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Summer Sisters

Titel: Summer Sisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares Nina Schindler
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und dachte an die Empfehlungen ihres Vaters, welche Gerichte hier gut waren und welche eher nicht.
    Sie sah sich im Restaurant um und bewunderte die routinierten, schnellen Bewegungen der Hilfskellner. Das waren Erwachsene, Profis, die genau wussten, was sie taten - ganz anders als die Amateure im Surfside . Am liebsten wäre sie in die Küche gegangen, um den Leuten hier ein paar Tricks abzuschauen.
    »Und, wie ist dein Job?«, fragte ihr Vater und fuhr sich durch die fast ergrauten Haare mit den Geheimratsecken. Nur ein letzter Rest von Rotblond verriet, von wem Jo ihre Haarfarbe geerbt hatte. Er trug einen dunklen Anzug und sah sehr gepflegt aus, genau wie der erstklassige Spitzenchirurg, der er war.
    Jo konnte sich nicht daran erinnern, dass sie ihm von dem Job erzählt hatte. Hatte ihre Mutter davon gesprochen? Hatten sich die beiden über sie unterhalten?
    Wie konnte sie das herausfinden? Was für einen Job hab ich denn?, könnte sie ihn fragen. Wie heißt denn das Restaurant, in dem ich arbeite? Sie stellte sich vor, wie er wie in einer Quiz-Show Fragen nach ihrem Leben zu beantworten versuchte.
Sie konnte den lauten Summton hören, wenn er eine falsche Antwort gab.
    »Ganz gut«, sagte sie.
    Sie stellte ihn nicht auf die Probe.
    »Schön.«
    Er sah blass aus und zuckte immer zusammen, als wäre der Lärm im Restaurant etwas, das er noch nie zuvor erlebt hatte. Wahrscheinlich arbeitet er viel zu viel, dachte Jo.
    Sie starrten weiter in ihre Speisekarten. Als der Kellner kam, sah ihr Vater sie auffordernd an. Er war in den Südstaaten groß geworden und ein perfekter Gentleman, also würde er sie eher mit der Gabel piken, als sein Essen vor ihr bestellen.
    »Ich nehme die Enchiladas verdes«, verkündete Jo und nahm sich ein Nacho aus der Schale auf dem Tisch. Widerstrebend gab sie dem Kellner ihre Speisekarte.
    Als auch ihr Vater bestellt hatte und der Kellner verschwunden war, saßen sie wieder schweigend da. Ihr Vater rückte sein Besteck hin und her, und Jos Kehle war so trocken, dass sie das Nacho nicht herunterschlucken konnte.
    »Jo.«
    »Ja.«
    »Ich möchte mit dir über etwas reden.«
    Jetzt kam es. Sie wollte ihm eigentlich nicht erlauben, über dieses Thema zu sprechen, aber sie konnte auch nicht aufstehen und weggehen.
    »Es betrifft deine Mutter und mich.«
    Sie kaute.
    Mich auch , wollte sie sagen. Meine Mutter und dich und mich. Wenn man ein erstklassiger Spitzenchirurg war, sollte man bis drei zählen können. Sie hatte immer nur die Hälfte ihrer Mathehausaufgaben gemacht und war keine erstklassige Spitzenchirurgin, aber sogar sie konnte das.

    Ihr Vater verrückte weiter die Gegenstände auf dem Tisch, das Besteck, sein Tischset, sein Glas.
    »Wir wollen... wir werden in diesem Sommer versuchen, getrennt zu leben.«
    Jo steckte sich noch ein Nacho in den Mund. Vielleicht konnte man zwei leichter runterschlucken als eins.
    »Deine Mutter bleibt mit dir im Strandhaus und ich werde die Ferien über hierbleiben.«
    »Hier, in diesem Restaurant?« Schon während sie das sagte, wünschte sie, sie hätte es nicht getan.
    »Zu Hause, Jo.«
    »Das hört sich nicht nach einer großen Veränderung an«, sagte Jo.
    Wenigstens war er geduldig. Das war momentan seine einzige Stärke - dass er nicht auf ihre Sprüche reagierte, egal wie frech sie waren.
    »Wie ich schon sagte: Es ist probehalber«, fuhr ihr Vater fort und putzte seine Brillengläser mit der Serviette.
    Einen Moment lang sah sie seine Augen ohne die gläserne Barriere der Brille. Sein Blick war aufrichtiger und trauriger, als sie gedacht hätte, und sie schaute schnell wieder weg.
    »Im Herbst wollen wir noch mal darüber nachdenken. Falls wir entscheiden, dass eine Trennung notwendig ist, werde ich in der Nähe unseres Hauses eine Wohnung mieten. Was immer auch geschieht, du wirst weiterhin im Haus wohnen können.«
    War das wichtig für sie?, überlegte Jo. Im Haus wohnen zu bleiben? Und wer entschied eigentlich darüber, was notwendig war? Was bedeutete notwendig ? Ihr Vater wollte nicht zugeben, dass seine Bedürfnisse entscheidend waren und nicht ihre. Er versuchte, es so klingen zu lassen, als wäre es etwas Unabänderliches, aber das war es nicht. Ihre Eltern hatten es sich so ausgesucht.

    »Wir werden uns immer noch sehen. Es gibt keine großen Veränderungen.«
    Falls wir beiden uns sehen, wäre das eine sehr große Veränderung , dachte sie, aber sie schwieg.
    Das Essen kam. Jo zerteilte sorgfältig ihre Enchiladas und pickte die

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