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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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ihren Vater stand. Und der Schmetterling, war das ihre Mutter? Hatte die arme Frau über so viel Vorahnung verfügt? Sam seufzte. Sie würde es nie erfahren.
    Die nächsten vier Vierecke hatte ihre Großmutter gestickt. Eines zeigte eine zarte Gestalt in einem Baum voller Vögel. Bis ihre Oma dieses Viereck gefertigt hatte, war Sam der festen Überzeugung gewesen, niemand kenne ihr Lieblingsversteck. Ein weiteres Viereck zeigte ein Mädchen auf einem galoppierenden Pinto. Mähne und Schwanz des Pferdes und die Haare des Mädchens flatterten im Wind. Sam brauchte das Bild nur anzuschauen, schon spürte sie wieder das Glück, das sie empfunden hatte, wenn sie mit Comanche durch Präriegras und Wildblumen geritten war.
    Das nächste Viereck zeigte ein Mädchen mit Hut und Talar: Highschool-Abschluss. Auf dem nächsten hielt ein grinsender Grizzlybär ein College-Diplom in seiner riesigen Tatze – der sanfte Humor ihrer Großmutter, Sams College-Abschluss in Wildbiologie so darzustellen.
    Das letzte Viereck hatte Sam selbst gestickt, wie deutlich an den ungleichmäßigen Stichen zu erkennen war. Immerhin ein originelles Thema: Eine blonde Frau, die mit der Schaufel in der Hand im Schatten eines Straußes stand. Dieses Viereck verwies auf ihre kurze Zeit als Zoowärterin. Der Strauß starrte aus bösen Augen auf sie hinunter – den riesigen afrikanischen Vögeln war nicht zu trauen. Noch immer trug sie zum Beweis eine Narbe am Nacken.
    Sie betastete die naturfarbenen Stoffstücke am Boden des Beutels. Was sollte sie als Nächstes sticken? Wollte sie wirklich ihren ersten Auftrag für die Internet-Seite des Save the Wilderness Fonds festhalten? Sie würde ihn mit Sicherheit nie vergessen, und sowohl ein befreundeter Ranger als auch ein Puma hatten als bleibende Erinnerung Narben von einer Kugel davongetragen. Mehrere Menschen wären beinahe gestorben, einschließlich eines zweijährigen Jungen. Sie fröstelte. Nein.
    Eigentlich hatte sie überhaupt keine Lust, zu sticken oder sich auch nur ein Motiv auszudenken. Sie stopfte die Vierecke wieder in den Beutel, ging in die Küche und goss sich noch ein Bier ein. 22 Uhr 45, Mack hätte das Krankenhaus um 21 Uhr verlassen sollen. Vermutlich war er mit Jodi unterwegs oder mit einem seiner Kumpel. Oder vermied er es vielleicht, nach Hause zu kommen, weil er wusste, dass sie da war? Ab morgen würde er wieder sturmfreie Bude haben.
    Gähnend kippte sie den letzten Rest Bier weg, duschte, legte die Nachricht von Hoyle auf Macks Kopfkissen, klappte das Futongestell auf und richtete dieselbe verklumpte Matratze und dieselben zerknüllten Laken her, die sie schon in der Woche davor benutzt hatte. Sie wurde nur ein einziges Mal wach, kurz nach Mitternacht, als bei Macks Heimkehr Flurlicht auf ihr Gesicht fiel.

9
    Als Sam am nächsten Morgen ins Krankenhaus kam, lag Lisa in einer halb sitzenden Position in ihrem Bett und hielt sich den Kopf.
    Sam hätte ihr am liebsten gleich 20 Fragen auf einmal gestellt. Langsam, befahl sie sich. Sie lächelte. »Freut mich, dass Sie wach sind, Lisa.«
    Die junge Frau richtete den Blick auf Sam, schien sie aber nicht wiederzuerkennen. Sie erwiderte das Lächeln nicht. Sam ließ sich auf den Besucherstuhl sinken, der seit dem Vortag auch nicht bequemer geworden war. »Erinnern Sie sich an mich? Sam Westin? Wie geht es Ihnen?«
    Ein leiser Seufzer entrang sich den mit Blasen übersäten Lippen, dann krächzte Lisa: »Der Kopf tut weh. Schrecklich weh.«
    »Hat man Ihnen etwas gegen die Schmerzen gegeben?«
    Lisa nickte andeutungsweise.
    »Dann sollte es eigentlich bald besser werden.« Sam rückte den Stuhl näher an das Bett. »Wenn nicht, rufen wir die Krankenschwester und fragen, ob sie Ihnen nicht was anderes geben kann.«
    Der Stuhl quietschte, als sie sich vorbeugte. Kein Wunder, dass der vorherige Bewacher lieber weiter weg gesessen hatte. Einige von Lisas Verbänden waren entfernt und die Haut gesäubert oder geschrubbt worden, oder was immer Qualvolles man heutzutage mit Brandwunden machte. In der rechten Gesichtshälfte war Lisas Haut glatt und weich, links sah sie aus wie blutroter Wackelpudding mit weißer Sahne. Sam verschränkte die Hände im Schoß, um nicht über ihre eigenen Wangen zu streichen und sich zu vergewissern, dass die unversehrt waren. »Lisa, als ich gestern hier war, haben Sie mir erzählt, Sie seien entführt worden.«
    Das Mädchen richtete den Blick auf die gegenüberliegende Wand. »Ja.«
    Dann war das also nicht nur

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