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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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in diesem Raum befand, was nicht mindestens vierzig Jahre alt war. Einmal abgesehen von den Büchern vielleicht.
    Gerard war hinter ihn getreten. «Wollen wir oben nachschauen? Ich hoffe die Kisten sind noch nicht aussortiert worden.»
    Tony erwachte aus seiner Schatzinsel-Trance und nickte. Ich darf auf gar keinen Fall zulassen, dass irgendwas aus Carls Wohnung hier verschwindet! Höchste Zeit, dass ich da bin!
    Monfils ging voraus in Richtung hinterer Teil der Halle, an deren Seiten zwei Treppen nach oben auf eine erhöhte Estrade führte. Oben war ein Klimpern und ein gelegentliches Poltern zu hören.
    Auf der Estrade angekommen erblickte Tony ein altes gebücktes Männchen, der ihm wie ein Zwerg vorkam, der tief in den Bergen eine ganze Höhle voller Schätze angesammelt hatte. Monfils stand neben dem Wicht und flüsterte ihm etwas ins Ohr, während er auf Tony und die Kisten zeigte, die zu Carls ehemaligem Besitz gehörten. Das Männchen schien ganz und gar nicht erfreut und zog ein Gesicht wie hundert Tage Regenwetter. Tony ging auf ihn zu. «Gestatten, Anthony Levine. Sehr erfreut!» Tony bemühte sich, sein bestes Französisch auszupacken.
    «Ächz! Was wollen Sie? Neureiche Armleuchter mag ich gar nicht. Wenn Sie die drei Kisten zurückwollen, müssen Sie schon ordentlich was hinblättern.»
    Gerard schien das Ganze sichtlich unangenehm; er zog sich in den anderen Teil der Estrade zurück. Tony war sich nicht ganz sicher, ob er den alten Mann richtig verstanden hatte bis ins Detail. Er hatte einen merkwürdigen Dialekt. Vielleicht Südfrankreich? Er stank nach billigem Schnaps.  
    «Immer mit der Ruhe! Kein Problem, ich werde bezahlen. Wo sind die Sachen?»
    «Erst will ich die Kohle sehen! Immer dasselbe. Erst bringen sie was her, dann kommt wer und will es zurück. Merde!» Der Mann stampfte mit seinem Gehstock auf den Boden und schaute Tony argwöhnisch an. Dieser holte seine Brieftasche hervor und erwiderte den Blick des Kauzes.  
    «Dö-Ssonng-Sssänggontt!», zischte der Alte.
    250 Euro?! Der ist ja nicht bei Trost!  
    Tony verhandelte. «Ich gebe Ihnen 150. Ganz sicher wesentlich mehr als die Ware wert ist.»
    «250! Keinen Euro-Cent weniger. Außerdem hätte ich da noch einen wunderschönen Degas. Den bekommen Sie für 100 obendrauf dazu.»
    «Was soll ich mit einem Degas?» Tony starrte auf die billige Kopie.
    «Nehmen Sie's oder lassen Sie’s! Die drei Kisten gibt’s nur mit dem Degas.»
    Tony spürte eine Lust in sich aufsteigen, dem alten Säufer seine letzten vier Zähne auszureißen. «Na schön. Hier sind die 350.»  
    Der Alte packte die Geldscheine, deutete mit der Hand schwenkend auf die hintere Ecke der Estrade, wo die drei Kisten gestapelt waren, und stapfte, ohne aufzuschauen, von dannen.  
    Tony rief Gerard zu sich und bat ihn, ihm mit dem Rücktransport zu helfen. Gemeinsam hievten sie die Kisten hoch und schleppten sie in Richtung Ausgang. Just bevor sie den Gang erreichten, erklang die Stimme des Alten noch mal. «Vergesst euren Degas nicht!»
    Das Geschmiere kannst du dir sonstwohin stecken, du alter Lump!  
    Tony schnaubte verächtlich, Gerard errötete. Auch er hatte scheinbar nicht mit einer derart schamlosen Habgier des Zwerges gerechnet.  
    Als Tony auf dem Beifahrersitz von Monfils' Wagen sitzend den düsteren Hinterhof hinter sich ließ, wurde er den Eindruck nicht los, dass der Zwerg seine Schätze gar nicht verkaufen wollte. Es reichte ihm scheinbar, alle paar Wochen einen seiner Kunden über den Tisch zu ziehen. Irgendwann wird die Hütte wahrscheinlich explodieren, und ein Regen von antiken Scherben und Splittern wird sich über ganz Paris ergiessen.  

    2

    Nach kurzer Fahrt und einer weiteren anstrengenden Schlepperei standen die drei Kisten aus dem Gebrauchtwarenladen und die zwei, die Monfils vor dem Mittag im Auto verstaut hatte, wieder auf dem Wohnzimmerboden in Carls ehemaliger Wohnung. Der Franzose verabschiedete sich. Ich brauche jetzt erst mal ein Nickerchen und eine Dusche. Tony fühlte sich ausgebrannt und müde. Der Flug und die ganze Aufregung hatte Energie gekostet.  
    Er ging ins Schlafzimmer und realisierte, dass jemand in der Zwischenzeit Carls grosses Doppelbett neu bezogen hatte. Am Boden stand eine Kiste, halb gefüllt mit Büchern und alten Zeitungen. Gerard war offensichtlich gerade damit beschäftigt gewesen, die letzten Habseligkeiten von Carl zu verpacken, als Tony aufgetaucht war.  
    Auf dem Fenstersims stand ein Gegenstand, den

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