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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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Geschwätz im Delirium gewesen. Sam stand auf und legte die Hände auf das Bettgitter. »Können Sie mir erzählen, an was Sie sich noch erinnern?«
    Lisa räusperte sich, bevor sie zu sprechen anfing. »Ich bin gewandert … bevor ich nach Hause gefahren bin«, sagte sie zaghaft. Ihre Stimme klang rau. Es sah aus, als versuche sie, ihre Lippen so wenig wie möglich zu bewegen.
    »Wo ist ›zu Hause‹?«
    Lisas Blick wanderte unstet durch das Zimmer. »Oh …« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich wohne zurzeit … eigentlich nirgendwo so richtig. Am Wochenende … schlafe ich immer in meinem Auto. Um Geld zu sparen.«
    »Können Sie am Wochenende nicht in der Unterkunft bleiben? Ich dachte, die meisten vom Wegetrupp machen das so.«
    Lisa starrte auf ihre Füße unter der Bettdecke. »Das will ich nicht.« Sie schluckte. »Nicht mit … den Typen.«
    »Wieso? Haben die Ihnen etwas getan?« Immerhin handelte es sich bei den meisten um verurteilte Straftäter.
    Lisa schüttelte den Kopf. Die Bewegung trieb ihr die Tränen in die eisblauen Augen. Sie blinzelte und sagte: »Nichts, was ich beweisen könnte.«
    Merkwürdige Antwort.
    Lisa richtete den Blick auf Sam. »Ich gehöre nicht zu denen. Die wären alle im Knast, wenn sie nicht dort arbeiten würden.«
    »Ja. Das habe ich gehört. Also, Sie kamen von der Arbeit und beschlossen, eine Wanderung zu machen. Wo haben Sie Ihr Auto geparkt?«
    Bei der Erwähnung ihres Wagens sah Lisa überrascht hoch. »Ich weiß es nicht.«
    »Was für ein Auto ist es?«
    »Ein Chevy. Aber das Kennzeichen weiß ich nicht auswendig.«
    Seltsam, dass sie gleich das Kennzeichen erwähnte. Aber Lisa wirkte jetzt so aufgewühlt, dass Sam nur mit den Schultern zuckte. »Das macht nichts. Sie haben den Wagen abgestellt, und dann?«
    »Bin ich gewandert.« Sie senkte den Blick auf ihren Schoß. »Dann … kamen drei Männer aus dem Wald.«
    Sams Herz schlug schneller. »Wie sahen sie aus?«
    Lisa rutschte im Bett herum und strich über die Bettdecke, um sie zu glätten. »Das konnte ich nicht erkennen. Sie haben … mir etwas über den Kopf geworfen, und dann haben sie … mich in den Kofferraum eines Wagens gesperrt.«
    »Können Sie sich an gar nichts in Bezug auf diese Männer erinnern?«
    »Sie waren Mulatten.«
    »Meinen Sie Schwarze? Afro-Amerikaner?«
    »Nein. Aber schwarzes Haar. Fettig. Dunkle Haut … dunkelhäutig.« Sie zog die Stirn in Falten. »Einer hatte eine große Nase. Vielleicht ein Jude.«
    Was für eine merkwürdig rassistische Aussage für ein junges Mädchen! Ohne sich ihre Verärgerung anmerken zu lassen, zog Sam einen gelben Block aus ihrem Rucksack. »Mack Lindstrom hat mir erzählt, Sie seien Künstlerin. Könnten Sie den Mann mit der großen Nase für mich zeichnen?«
    Lisa verzog das Gesicht. »Ich bin keine richtige Künstlerin.«
    Sam legte Block und Stift in Lisas Schoß.
    Das Mädchen nahm den Stift in die steife Hand. »Versuchen kann ich es ja.« Der Infusionsschlauch, der an ihrem Handrücken befestigt war, glitt leise über das zerknitterte Laken, als sie sich an ein paar zaghaften Strichen versuchte.
    »Warum haben die Sie entführt, Lisa, was glauben Sie?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht …« Die glatte Hälfte ihres Gesichts lief rot an.
    »Wegen Sex?«, riet Sam.
    Lisa nickte leicht. »Weil ich groß bin. Und blond.« Sie betastete die angesengten Reste ihres Haars und berührte dann ihre verbrannte Wange. »Zumindest war ich das mal. Jetzt bin ich nur noch … ein Monster.« Eine Träne löste sich aus ihrem wimpernlosen Auge und lief über ihre verunstaltete Wange.
    »Das bezweifle ich«, murmelte Sam. Aber was wusste sie schon? Vielleicht würde Lisa ihr Leben lang ertragen müssen, dass kleine Kinder schreiend vor ihr davonliefen. Sie wusste nicht, wie sie das Mädchen hätte trösten sollen, und sie wollte auch nicht vom Thema abkommen. »Lisa, wir haben Sie in der Nähe des Marmot Lake gefunden.«
    »Wo da?«, fragte Lisa, nachdem sie ein paar Sekunden darüber nachgedacht hatte.
    »Das ist im Moment nicht so wichtig. In der Nähe liegt jedenfalls eine alte Mine. Wie es aussieht, wurde sie mit Dynamit freigesprengt. In der Nacht, in der wir Sie gefunden haben, gab es eine große Explosion. Wissen Sie irgendwas darüber?«
    Lisa riss die Augen auf. »Nein. Ich hatte dieses Ding über dem Kopf.«
    »Sie haben gedacht, die wollten Sie vergewaltigen«, sagte Sam geradeheraus. Bei dem Wort zuckte Lisa zusammen. Aber Sam musste diese

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