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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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getauchtes Foto von der Wand, und dann das von dem Marder mit den funkelnden Augen, der am Marmot Lake eine Hähnchenkeule aus ihrem Picknickkorb gestohlen hatte. Der alte Mann reichte sie Jack und legte ihm den Arm um die Schultern. Jack konnte die Tränen nicht länger zurückhalten, und so standen sie beide wohl eine Minute da, ohne sich anzusehen, und taten so, als würden sie nicht weinen.
    Jack hatte keine Ahnung, was die anderen für Eminen10 planten, aber was er vorhatte, würde etwas ganz Besonderes werden. Für alle Soldaten, die gebrochen nach Hause kamen, und für die, die überhaupt nicht mehr zurückkamen. Für all die schwer schuftenden Menschen, die nur ausgebeutet wurden. Für Allie und ihren Vater.

15
    Nachdem Sam die Gegend um den Marmot Lake abgelaufen war, um sich zu vergewissern, dass keine bösen Überraschungen auf sie warteten, schlug sie ihr Zelt im Wald jenseits der Brandlinie auf, und zwar so, dass es unter den tief hängenden Zweigen eines Riesenlebensbaums verborgen war. Bis jetzt deutete alles darauf hin, dass die Eindringlinge ihre Aktivitäten vor allem in der Nähe des Ufers entfalteten. Ihr Standort lag hinter ihnen, außerhalb ihrer Sichtweite. Zumindest hoffte sie das.
    Sie brauchte eine halbe Stunde, um Steine und Seile über hohe Äste zu werfen und so eine Bärenleine zu schaffen, an die sie ihr Essen hängen konnte. Dann machte sie sich auf den Weg und arbeitete sich mithilfe ihres GPS zu den Koordinaten vor, wo sie vor zwei Tagen die illegale Fahrspur entdeckt hatte. Hätte sie Flügel gehabt, wäre sie in kürzester Zeit dort gewesen, aber sie musste massive Fichten umgehen, sich einen Weg durch hüfthohen Farn bahnen und durch eiszeitliche Bäche waten, die den ganzen Körper schmerzen ließen. Nachdem sie drei Stunden auf ihrer Privatexpedition verbracht hatte, empfand sie großen Respekt für die hartgesottenen Forscher, die sich in den 1880er-Jahren als Erste einen Weg durch die Olympic-Halbinsel gehackt hatten. Obwohl das Gebiet, das sie durchquerte, zweimal durchforstet worden war, gab es abseits von Wegen kaum ein Durchkommen.
    Als sie über einen moosbewachsenen Stamm stolperte, fiel ihr das GPS aus der Hand und glitt in eine Vertiefung voller verrotteter Blätter und Nadeln. Verdammt! Sie konnte sich leidlich mit Kompass und Karte zurechtfinden, aber sie wollte unbedingt genau dort auf die Fahrspur stoßen, wo sie beim letzten Mal umgekehrt war. Sie kniete sich hin und stöhnte, weil ihr Knie sofort wieder zu schmerzen begann. Nachdem sie unter dem Stamm herumgegraben und sich dabei einen Splitter unter einem ihrer Fingernägel eingezogen hatte, ertastete sie endlich das GPS und zog es heraus. Das Display war schwarz.
    »Mist!« Sie klopfte ein paarmal mit dem GPS auf ihren Oberschenkel und drückte auf die diversen Knöpfe. Glücklicherweise leuchtete das Display schließlich wieder auf. Plötzlich hörte sie auf der anderen Seite des Baumstamms Schritte.
    Sam legte sich flach auf den Bauch. Wilderer? Sie hatte keine Lust, sich schon wieder Kugeln um die Ohren fliegen zu lassen.
    Nur Zentimeter von ihrer Nase entfernt kroch ein schwarzgelber Tausendfüßler durch einen Miniaturhain aus orangefarbenen Schlauchpilzen. Sie schloss die Augen und betete, dass der Gliederfüßler nicht von Körperwärme angezogen wurde. Die Schritte näherten sich der Stelle, an der sie lag. Aus mehreren Richtungen vernahm sie jetzt raschelnde Geräusche. Verdammt, eine ganze Gruppe! Inzwischen klang es, als stünde jemand genau auf der anderen Seite des Stamms. Die Haut an ihrem Rücken kribbelte in Erwartung eines plötzlichen Schlags. Eine weitere Minute verging. Zweige knackten unter schweren Tritten, kaum einen Meter von ihr entfernt.
    Sie hob den Kopf und linste vorsichtig über den Stamm hinweg. Erschrockene braune Augen starrten sie aus einem langen, melancholischen Gesicht an. Tropfende grüne Stängel hingen zu beiden Seiten aus dem Maul der Elchkuh. Sam und die Elchkuh sahen sich einen Moment ungläubig an.
    Dann musste Sam laut lachen, obwohl sie wusste, dass sie das eigentlich nicht sollte. Drei langbeinige Kälber grasten nicht weit entfernt zwischen mehreren ausgewachsenen Tieren, und Elche griffen notfalls auch an, um ihre Herde zu beschützen.
    Laut schnaubend wirbelte die Elchkuh herum. Auch die anderen Tiere schreckten auf und stürmten davon. Sam konzentrierte sich darauf, die Herde zu zählen, bevor sie außer Sicht war. Fünf Kühe oder Jährlinge – von hinten

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