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Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Titel: Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Beason
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zerquetschtem Fleisch und zertrümmerten Knochen. Shorts und Hemd hatten sich ins Fleisch gedrückt. Würgend wandte sie den Blick ab und richtete die Augen auf das wirbelnde Wasser.
    »Es riecht nicht so schlimm, weil es hier so kalt ist«, erklärte Perez.
    »Bitte«, sagte sie. Bitte aufhören. Das ist ein Mensch. War ein Mensch , korrigierte sie sich selbst. Der Schädel, den sie auf dem Plateau gefunden hatten, war mehr wie ein archäologisches Artefakt gewesen. Aber kalte Glieder und zerschmetterte Knochen …
    Wie sollte sie damit weiterleben? Zack, es tut mir so leid, ich hätte deine Hand festhalten und dich zu deiner Mami bringen sollen. Zack, Jenny, alle – bitte vergebt mir!
    Grunzend hob Perez auch den zweiten Stein und warf ihn fort. Wasser spritzte auf und durchnässte sie. Sam beugte sich vor und suchte nach den gelben Flechten, die den Wasserstand markiert hatten. Sie waren verschwunden.
    Sie wandte sich wieder Perez zu, vermied aber den Blick auf die weiße Marmorleiche. Regen lief ihr in den Nacken und den Rücken hinunter.
    »Wir sollten aufbrechen«, drängte sie. »Das Wasser steigt schnell. Wenn es im Trümmerzimmer nur zu den Waden reicht, ist es weiter unten …«
    »Geben Sie mir Ihren Rucksack.«
    Sie setzte ihn ab. Perez packte den Inhalt in seinen Rucksack um. Funkgerät, Schlüssel, Brieftasche und Handy fielen klappernd hinein. »He!«, schrie sie auf und drückte die Kamera an ihre Brust.
    »Ihr Rucksack ist größer als meiner.«
    »Und?«
    Er entdeckte einen zusammengefalteten Abfallbeutel und nahm ihn in die Hand. »Wir müssen ihn mitnehmen. Sonst könnte die Leiche für immer verschwinden.« Perez breitete den Beutel auf den Felsen aus. »Halten Sie das auf!«
    Sie steckte die Kamera zu den anderen Sachen in seinen Rucksack, kniete sich dann hin und hielt die dünne Plastikfolie auseinander. Als Perez sich zu der Leiche beugte, sah Sam nach oben auf den Regenschleier. Ein paar kleinere Steine fielen neben ihr auf den Abbruchhaufen. »Wir sollten uns beeilen. Der Überhang könnte jeden Augenblick einbrechen.«
    Der Verwesungsgestank wurde stärker, und Sam versuchte, so flach wie möglich zu atmen. Nasser Stoff streifte ihre Handgelenke. Der kalte Kuss von klammer Haut. Ach, Zack. Warum gibt es im wirklichen Leben bloß kein Happy End?
    »Geschafft«, murmelte Perez. Sam ließ los, zog sich zurück und warf verstohlen einen Blick nach vorn. Zwei Fingerkuppen lugten aus der Beutelöffnung hervor.
    Perez zog das Plastik hoch. Die Finger verschwanden. Er band die Henkel zusammen und hob den schwarzen Packen in den Rucksack, stopfte ihn zurecht. Dann legte er die Lasche darüber und zurrte sie fest. Nicht viel, was man wegpacken musste. Was für ein trauriger Gedanke.
    »Das trage ich«, sagte Perez.
    Das, nicht etwa ihn. Sam schauderte und griff nach Perez’ Rucksack. Ihren würde sie nie wieder benutzen. Sie stellte die Gurte auf ihre Größe ein.
    Wieder ging ein Stein in ihrer Nähe nieder. Roter Sand regnete auf Perez’ rabenschwarzes Haar. »Dann los!«, sagte er und kämmte die Stücke mit den Fingern aus dem Haar.
    Sam stieg von den Steinen und schnappte im kalten Wasser nach Luft. Es reichte ihr nun bis über die Knie. Die Strömung drohte ihr die Füße wegzuziehen. Sie musste sich konzentrieren. Zacks Schicksal war nicht mehr zu ändern, nun galt es, für Perez und sich selbst zu sorgen. »Waten Sie nach rechts, da ist es flacher.«
    Vorsichtig suchten sie sich an der Wand entlang ihren Weg. Am Durchgang zur nächsten Kammer stand das Wasser höher. Es rauschte ohrenbetäubend.
    »Wie viele Ebenen noch?«, rief Perez.
    Sie wandte den Kopf nach hinten. »Zwei. Das Spielzimmer – das ist die nächste Kammer – ist breiter, vielleicht ist das Wasser dort weniger tief. Zur letzten Kammer geht es ziemlich weit runter. Dort müssen wir dann raus auf den Berg.« Und aufpassen, dass wir nicht die zwanzig Meter den Wasserfall runterplumpsen, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie würde Perez warnen, wenn es so weit war.
    Der Bach, der nun ein Fluss war, schoss tosend durch den drei Meter breiten Einschnitt und fiel zwei Meter nach unten in die nächste Kammer. Die Fließgeschwindigkeit kam ihr beängstigend vor. Sam war noch nie während der Flut in einer engen Schlucht gewesen, aber sie hatte gesehen, welchen Schaden ein solches Ereignis hinterließ – zerstörte Natur, aber auch tote Hasen, Echsen und sogar Hirsche, die den reißenden Fluten nicht mehr entkommen waren.
    Feuchter

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