SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
Djamal zeigte darauf. Etwas Helles, nur wenig Kleineres hing unterhalb des grossen Dings. Ein Flattern lag in der Luft wie von einem Hubschrauber. Der Toyota war nun noch einen halben Kilometer von der Fischersiedlung entfernt. Der Rest des holprigen Weges zur den Hütten führte steil nach unten und ein kurzes ebenes Stück über die äußersten Dünen weiter am Flussbett entlang.
«Djamal! Was in Gottes Namen ist das?!», schrie Nabadoon verblüfft und zornig zugleich, während ihm vom Fahrtwind die Haare flatterten. Er konnte nicht genau erkennen, ob da wirklich ein Hubschrauber vor ihnen in der Luft hing oder ob er sich das nur einbildete. Der Wagen rumpelte die steile Passage hinunter und donnerte mit über achtzig Sachen der Siedlung entgegen. Zweihundert Meter weiter vorn waren bereits die dunklen Umrisse der Fischerhütten auszumachen.
«Ey Boss, keine Ah...»
In diesem Augenblick löste sich das flatternde Rotorengeräusch auf, während ein halbes Dutzend Feuerblitze in schneller Folge auf beiden Seiten des Weges vor ihnen aufblitzten. Dicht gefolgt von einem hämmernden Geschossregen vom Serienfeuer automatischer Waffen.
Es war, als träfen die Kugeln den Wagen alle auf einmal. Nabadoons Wahrnehmung verfiel mit einem Schlag in Zeitlupe. Bilder aus seiner Jugend jagten ihm durch den Kopf, manche tief aus seiner halbvergessenen Kindheit, während er sich hinter das Lenkrad zu kauern versuchte. Gleichzeitig spürte er, wie sein Oberkörper von mehreren Nägeln durchbohrt wurde. Etliche heiße Stiche auf Bauch und Brust. An Beinen und Armen.
Djamal neben ihm schrie auf, was ihm wie ein langgezogenes verzerrtes Brüllen erschien, Blut spritzte kreuz und quer durch die Führerkabine. Scherben zerschnitten ihre Gesichter.
Nabadoon riss das Steuer herum und fühlte sich plötzlich ganz leicht. Der Wagen hob ab und senkte sich in Richtung Flussbeet. Er sah die Böschung zwanzig Meter unter sich näherkommen. Dann wurde alles grellweiß.
Ganz leicht.
7
Der schwarze Black Hawk Transporthelikopter des DEA donnerte über das Meer. Es war früher Nachmittag. Ein Kampfhubschrauber vom Typ AH-64D Apache Longbow flankierte den Black Hawk auf seinem Flug entlang der afrikanischen Küste. Linkerhand war die karge felsige Wüstenlandschaft zu sehen, umgeben von staubigen Bergen. Rechts die glitzernde Oberfläche des indischen Ozeans, soweit das Auge reichte.
«Ausgerechnet die Sun Diamond ?!Das gibt’s doch gar nicht!» Agent McMarsh konnte es noch immer nicht fassen.
«Jep. Und das trotz der enormen Distanz zur Küste. Diese verdammte Piratenbrut kann wirklich überhaupt nichts abschrecken.» Agent Sunderland konnte seinen Ärger kaum in Zaun halten.
Die beiden Beamten der amerikanischen Drug Enforcement Administration sassen im mittleren Teil des Schwarzen Falken hinter dem Piloten und unterhielten sich angestrengt über Helmfunk.
«Sullivan ist okay sagen Sie? Der Mann hat Wochen auf offener See verbracht, ich hoffe, das Ganze hat ihm nicht allzu sehr zugesetzt.» McMarsh klang besorgt. «Nie gut für die Moral, wenn so was passiert. Und nicht gut für unsere Abteilung.»
«Der Junge hat Nerven aus Stahl, darum haben wir ihn ja auch für diesen Job ausgewählt. Der wird schon damit klarkommen», beruhigte Sunderland seinen Vorgesetzten. «Es ist ihm nichts zugestoßen, glücklicherweise.»
«Wenn diese Seeräuber-Kanacken erst mal richtig loslegen, kann das ganz schön düster enden, das wissen Sie so gut wie ich. Da haben wir noch mal Schwein gehabt.» McMarsh war das Wohl seiner Leute oberstes Gebot, denn er hasste nichts mehr als seinen Vorgesetzten den Grund für irgendwelche Personalverluste oder Rettungsmissionen darzulegen. «Trotzdem verdammt ärgerlich. Monatelange Arbeit für den Mülleimer. Zurück auf Feld eins! Wenigstens ist unser Mann nicht aufgeflogen.»
Sunderland nickte und war in Gedanken bereits einige Meilen voraus.
Eine halbe Stunde später erreichten die Hubschrauber ihr Ziel. Die Agenten konnten das riesige Frachtschiff nahe der Küste eindeutig erkennen, sowie ein kleineres Schiff nicht weit davon entfernt im Osten. Der Apache drehte ab und machte sich auf den Rückflug Richtung Süden.
Der Pilot des Black Hawk verlangsamte den Flug, schwenkte ein und setzte die Maschine kurze Zeit später an Deck der Monterey auf. Der Kreuzer der US-Navy lag in Sichtweite zum kolossalen Frachtschiff vor Anker. Rund zwei Seemeilen entfernt befand sich die
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