SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
ab und kreiste mit seinem Laser-Pointer über die Küste Floridas, die Südstaaten, den Pazifik und Mexiko. «Auch viele der mannigfaltigen Arten der Einfuhr in unser Land in Privatautos oder Lastwagen via Mexiko sind uns bekannt, welche geschätzte 90 % der gesamten Einfuhrmenge ausmachen. Die neusten Tricks mit den Mini-U-Booten auf dem Seeweg entlang unserer Küsten haben wir ebenfalls je länger je besser im Griff.»
McMarsh räusperte sich und trat näher an die Leinwand.
«Bekannterweise gelangt immer noch zuviel von dem Zeug illegal über unsere Grenzen – wie natürlich auch via Afrika nach Europa – aber es handelt sich dabei um keine völlig unbekannte Größe mehr. Oder besser gesagt: «handelte». Denn das hat sich leider vor einiger Zeit geändert. Agent Sunderland?»
Sunderland, der auf der anderen Seite der Leinwand Aufstellung genommen hatte, fuhr fort. Er konnte seine Nervosität nicht ganz verbergen, sprach hastiger als nötig. «Vor rund einem Jahr haben wir erstmals Gerüchte über einen neuartigen Transportweg für Rauschgift der kolumbianischen Drogenkartelle aufgeschnappt. Aus verschiedenen unabhängigen Quellen haben wir verlässliche Informationen erhalten, dass in unregelmäßigen Abständen riesige Mengen reines Kokain auf einen Schlag die geheimen Depots verließen. Jeweils sechs bis acht Tonnen auf einmal.»
Die zuhörenden Beamten schauten sich verwundert an. Uff! Eine beachtliche Menge Feinstaub. Havering staunte nicht schlecht.
Sunderland fuhr fort: «Bisher wussten davon nur Leute unseres Teams in Kolumbien, wir wollten mit einem offiziellen Bericht warten, bis wir Näheres wissen. Anscheinend hatten die cleveren Schergen der Drogenbarone einen neuen Weg gefunden, um ihre Ware in die Welt hinaus zu schippern.
Es war jedoch zu Beginn nahezu unmöglich, auch nur das kleinste Detail über die Sache in Erfahrung zu bringen. Jeder Informant, der uns gegenüber auch nur ansatzweise andeutete, etwas darüber zu wissen, verschwand innerhalb von kurzer Zeit. Einzig der Begriff «Heaven's Gate», eine Art Codewort, tauchte im Verlauf der Monate ein paar Mal auf, was wir aber für ein Gerücht hielten. Entstanden aus dem Hirngespinst irgend eines durchgeknallten Straßenjunkies, der zu viele Abenteuerromane gelesen hatte. Oder irgend eines hängengebliebenen Fanatikers mit Affinität für Drogen und Bibeln. Wie auch immer. Die Straße mit ihrem Gesindel blubbert ständig, nur um bei der erstbesten Gelegenheit irgendwelche Verschwörungstheorien auszuspucken.»
Er zog die Augenbrauen nach oben.
«Es wurde gemunkelt, dass die Drogenbarone ihre Pforte zum Himmel gefunden hatten, womit natürlich die neuste Schmuggelroute gemeint war. Wir hielten es für dummes Zeug. Typischer Fall! Wir hatten in dem Sinn wie gewöhnlich nicht keine Informationen, sondern zu viele. Allerhand wirres Zeug. Wussten nicht genau, wonach wir filtern sollten.» Sunderland schaute einen Moment auf den Boden und räusperte sich. McMarsh wechselte die Leinwandprojektion zu einem Satellitenbild der Nordwestecke von Kolumbien. Sunderland fuhr fort: «Unser Team in Bogotà, wo auch Agent McMarsh und ich selbst stationiert waren, tappte also eine ganze Weile im Dunkeln, bis ein Informant im Hafen von Buenventura an der Pazifikküste unserem Mann vor Ort einen ziemlich kostspieligen, aber umso wertvolleren Tipp lieferte. Ein gelber 40-Fuss-Containter, bis zum Rand gefüllt mit reinstem Kokain, war auf dem Weg zum Verladekran und würde vier Tage später auf dem Frachter Sun Diamond in Richtung Asien auslaufen.
Das in Panama registrierte Schiff war von Vancouver her der Westküste entlang nach Kolumbien gekommen. Die weitere Route führte über den Pazifik nach Osaka, Singapur und von da nach Südwesten – nach Dar Es Salaam in Tansania. Der größte Hafen und Hauptgüterumschlagplatz für ganz Ostafrika. Die weitere Route ab da war vorerst unbekannt, auch das sollte Sullivan rausfinden.»
McMarsh schaltete zum nächsten Slide mit einem Personalbild des eben genannten Agenten, gefolgt von diversen Satellitenaufnahmen der aufgezählten Anlegepunkte der Route. Dann einige Aufnahmen der afrikanischen Ostküste mit einem Anteil indischen Ozeans, welche er stufenweise aufzoomte. Ein Frachtschiff von oben war darauf zu erkennen, das trotz seiner kolossalen realen Größe an ein längliches buntes Laubblättchen in einem Tümpel erinnerte.
«Bevor die Sun Diamond den Hafen von Buenventura verließ,
Weitere Kostenlose Bücher