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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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Monfils noch nicht eingepackt hatte. Eine weiß gerahmte postkartengroße Schwarz-Weiß-Fotografie einer jungen Frau um die 30 Jahre alt. Ein hübsches Lächeln, dunkles Haar, mandelförmige helle Augen. Geschmack hast du, kleiner Bruder! Das muss man dir lassen. Liegt wohl in der Familie.  
    Tony nahm das Bild in die Hand und drehte es um. Auf die Abdeckplatte hatte jemand von Hand etwas draufgekritzelt. Tony erkannte Carls Handschrift.  
    «Meine liebste Julie  
    Orchideen und Rosen welken dahin;  
    einzig die weiße Lilie so lieblich und fein;  
    währt für immer wie dein Anmut in meinem Herzen.  
    In ewiger Liebe  
    Carl.»
    Tony wunderte sich nicht wenig. Carl war zwar ein Schreiberling, aber bestimmt kein Poet.  
    Oder hat Paris dich etwa in einen romantischen Herzensbrecher verwandelt?  
    Ganz zuunterst rechts in der Ecke stand ein weiterer Vermerk, ziemlich klein.  
    « Vis-à-vis Déko Rue Joseph De Maistre 34.» Das wird ihre Wohnadresse sein. Keine Telefonnummer. Ich werde sobald als möglich da vorbeischauen. Besser ich nehme das Bild gleich mit.
    Als er das Foto aus dem Rahmen nahm, fiel etwas zu Boden. Tony hob es auf. Es handelte sich um eine buchseitengroße Schablone aus dünnem grauen Karton, die etwa drei Dutzend kleine rechteckige Löcher aufwies. Oben links war ein «T» säuberlich draufgezeichnet worden.  
    Eine Lochkarte? Merkwürdig! Scheint von Hand hergestellt.  
    Er steckte sie zusammen mit der Fotografie in die Innentasche seines Vestons und machte sich daran, die Sachen von Carl wieder aus den Kisten im Wohnzimmer auszupacken.  
    Tony hielt nach möglichen Hinweisen Ausschau, wohin sein Bruder sich abgesetzt haben könnte. Neben vielen Büchern, von denen er keines kannte, befanden sich auch allerhand Kleidungsstücke, DVDs, einiges an Schreibzeug, Kochutensilien, wenig Geschirr und ähnlicher Haushaltskram darunter. Nichts, was weitere Aufschlüsse erlaubt hätte. Auch die Durchsuchung der anderen Kisten brachte ihn nicht weiter. Er schaute unter allen Kissen, in den Polsterspalten des Sofas, in allen Schränken und Möbeln nach. Er tastete die Matraze ab. Nichts.  
    Tonys Durchsuchung des Apartments hatte mehr als zwei Stunden in Anspruch genommen. Das einzig wirklich Nützliche, was er gefunden hatte, war ein kompakter schwarzer Sportrucksack einer Outdoor-Marke, den er neben seinen Koffer platzierte. Er packte ein paar von Carls T-Shirts und zwei paar Jeans hinein. Für den Fall dass ich mal in der Stadt unterwegs bin in den nächsten Tagen, ohne dass ich wie ein blasierter Banker ausschaue.  
    Er legte sich auf das Bett. Kaum ruhte sein Kopf auf dem nach Blumen duftenden Kissen, driftete er auch schon weg.  

    Das Piepsen seines Mobiltelefon-Weckers riss ihn aus seinem Power-Nap. Er fühlte sich immer noch erschöpft, aber frischer als vorher. Die lähmende Schwere des Hirn-frittiert-Gefühls in seinem Kopf hatte etwas nachgelassen.  
    Er erhob sich vom Bett und genehmigte sich eine lange warme Dusche im schön renovierten Badezimmer der Dachwohnung. Er rasierte sich   sorgfältig und warf einen Blick auf seine Uhr.  
    17.36. In einer knappen Viertelstunde erwartet mich Madame bereits zum Diner. Da bin ich ja mal gespannt. Mann, ich könnte ein Nilpferd verschlingen!
    Er betrachtete sich im Spiegel. Unter seinen Augen fanden sich ansatzweise erkennbare dunkle Ringe, die erfahrungsgemäß schnell einmal nachlassen würden mit zunehmender Wachheit. Sein markantes Gesicht sah zufriedenstellend aus, seine dunkelbraunen Augen waren wach.  
    Vielleicht mache ich später noch einen Spaziergang zur Adresse dieser hübschen Julie, dann weiß ich wenigstens schon wo ich sie finde. Den Kopf lüften mit einer Tour durch das schöne Paris – wird mir gut tun. Wie sie wohl reagieren wird, wenn sie den älteren Bruder ihres Geliebten kennenlernt? Oder ihres Ex-Geliebten? Wer weiß was da passiert ist.
    Er strich seine nackenlangen dunklen Haare mit etwas Gel zurecht, zog sich seinen hellgrauen Maßanzug an, den er in der Hülle mitgebracht hatte auf die Reise, und machte sich auf den Weg nach unten. Es duftete lecker im Gang. Weißweinsauce. Frischer gedämpfter Spinat mit Knoblauch. Hm …  

    3

    Das Essen war überaus köstlich, und an die Gesellschaft von Madame Lefebre hätte sich Tony ebenfalls gewöhnen können. Sie unterhielten sich über Paris, über Tonys Firma und amüsierten sich über die Unterschiede zwischen Europäern und Amerikanern.  
    Oder besser gesagt,

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