Summer Sisters
Fleischstücke auf.
»Ich verstehe«, sagte sie beiläufig. »Geht schon in Ordnung. Keine große Veränderung. Du kommst nicht ins Strandhaus. Du lässt dich von Mom scheiden oder auch nicht.« Sie zuckte die Achseln, aber sie aß nichts.
Jo fragte sich, was in ihrem Vater vorging, jetzt, wo er Frau und Tochter los war. Wie sehr hatte er sich nach dieser Freiheit gesehnt? Wahrscheinlich würde er sich mit den hübschen jungen Krankenschwestern aus der Klinik verabreden. Ein erstklassiger Spitzenchirurg war immer sehr begehrt. Sie würde dann eines dieser Mädchen mit einer Stiefmutter sein, die kaum älter war als sie selbst. Er würde Partys zu Hause geben - nein, wahrscheinlich würde er gar nicht mehr nach Hause kommen. Er würde auf dem Sofa in seinem Büro übernachten und in peinlich jugendlichen Klamotten auf die Partys seiner Kollegen gehen und sich vom iPod seiner Tochter Songs überspielen, um cool zu wirken.
»Ich hoffe, dass du jede Woche einmal zu mir kommst und wir dann zusammen essen«, sagte er mit veränderter Stimme.
Jo tupfte sich mit der Serviette über den Mund und sah auf ihren Schoß hinunter.
Nicht sehr wahrscheinlich. Was würdest du denn tun, wenn ich käme? Würdest du meinetwegen eine Operation absagen? Würdest du wirklich rechtzeitig zum Essen von der Klinik nach Hause kommen ?
Was diese Trennung zeigen würde, war die Tatsache, dass sie alle längst getrennt waren.
Sie nickte. »Klar, können wir machen. Kein Problem. Ich bin mir sicher, dass sich fast gar nichts ändern wird.«
Er nickte auch und sah erleichtert aus. Wahrscheinlich hatte er befürchtet, dass sie weinen oder rumbrüllen würde. Bestimmt hatte er davor Angst gehabt. Wahrscheinlich war er selig, dass dieser Kelch an ihm vorübergegangen war. Schweigend stocherte sie in ihrem Essen herum.
Als er um die Rechnung bat, fragte sie sich, ob seine Geduld tatsächlich eine Stärke war. Vielleicht war sie eine totale Idiotin, weil sie so tat, als mache ihr das alles gar nichts aus, aber er war ein totaler Idiot, weil er es ihr abkaufte.
Das lateinische Wort für Weide ist Salix . Es stammt von dem Verb salire = springen .
7
Ama saß nicht gern nah beim Lagerfeuer, weil sie sich vor den Funken fürchtete. Sie stellte sich vor, wie einer davon in ihren wilden Haarmopp sprang und sekundenschnell ihren ganzen Kopf in Flammen setzte. Ihr war eiskalt und sie bibberte in ihrem Fleecepullover. Es wäre wärmer, wenn sie näher ranrückte. Aber besser erfroren als verbrannt.
Außerdem war es ihr peinlich, dass sie sich bei den Essensvorbereitungen nicht mehr beteiligt hatte, aber sie hatte eine völlig unerklärliche Angst vor Büchsenöffnern. Sie kam sich deswegen selbst blöd vor. Vor lauter schlechtem Gewissen hatte sie deshalb auch nicht viel gegessen. Und deshalb fror sie jetzt und war außerdem noch hungrig.
Daniel tauchte ein paar Meter vor ihr auf und hob seine Kamera.
»Okay, lasst uns ein Lagerfeuerfoto machen!«, rief er. »Rückt ein bisschen zusammen und zeigt mir euer schönstes Lächeln!«
Ama schnitt eine Grimasse. Sie würde garantiert nicht näher rücken oder lächeln.
»Sagt Cheese! Sagt Whiskey! Sagt Marshmallows!«, forderte Daniel alle auf.
Ama blickte widerwillig in die Kamera, sie wollte nicht fröhlich oder begeistert aussehen, genauso wenig wie bei den anderen Gelegenheiten, als Daniel fotografiert hatte.
Noah saß nicht weit von ihr entfernt. Er befolgte Daniels Anweisung mit einem Lächeln und unterhielt sich dann weiter angeregt mit der glupschäugigen Maureen. Noah sah echt sehr, sehr nett aus. Ama tat es leid, dass sie auf der Wanderung heute Nachmittag so verwirrt und unfreundlich gewesen war.
Jo hatte immer behauptet, Ama wäre gemein zu den Jungs, die sie nicht mochte, und das stimmte wahrscheinlich auch. Aber in Ama keimte mittlerweile der Verdacht, dass sie noch viel gemeiner zu den Jungs war, die sie mochte.
»Ich möchte kein großes Tamtam darum machen, wer sich mit wem ein Zelt teilt«, sagte Jared, während Ama sich wieder auf das konzentrierte, was um sie herum vorging. »Wenn die Person rechts von euch dasselbe Geschlecht hat, dann ist das euer Zeltpartner, okay? Wenn nicht, dreht euch nach links. Wenn es auch dann noch nicht passt, bestimme ich die Paare. Keine Pärchen, bitte.«
Ama war so weit vom Kreis entfernt, dass sie nicht direkt neben irgendwem saß. Als sie nach vorn kam, hatten die Mädchen in ihrer Nähe alle schon eine Partnerin. Das Ganze
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