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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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netter Typ hätte ihm Allie ausgespannt und die beiden lebten glücklich, bis dass der Tod sie schied. In seiner Vorstellung wies dieser Typ große Ähnlichkeit mit Jack Winner auf, besaß aber sehr viel mehr Geld. Er sah die beiden direkt vor sich, wie sie mit offenem Verdeck auf der 101 Richtung Süden fuhren und die Sonne und den Ausblick auf den Ozean genossen.
    »Sie wollten mich was fragen?«, holte Ernest ihn in die Gegenwart zurück.
    »Ja.« Jack schwieg einen Moment, bevor er hinzufügte: »Allie hat mich gebeten, ihr ein paar von ihren Sachen zu senden.«
    Die Augen des alten Manns leuchteten auf. »Sie haben ihre Adresse?« Er klang gleichzeitig erfreut und verletzt.
    Verdammt. Natürlich brauchte er eine Adresse. Wieso hatte er daran bloß nicht gedacht? Dann kam ihm eine Idee. »Es ist nur ein Postamt. Sie wissen schon, da kann man sich Briefe und Pakete hinschicken lassen, bis man eine eigene Anschrift hat. Ich schreibe Ihnen die Adresse auf.« Er hatte keine Ahnung, wie lange die Postämter heutzutage postlagernde Sendungen aufbewahrten, aber er nahm an, der alte Mann würde annehmen, Allie sei weitergezogen, wenn sein Brief zurückkam. So versuchte er selbst inzwischen auch an sie zu denken – als wäre sie an einen schönen Ort umgezogen.
    Ernest bat ihn herein. Jack konnte kaum glauben, was er sah. Es war fast so sauber, als würde Allie noch hier leben. Der Alte hatte die Küche geputzt und sogar im Wohnzimmer Staub gesaugt. Die Flecken im Teppich waren noch da, aber die Wohnung roch jetzt nach dem Orangenduft eines Reinigungsmittels und nicht mehr nach abgestandenem Whiskey.
    Ernest sah zu, wie Jake eine falsche Postadresse auf die Rückseite eines Umschlags schrieb. Glücklicherweise stand die Postleitzahl für Hollywood auf der Rückseite seiner Ansichtskarte.
    »Ich werde Allie schreiben«, sagte Ernest. »Ich werde ihr mitteilen, dass ich Ordnung in mein Leben bringe. Schreiben Sie ihr das doch bitte auch. Hier wird alles besser werden, sie braucht sich nicht mehr zu schämen. Ich werde irgendeinen Job auftreiben, und wenn ich bloß im Restaurant Geschirr spüle. Ich suche mir eine AA-Gruppe, und diesmal gehe ich auch wirklich hin.«
    Er klang so hoffnungsvoll. Jack konnte es kaum ertragen, als der alte Mann ihm die zitternde Hand auf die Schulter legte. »Das schreiben Sie ihr auch, nicht wahr?«
    Jack musste ein paarmal schlucken, bevor er antworten konnte. »Klar, Ernest, das schreibe ich ihr, wenn ich ihr ihre Sachen schicke. Aber ich weiß nicht, ob sie auf mich hört.« Ihm versagte die Stimme, und er konnte nicht weiterreden. War Allie gestorben, weil sie zu oft auf ihn gehört hatte?
    »Wieso, glauben Sie, hat sie Sie gebeten, ihr ihre Sachen zu schicken, und nicht mich?«
    Jack zuckte mit den Schultern. »Vermutlich wollte sie nicht, dass Sie extra zur Post laufen müssen.« Er deutete auf Ernests krankes Bein.
    »Natürlich. Sie hat immer Rücksicht auf mich genommen.« Er drehte sich um und blickte in Richtung der Schlafzimmer. »Welche Sachen will sie denn? Hoffentlich nicht die Bilder, die in meinem Schlafzimmer hängen. Die hat sie gemalt, als sie noch ein kleines Kind war, und die kann ich nicht hergeben. Ich muss …« Ernest versagte die Stimme.
    »Nein, nicht die Bilder.« Jacks Brust zog sich immer mehr zusammen – war man mit 24 zu jung für einen Herzinfarkt? Er konnte es kaum erwarten, endlich wieder hier rauszukommen. »Ein paar von ihren Fotos.« Er sah auf seine Ansichtskarte, als würde er etwas von ihr ablesen. »Ein Marder auf einem Holzstamm? Und ein Vollmond am Rialto Beach.« Jack war dabei gewesen, als Allie die Fotos gemacht hatte. Er wusste durchaus, wovon Ernest sprach, wenn er sagte, er brauche ein paar von Allies Sachen.
    »Ich denke, das ist in Ordnung. Die sind in ihrem Zimmer.« Der alte Mann ging ihm voran, und jetzt wurde Jack auch klar, warum er ihn so gut wie nie irgendwo getroffen hatte. Es tat weh zu sehen, wie stark Ernest hinkte. Kein Wunder, dass der Mann sich dem Whiskey ergeben hatte. Allie hatte ihm erzählt, dass ihr Vater in Vietnam verwundet worden war, die Veteranenbehörde aber behauptete, sein Knieproblem sei nicht Folge seiner Militärzeit – typisch Bundesbehörde. Jede Menge Steuererleichterungen für Reiche, aber keine medizinische Versorgung für einen Mann, der nicht mehr arbeiten konnte. Deshalb hatte Allie das Gebäude der Veteranenbehörde in Seattle in die Luft jagen wollen.
    Ernest nahm Allies in purpurfarbenes Mondlicht

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