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Summer Sisters

Titel: Summer Sisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares Nina Schindler
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andere es dir vorschreiben. Ich bin davon überzeugt, dass du deine Fähigkeiten besser nutzen kannst. Ganz ehrlich.«
    Polly zupfte an einem losen Faden im Polsterbezug. »Ich würde wirklich gern hinfahren, falls sie mich nehmen«, sagte sie leise.
    Dia trommelte unruhig mit den Fingern aufs Lenkrad.
    Polly wusste, dass sie darauf brannte, ins Atelier zu kommen.
    »Das würde ziemlich teuer werden, schließlich müsste dich jemand begleiten. Nein, Polly, ich glaube nicht, dass daraus etwas wird.«
    Aber sie hatte nicht Nein gesagt! Polly stieg aus, schlug die Autotür zu und hüpfte mit ungebrochenem Optimismus auf die Haustür zu.
    Sie wusste, dass Dia müde war. Nicht nur heute, sondern immer. Und auf einem Nein zu beharren, war viel anstrengender, als einfach Ja zu sagen. Darauf setzte Polly auch diesmal all ihre Hoffnungen. Ihre Mutter konnte nicht allzu viele Kräfte mobilisieren - ganz im Gegensatz zu Polly.

    Am nächsten Abend hing eine eigenartige Stille über dem Zeltlager. Auch Ama war noch schweigsamer als sonst, als sie gemeinsam mit den anderen die notwendigen Handgriffe verrichtete. Sie waren inzwischen so geübt darin, die Arbeiten unter sich aufzuteilen, dass sie kaum noch reden mussten. Die Nudeln mit Tomatensoße schmeckten Ama so gut wie nie zuvor - überhaupt war sie ganz entspannt, seit sie wusste, dass sie bald abreisen würde. Sie balgte sogar mit Noah um einen Schokokeks und spielte sein Spielchen ein bisschen mit, obwohl er bei ihr unten durch war.
    Nach dem Essen wollte sie für sich sein. Sie spazierte an den Rand des Lagers, setzte sich auf einen glatten Felsblock und schaute über das Tal. Der Himmel war überzogen von rosaund orangefarbenen Streifen, während die Sonne hinter den Bergen versank. Ihr war, als würde sie seit langer Zeit zum ersten Mal wieder einen Sonnenuntergang sehen.
    Als Polly am Telefon den Pony Hill erwähnt hatte, war das Ama wie ein blöder Witz vorgekommen und es hatte sie wütend gemacht. Hieß der Hügel überhaupt Pony Hill? War das der offizielle Name oder hatten nur sie ihn so genannt? Trotzdem musste sie dauernd daran denken. Sie zog ihre Ärmel über die Hände, um sie warm zu halten, und versuchte sich zu erinnern, warum sie so gern dort gewesen war.
    Sie war den Hügel immer so gern hinuntergerannt, weil es sich so angefühlt hatte, als wäre ihr Körper schneller als ihre Beine, die sich eher infolge der Erdanziehung als aus eigener Kraft bewegten und die sich nicht mehr richtig kontrollieren ließen. Wenn Jo, Polly und sie nach der Schule zu ihren Weiden gegangen waren, hatten sie vorher immer auf der Hügelkuppe Halt gemacht und zu dem Wäldchen hinuntergesehen. Wenn man zu den Bäumen wollte, musste man den Hügel hinunterlaufen. Zum Gehen war er zu steil. Manchmal hatten sie
sich alle drei an den Händen genommen und waren so schnell gerannt, wie sie nur konnten, hatten sich gegenseitig mitgerissen und dabei aus vollem Hals geschrien. Manchmal hatten sie es tatsächlich geschafft, die Wiese unten aufrecht auf beiden Beinen stehend zu erreichen, meistens aber waren sie den letzten Teil des Hügels heruntergekugelt. Danach waren ihre Haare und ihre Kleider, sogar ihre Socken, immer voller Gras und trockenem Laub gewesen, das sie sich gegenseitig abgezupft hatten. Manchmal hatten sie sich auch auf der Seite liegend hinunterrollen lassen, die Beine ganz gerade ausgestreckt und die Arme an den Körper gepresst, aber weit waren sie so nie gekommen. Wenn es im Winter geschneit hatte, waren sie auf ihren Daunenjacken hinuntergerutscht, meistens bäuchlings mit dem Kopf voraus, und an den Wochenenden hatten sie Jos Schlitten mitgenommen.
    Ama hatte es toll gefunden, sich so schnell zu bewegen, und dieses Prickeln in der Magengrube geliebt. Sie hatten sich auch nie ernsthaft wehgetan, ihre Stürze waren immer vom weichen Gras oder vom Schnee abgefedert worden. Die Aussicht vom Hügel oben war wunderschön gewesen, und es hatte Spaß gemacht, schon von dort im Wäldchen nach ihren Weiden zu suchen, auch wenn man sie noch gar nicht richtig sehen konnte.
    Ama stützte das Kinn in die Hand und spürte, wie der letzte Rest Anspannung von ihr abfiel. Damals hatte sie ihren Körper ganz anders wahrgenommen. Sie hatte sich darin viel heimischer gefühlt. Sicherer. Verwurzelter.
    Ihr fiel wieder diese besondere Müdigkeit ein, die man nur spürte, wenn man einen ganzen Tag draußen gewesen war. Es war eine angenehme Müdigkeit, eher träge als lästig. Dasselbe

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