SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
mit Poesie zu tun hatte, genausowenig wie die Drug Enforcement Administration – die staatliche Drogenbehörde – bei welcher er gerade zu Besuch war.
Die geografische Nähe der beiden Kräfte, welche dem Justizministerium unterstellt waren, erleichterte die Planung von koordinierten Aktionen. Solche kamen am ehesten zustande, wenn besonders komplexe Fälle von Rauschgiftvergehen in Kombination mit organisiertem Verbrechen und massiven Gewaltakten vorlagen. Was es nicht alle Tage gab.
Entsprechend gespannt war der erfahrene Ermittler Havering jeweils darauf, was da auf ihn zukam, wenn er in die Zentrale des DEA gebeten wurde. Das anstehende Meeting würde aufdecken, was der Grund für seine Anwesenheit war. Auch dieses Mal hatte er nur einen einfachen Vermerk in seiner Digital-Agenda gefunden.
8.30 a.m. – DEA – conference room A28. Könnte sein, dass es mit meiner Meldung an die Jungs vom DEA zusammenhängt, die ich vorletzte Woche rausgegeben habe. Ich habe diese Angelegenheit bisher mit niemandem besprochen, schien mir extrem merkwürdig.
Bei den Ermittlungen in einem aufsehenerregenden Fall von Waffenschieberei und Drogenschmuggel in New York, bei dessen Drahtzieher es sich vermutlich um ein weißrussisches Unterweltsyndikat handelte, war er auf einen Hinweis gestoßen. Eine mysteriöse Transaktion eines umfangreichen Geldbetrages auf ein nicht genauer bezifferbares Offshore-Konto im Zusammenhang mit dem Begriff «Heaven’s Gate». Er hatte nicht rausgefunden, was es genau damit auf sich hatte, aber es war auf jeden Fall eine Aktennotiz wert gewesen.
Havering hatte bei der Drogenbehörde interveniert mit der Anfrage, ob es im Zusammenhang mit illegalem Drogenhandel einen weiteres Indiz mit diesem Begriff gegeben hatte bei Ermittlungen vom DEA.
Keine Ahnung, vielleicht hat das Meeting überhaupt nichts damit zu tun. Wow! Der Regen trommelt ganz schön gegen die Scheibe. Sauwetter.
Havering schaute sich im Raum um und dachte dabei an sein eigenes Büro.Der Ausflug zum DEA war auf jeden Fall eine willkommene Abwechslung zum Alltag mit Routinearbeit drüben in D.C. an seinem eigenen Schreibtisch. Den Bildschirm auf dem Pult hatte er in seinen 14 Dienstjahren zur Genüge angestarrt. Genauso wie die Wand dahinter, die für gewöhnlich mit Papierschnipseln, Fotos und Handnotizen vollgepappt war.
Die Tür ging auf. Ein Stimmengewirr, vermischt mit dem Poltern eiliger Schritte auf dem Fußboden und klingelnden Telefonen drang vom Gang herein. Eine unbekannte Männerstimme sagte «Okay, Alice, schauen Sie zu, dass wir die nächsten drei Stunden nicht gestört werden! Danke.» Damit war wohl Miss Taylor gemeint, die Verwaltungsassistentin, die ihn vor zehn Minuten in das Zimmer geleitet hatte.
Agent Anderson und Agent Baker traten ein, beide vom DEA. «Hey Havering, du alter Ganovenschreck! Alles klar?» Anderson lachte und kam mit Baker im Schlepptau um den Tisch herum, um ihn zu begrüßen. Havering stand auf. Er schüttelte den beiden die Hand. «Schön, euch zu sehen! Alles klar in Narkotika-Land?» Er hatte mit den beiden bereits bei anderen Gelegenheiten kurz zu tun gehabt. Es war nicht so, dass er sie besonders gut kannte, aber sie hatten auch schon ein paar Worte gewechselt.
Er wollte gerade etwas anfügen, als sein Blick wieder zur Tür wanderte, wo ein Mann mit finsterem Blick und Glatze erschienen war. Er war um die 40 Jahre alt und hatte helle Haut, die vor Kurzem etwas zu viel Sonne abbekommen hatte.
Hinter dem unbekannten Typen mit dem Sonnenbrand erschien ein weiterer Beamter, den Havering ebenfalls noch nie gesehen hatte. Ganz offensichtlich war er der ranghöchste Special Agent. Ein drahtiger Mann um die 45, dunkle Augen, grau meliertes Haar, strenger Ausdruck im Gesicht, Zornesfalte.
Anderson und Baker, die wieder angefangen hatten sich angeregt zu unterhalten, verstummten beim Anblick des älteren Kollegen. Ein ganz schönes Get-Together, wie es ausschaut. Da bin ich ja mal gespannt. Ich könnte wetten es hat gleich an mehreren Orten gekracht . Oder etwas Internes? Wohl kaum. In einem solchen Fall wäre ich eher fehl am Platz.
Die zwei unbekannten Männer kamen ebenfalls zu ihm herüber und stellten sich als Special Agents Sunderland und McMarsh vor. Die beiden schienen seine Anwesenheit eher zu dulden als zu schätzen.
McMarsh war der Graumelierte und der Stimme nach derjenige, der diese Miss Taylor vorher instruiert hatte. Er schien hier das Sagen zu haben.
Weitere Kostenlose Bücher