SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
Tony in das antike, fein dekorierte Treppenhaus, wies ihm einen Platz an, wo er seine Sachen deponieren konnte. Er bedeutete ihm, zu warten. Danach ging er eiligen Schrittes die Treppe nach oben und rief nach der Hausherrin.
Tony begutachtete die säuberlich renovierte Decke und die präzise Zimmermannsarbeit der Treppen. Interessantes Objekt! Ich könnte ich glatt schwach werden. Vielleicht sollte ich es kaufen.
Kurze Zeit später erschien Gerard wieder oben im ersten Stock und winkte Tony zu sich herauf. Dieser erklomm ebenfalls die Treppe und wurde vom Hausmeister in das Entrée einer luxuriösen Stadtwohnung geleitet. Ein geschmackvoller Mix aus modernen und antiken Möbeln schmückte die hohen Räume. Tony folgte Monfils ins Wohnzimmer und erblickte eine schlanke Gestalt, die mit verschränkten Armen am Fenster stand. Sie hatte ihnen den Rücken zugewandt und schaute hinunter auf die Straße.
«Madame Sophie? Monsieur Levine ist jetzt da», sagte Gerard, «Monsieur, ich werde die restlichen Sachen Ihres Bruders erst mal oben stehen lassen. Und die Kisten wieder raufbringen, welche unten stehen. So wie ich Sie verstanden habe ist das in Ihrem Sinn.» Er verabschiedete sich.
Die Frau am Fenster drehte sich um. Tony staunte nicht schlecht. Sie war um die 45 Jahre alt, gross, hatte langes dunkelbraunes Haar und war in feine dunkle Stoffe gekleidet. Nicht zu adrett, nicht zu eng und doch attraktiv. Sie trug schwarze High Heels und ein kostbares Collier um den Hals. Sie trat ihm mit einem kühlen Lächeln auf ihrem hübschen Gesicht entgegen und streckte ihm ihre mit Diamanten beringte Hand entgegen. Rote Nägel. Hellblaue Augen. Gefährlich!
«Mister Levine? Sehr erfreut. Was kann ich für Sie tun?»
«Bonjour, Madame. Bitte entschuldigen Sie die Störung. Ich suche meinen Bruder, können Sie mir sagen, wo er sich aufhält?»
Sie senkte den Blick und ging hinüber zur Hausbar. «Tja, da kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen. Er hat nicht gesagt, was er vorhat. Es hatte wohl etwas mit seiner Arbeit zu tun. Möchten Sie etwas trinken? Cognac?»
«Hm, gerne, ja. Ähem, ach so. Merkwürdig! Würde es Ihnen etwas ausmachen, den Mietvertrag noch einige Monate zu verlängern? Ich werde die Miete auf der Stelle bezahlen, in bar, wenn Sie wünschen.»
«Oh, nun ja. Dagegen ist eigentlich nichts einzuwenden. Ich werde die Dachwohnung nicht mehr neu ausschreiben. Haben Sie schon ein Hotel, Monsieur Levine?» Sie kam zu ihm zurück, übergab ihm den Schwenker mit dem goldenen Destillat. «Santé!»
«Cheers! Nein, mein Flug ist erst vor zwei Stunden gelandet. Ich bin direkt mit dem Taxi hierhergefahren. Carl hat mir diese Adresse vor Jahren angegeben, wir hatten nicht viel Kontakt in letzter Zeit. Eine dumme Streitsache.» Tony spürte, wie das Unbehagen und die Reue wieder in ihm aufstiegen.
«Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen das Bett in Carls Wohnung herrichten lassen. Bleiben Sie länger?» Madame Lefebre schaute ihm tief in die Augen. Tony konnte sich ihrem Bann nur schwer entziehen.
«Das kann ich noch nicht sagen, ich werde ein paar Nachforschungen anstellen müssen. Aber ich habe nicht vor, lange in Paris zu bleiben. Ich habe ein Beratungsunternehmen in New York, um das ich mich auch bald wieder kümmern sollte.»
« Ah, interessant! In welchem Bereich denn?»
«Investment, Anlageberatung, Verwaltung von Depots.»
«Hm …, exciting.» Madame Lefebre zwinkerte ihm zu und lächelte. Tony riss sich zusammen, um der Anziehungskraft dieser anmutigen Grande Dame nicht zu erliegen. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er mit Brigitte Bardot in ihren besten Jahren plauderte. «Ach ja, und vielen Dank für das Paket.»
«Gern geschehen. Dann haben Sie es also erhalten? Das freut mich. Ihr Bruder hatte mich angewiesen, es abzusenden, sollte er nicht innerhalb von acht Monaten wieder auftauchen. Und er hat mich außerdem ausdrücklich gebeten, auf keinen Fall mit sonst jemandem darüber zu sprechen oder auf eine andere Art mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Das habe ich mir gut eingeprägt, aber um ein Haar hätte ich das Paket vergessen, ich war wohl etwas zu spät damit. Das ist normalerweise nicht meine Art. Unverzeihlich! Das tut mir schrecklich leid. Bitte nehmen Sie doch meine Gastfreundschaft an, quasi als Wiedergutmachung. Es wäre mir viel daran gelegen.» Ihr schien die Sache ehrlich unangenehm.
«Natürlich, kein Problem! Acht Monate sind eine lange Zeit, da kann leicht etwas vergessen gehen.
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