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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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New Yorkern, was nicht ganz auf dasselbe hinauskommt.  
    Tony kam nicht umhin, seine Gastgeberin und den Raum mit aufrichtigem Interesse zu mustern, die ambience des feinen Gedeckes, der Kerzen, des Wohnzimmers richtiggehend aufzusaugen. Und den Anblick der Dame zu genießen, die ihm gegenüber saß.  
    Ihr Parfum. Perfekt!
    Als sich eine gewisse Vertrautheit entwickelt hatte, fragte er sie nach dem Duft. Wie ein alter Detektiv, der innerhalb von zehn Minuten mit einer potenziellen Zeugin eine Atmosphäre vollsten Vertrauens schafft, und dann ungeniert nach dem Eingemachten greift.  
    «Sagen, Sie, Madame, ich hoffe, Sie nehmen mir die Frage nicht übel. Ihr Parfum. Eine Einzelanfertigung? Überaus raffiniert, Kompliment!»
    Madame Lefebre lachte kurz auf. Sie schien von seiner Avance ehrlich geschmeichelt und wusste wie jede Frau mit wahrer Klasse richtig damit umzugehen. Sie fiel nicht gleich in Ohnmacht und fragte auch nicht verunsichert, ob das jetzt ernst gemeint sei.
    «Sie scheinen über einen feinen Geruchssinn zu verfügen. Ja, es ist mein Abendduft. Ich habe diese Kreation vor Jahren für mich herstellen lassen. Es unterscheidet sich vom Tagesduft – übrigens auch eine Maßkreation — in der etwas schwereren Rosen-Note.»
    Tony war ehrlich beeindruckt. So etwas hatte er nun wirklich noch nie gehört. Geschweige denn geschnuppert. «Wow, ich bin beeindruckt!»  
    Er schaute ihr zu, wie sie sich wieder ihrem Hauptgang zuwandte, einem Chateaubriand an Rotweinsauce mit Ofenkartoffeln und frischem Gemüse. Sie hatte sich richtig hübsch gemacht für ihre geschäftliche Besprechung und schien ein nahezu perfektes Gespür für die richtige Dosis erotische Ausstrahlung für jede Lebenslage zu besitzen. Ihr Ausschnitt war etwas tiefer als bei Tonys Ankunft am Nachmittag. Die Haut ihres Dekolletés schimmerte mattseiden wie der Stoff ihres kobaltblauen Kleides. Der zweite Saum verlief knapp unter dem Ansatz ihrer Brüste, ohne übermäßig aufreizend zu wirken.  
    Tony versuchte, sich abzulenken. Ob Carl wohl auch ab und zu mit ihr hier gesessen hat? Gut möglich. Ob er ihr erlegen ist? Bei all der Liebe zu Julie wohl eher nicht.  
    Tony aß seinen Teller leer und ließ sich Sophies Offerte – sie hatte ihm inzwischen das Du angeboten – für eine zweite Portion nicht entgehen.
    Nach dem Dessert und einem Café au lait kamen sie auf den geschäftlichen Teil ihres Abends zu sprechen.  
    Sophie wusste nicht viel mehr über Carls Pläne vor seinem Verschwinden als Tony. Auch in den vier Jahren, die er hier gewohnt hatte, war Tonys Bruder scheinbar mehr mit Arbeit und der Beziehung zu Julie beschäftigt gewesen, als dass er mit seiner Vermieterin allzu viel geredet hätte. Anscheinend hatte er oft auswärts übernachtet. Sophie meinte, sie hätte Julie nur ein einziges Mal im Haus angetroffen, zwei Monate vor Carls Abreise.
    «Natürlich habe ich mich auch nicht speziell um das Privatleben von Monsieur Levine gekümmert, aber die junge Frau war auf jeden Fall eine sehr charmante und freundliche Erscheinung. Ich glaube sie war auch Journalistin?» Sie fragte mehr sich selbst als Tony, der offensichtlich keine Ahnung hatte, wer diese Julie war. Er zuckte mit den Schultern, als sie fortfuhr.
    «Auf jeden Fall habe ich sie nie mehr gesehen. Auch nicht, nachdem Ihr Bruder das Haus verlassen hat.»
    Tony mochte Sophie nicht allzu stark bedrängen, was Informationen zum Verbleib seines Bruders betraf, sie konnte ihm diesbezüglich offensichtlich nicht viel weiterhelfen.  
    Sie kamen auf die Dachwohnung zu sprechen und einigten sich darauf, dass Tony die nächsten drei Monatsmieten bar bezahlen und weitere drei nachreichen würde. Tony versprach, sich auf jeden Fall bei Sophie zu melden, wenn er mehr über den Verbleib von Carl herausgefunden hatte. Nach einem weiteren Kaffee verabschiedete sich Tony mit der Bitte an Sophie, sie möge ihm doch erlauben, sich zu revanchieren mit einem Abendessen in einem Lokal ihrer Wahl.  
    Sie antwortete ihm mit einem dahingehauchten «Maybe». Ihr französischer Akzent verfehlte die bezaubernde Wirkung keineswegs.

    4

    Tony trat auf die Straße, es war gegen halb neun Uhr abends. Er hatte oben in der Wohnung einen Schirm aus Carls ehemaligem Besitz, sein eigenes Mobiltelefon und seinen dunklen Mantel geholt, der ihm bis zu den Knien reichte. Nachdem er in seinem Büro angerufen und alle Termine dieser Woche hatte verschieben lassen – in New York war erst früher

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