SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
Zumindest der Stille im Raum nach zu schließen, die sich seit seinem Erscheinen breitgemacht hatte.
McMarsh machte keine Anstalten, die Führung des Meetings zu übernehmen und die Beratung zu eröffnen. Stattdessen setzten sich alle vier DEA-Männer in ihren dunklen Maßanzügen, weißen Hemden und unifarbenen Krawatten gegenüber von Havering an den ovalen Sitzungstisch. Sunderland blickte verstohlen auf die Uhr; er wirkte nervös.
08.29 Uhr. Sunderland schwitzt, einige Tröpfchen haben sich unter seiner Uhr am Handgelenk angesammelt. Was ist bloss mit dem los? Und wo hat der sich einen derartigen Sonnenbrand eingefangen mitten im April?
Der Eingang stand immer noch offen. Die Person, die zuletzt den Raum betrat und die Tür hinter sich schloss, hätte Havering nicht im Traum erwartet.
Das ist doch ...!
Er stand ruckartig auf, wie alle restlichen Männer am Tisch. Havering unterdrückte seine Verblüffung, versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Er wollte auf keinen Fall riskieren, dass sein Ruf als eiskalter Analytiker bereits in den ersten fünf Minuten den Bach runter ging.
Der hochgewachsene, hagere Mann mit Bürstenschnitt trat in die Mitte des Raumes zwischen Tisch und Leinwand, wandte sich an die versammelten Beamten. Seine Stimme klang eindringlich und bestimmt. «Guten Morgen, die Herren!»
«Guten Morgen, Sir!» Die Erwiderung kam wie auf Kommando von allen anwesenden Ermittlern gleichzeitig.
Vor ihnen stand niemand geringeres als der Chief Inspector der DEA, Walter Benjamin – einer der mächtigsten Männer der Rauschgiftbehörde und Gebieter über fast 11'000 Beamte. Haverings Kollegen drüben beim FBI nannten den drahtigen Mann Ende fünfzig mit der grollenden Stimme nur den General.
2
Der Chef-Ermittler fasste jeden einzelnen von ihnen kurz ins Auge, bevor er sein Plädoyer eröffnete. «Ich begrüße Sie zu unserer heutigen außerordentlichen Besprechung. Ich hatte bisher noch nicht das Vergnügen, mit jemandem von Ihnen persönlich zu arbeiten. Ich hoffe trotzdem, Sie sind alle voll bei der Sache, denn ich benötige Ihre höchste Aufmerksamkeit und Konzentration.»
Er ließ seinen Blick nochmals in die Runde schweifen und senkte seine Stimme.
«Einige bestimmte Vorfälle in den letzten vierzehn Tagen, auf welche wir später zu sprechen kommen, haben mich zur Einberufung dieses Meetings bewogen. Die Informationen, welche wir in den nächsten Stunden gemeinsam durchgehen, gehören der höchsten Geheimhaltungsstufe an und dürfen diesen Raum auf gar keinen Fall verlassen.»
Die anwesenden Ermittler nickten.
«Ich heiße im Speziellen unseren Kollegen vom FBI willkommen, Special Agent Havering.» Der General schaute den Analytiker mit seinem durchdringenden Blick an, Havering erwiderte ihn und äusserte ein angemessenes «Vielen Dank für Ihr Vertrauen, Sir. Gerne zu Diensten» .
«Wir haben zu danken. Gibt es bis hier irgendwelche Unklarheiten?» Benjamin betrachtete dies scheinbar als eine rhetorische Frage, denn er fuhr sogleich mit dem Briefing fort. «Agent Havering: Betreffend Ihrer Anfrage, haben Sie da noch mit jemandem darüber gesprochen?»
«Nein, die Notiz schien mir eher nebensächlich, trotzdem wollte ich erst Genaueres erfahren, bevor ich es in meine Ermittlungsberichte einfließen lasse.» Havering klang bestimmt, aber vorsichtig.
«Sehr gut. Ich denke wir werden heute etwas Licht in diese Angelenheit bringen. Agent Sunderland und McMarsh, ich hoffe, Sie sind gut gereist. Darf ich bitten?»
Der General setzte sich an den Kopf des Tisches. Die beiden aufgerufenen Beamten nahmen seinen Platz vor den versammelten Ermittlern ein und stellten sich zu beiden Seiten der Leinwand auf. Ein Projektor wurde eingeschaltet, der Raum leicht abgedunkelt. McMarsh begann mit seinen Ausführungen. Zum Einstieg rief er auf seinem Laptop eine Folie auf, welche eine Weltkarte auf die Leinwand brachte, versehen mit einigen Routen und Richtungsangaben.
«Die meisten dieser Routen muss ich Ihnen nicht mehr im Detail erklären. Über die Rauschgift-Transporte auf dem Luftweg in Kleinflugzeugen von Südamerika nach Westafrika, und von da via Schiff und anderen Wegen nach Europa, wissen wir inzwischen recht gut Bescheid. Zwar können wir nur beschränkt dagegen vorgehen, aber zumindest kennen wir die Pfade des Feindes.»
Er scheint den Ausdruck «Krieg gegen das Rauschgift» ziemlich wörtlich zu nehmen, dachte Havering.
McMarsh wich von Afrika
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