten zwischen den Wogen, dem Außenbord des Kutters und der Gischt bei jedem Heranrücken.  
    Nabadoon rann der Schweiß in Strömen über das Gesicht, seine Kleider waren klitschnass. Er konzentrierte sich so intensiv wie noch nie zuvor. Er hatte nur eine einzige Chance. Langsam senkte sich die Fracht hinunter in Richtung Deck des Mutterschiffes, wo der Container knapp in eine freie Lücke passte – vorausgesetzt, die Ausrichtung stimmte genau.  
    Die Männer an Bord des Mutterschiffes starrten gebannt auf das heranschwebende Ungetüm, welches nur noch wenige Meter über ihnen in der Luft hing. Der Container wendete sich plötzlich leicht, ein Windstoss hatte ihn erfasst. Aufregung machte sich breit unter den bereitstehenden Helfern. Eine Woge erfasste den Kutter unvermittelt und hob ihn hoch. Einer der Piraten wäre um ein Haar zwischen Deck und Container zerquetscht worden, konnte sich aber im letzten Moment zur Seite rollen. Ein weiterer Somali, der zu nahe an der Reling gestanden hatte, glitt aus und stürzte mit einem panischen Ausruf in die stählerne Spalte zwischen Frachtschiff und Außenbord des Mutterschiffes.  
    Das Meer verschluckte ihn sofort, sein Schrei verstummte abrupt. Die anderen Männer stürmten an die Reling, konnten aber nichts mehr sehen von ihrem Kumpanen. Sie starrten und gestikulierten aufgeregt.
    Verdammt verdammt verdammt! Nabadoon reagierte schnell und hob die Fracht wieder ein Stück an. Er senke seinen Kopf und verfluchte sich für seinen kranken Ehrgeiz.  
    Komm schon! Es muss gehen! Für einen Moment dachte er darüber nach, die Ladung zurück an Bord des Meeresgiganten zu hieven und das Ganze abzublasen. Nein! Reiß dich zusammen!  
    Die Ladung musste weiter hinunterkommen, ohne allzu sehr zu schwanken. Nur so konnte Nabadoon den Männern ermöglichen, den Container von Hand zu drehen, damit er in die Lücke an Deck passte.  
    Beim zweiten Versuch klappte es. Mit einem deutlich hörbaren *Klong* setzte die Fracht auf Deck des Piratenschiffes auf und drückte es etwas tiefer ins Wasser. Nabadoon atmete tief durch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Der Kampf auf See forderte jeden Tag seine Opfer, trotzdem tat es ihm leid um den Gefolgsmann. Er unterdrückte das Gefühl. Abbas – Allah sei mit dir!  

    5

    Drei Stunden später hatten die Somalis ihre kostbare Fracht vom Mutterschiff auf das kleine Pier von Eyl geschafft. Auf beiden Seiten überschlugen sich die Wellen am schneeweißen Sandstrand. Der Himmel war wolkenlos, das Meer tiefblau, die Sonne brannte.
    Die restliche Ladung des Kutters war bald darauf ebenfalls gelöscht. Nabadoons Plan sah vor, die Reederei des Frachters ausfindig zu machen, zu kontaktieren und das Lösegeld für das Schiff einzufordern. Er delegierte die Verhandlungen an seinen Schreiber, der über das dafür nötige Talent und die geforderte Sprachgewandtheit verfügte.  
    Nabadoons Gedanken kreisten um den gelben Container, der auf einem alten Lastwagenanhänger aufgesetzt worden war.  
    Die Mittagszeit war bereits vorüber. Seine Männer machten sich daran, den Anhänger mit einem Pickup-Truck in eine nahegelegene Fischersiedlung zu schleppen. Der alte zerbeulte Toyota ächzte und keuchte unter der Last des Anhängers, trotz des Vierradantriebs. Eine Menschentraube aus Piraten und Fischern hatte sich hinter der schweren Ladung gebildet und half dabei, das Gespann voranzubringen. Nabadoon rannte im Laufschritt zum gepeinigten Offroader und marschierte auf Höhe der Führerkabine im gleichen Tempo mit.
    Die Stadt Eyl lag ein paar Kilometer landeinwärts an einer Oase. Ein kleiner Fluss führte daran vorbei durch eine Schlucht hinunter zum Ozean und zum unberührten Strand südlich einer kleinen Fischersiedlung. Das Land war karg und felsig, die umliegenden Berge ähnlich des Tafelgebirgesin Kapstadt wie oben abgeschnitten. Der trockene Staub flimmerte in der Luft. Es war heiß, die Sonne brannte unerbittlich.  
    Trotz der unwirklichen Landschaft fühlte sich Nabadoon wie ein Kriegerkönig, der mit einer erbeuteten Karawane triumphal in seine Heimatstadt zurückkehrte. Bald

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