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Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Titel: Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Beason
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seine Aufmerksamkeit. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite joggte ein Mann. Wilson lief langsam, tauchte immer wieder im Schein der Straßenlaternen und Kerosinlampen auf. Er trug schwarze Jogginghosen und ein dunkelrotes Sweatshirt mit Kapuze. Dann hatte er also nicht gelogen, er joggte tatsächlich. Am Trinkbrunnen bei den Waschräumen hielt er an.
    Heute Abend trug er kein Toupet, und Rafael sah, dass der Mann, ganz wie vermutet, zwar an den Seiten und im Nacken graues Haar hatte, oben auf dem Kopf aber vollkommen kahl war.
    Der Schweiß auf Wilsons Gesicht und der Glatze glänzte im Schein der Toilettenbeleuchtung. Mit dem Ärmel wischte sich Wilson einen Tropfen vom Kinn, als ein kleiner Junge aus den Waschräumen kam und zum Trinkbrunnen lief. Der Mann hob den Jungen hoch, klemmte ihn zwischen seinen Beinen und dem Metallbecken ein. Lächelnd sah er auf das Kind herab und lächelte immer noch, als er es wieder auf dem Boden abstellte. Erleichtert sah Rafael eine Frau aus dem Frauenbereich kommen und das Kind mit sich nehmen.
    Wilson war also immer noch da. Und er mochte Kinder. Vielleicht erinnerten sie ihn nur sentimental an die eigenen Enkel, aber vielleicht war er auch ein Widerling, der Kinder etwas zu sehr mochte. Nachdem sich Rafael davon überzeugt hatte, dass die Mutter mit ihrem Sohn in ihre und Wilson in seine Behausung zurückgekehrt waren, fuhr er vom Campingplatz.
    Seine Schwiegermutter hatte wirklich ein Händchen für solche Typen. Ihr erster Mann, Anitas Vater, hatte sich frühzeitig zu Tode getrunken. Rafael umfasste fest das Lenkrad und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Rührte das Unwohlsein in Bezug auf Russell Wilson von seinen Erfahrungen als Mirandas Schwiegersohn, von seinen Sorgen als Vater oder von seiner Arbeit als Polizist her?
    Der Boden verschwand abrupt in undurchdringlicher Schwärze. Zwanzig Meter hinter der gähnenden Leere erstreckte sich erneut die flache, weiße Hochebene.
    »Sie hatten von einer Abkürzung gesprochen«, grollte Perez. »Ich kann nicht fliegen.«
    »Das müssen Sie auch nicht.« Sam stieg einen kleinen Absatz hinunter und richtete die Taschenlampe auf die Steine zu ihren Füßen. »Bleiben Sie dicht hinter mir, und passen Sie auf, wo Sie hintreten.«
    Vorsichtig stieg er zu ihr herunter und linste in den Abgrund. »Mindestens fünfzehn Meter«
    »In der Mitte sind es eher zwanzig«, sagte sie leise.
    »Wie sollen wir …« Mitten im Satz hielt er inne, als Sam mit der Taschenlampe die schmale Brücke aus Kalkstein beleuchtete, die über die Schlucht führte. Dann setzte sie einen Fuß auf die Rainbow Bridge.
    Perez holte tief Luft, zögerte einen Moment und fragte dann: »Haben Sie das schon einmal gemacht?«
    »Natürlich.« Aber nur ein einziges Mal, und zwar bei Tageslicht. Sie versuchte, sicher zu klingen, während sie gleichzeitig das Bedürfnis unterdrücken musste, die Arme wie eine Seiltänzerin zur Seite auszustrecken.
    Nach etwa drei Metern fiel ihr auf, dass Perez am Rand stehengeblieben war.
    »He, FBI! Kommen Sie nicht mit?« Sie ging in die Knie und legte eine Hand auf das Gestein. Die feinkörnige Oberfläche war noch von der Sonne aufgeheizt und wärmer als die Luft. Sam ballte die Faust und schlug auf den vom Wind zerfurchten Stein. »Völlig stabil.«
    Perez knipste seine Taschenlampe an und bewegte sich mit seitlichen Schritten auf sie zu, der helle Strahl wanderte unruhig zwischen Steinbrücke und Abgrund hin und her.
    Die glatte Oberfläche der Felsenbrücke glänzte im Mondlicht. Vorsichtig ging Sam weiter, Schritt für Schritt den Weg mit dem kleinen Kegel der Minilampe ausleuchtend. Rechts fiel der Kegel in tintenschwarze Dunkelheit.
    »Immer einen Fuß vor den anderen setzen. Und schauen Sie nicht nach unten.« Das galt ebenso ihr selbst, wie es Perez Mut zusprechen sollte.
    Den ganzen Weg hielt sie den Atem an und war froh, dass der Schein der Taschenlampe nicht eine einzige Schlange traf. Die warmen, glatten Steine waren genau der richtige Ort für eine Wüstenschlange in den kühlen Nächten. Sie musste wieder an die Situation denken, als die Pumas über die Brücke gekommen waren.
    Wo mochten Leto und ihre Jungen jetzt wohl sein? Warteten sie still im Dunkeln und sahen zu, wie zwei närrische Menschen im Mondlicht ihr Leben riskierten? Nein, eher streunten sie in den Schluchten herum, um einen schlafenden Hirsch zu erwischen. Oder kauerten unter einem Überhang, noch verschreckt von den Hubschrauberflügen.
    Am anderen

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