Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Titel: Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Beason
Vom Netzwerk:
funktionierte ihre Armbanduhr noch. Vor fast eineinhalb Stunden hatten sie mit dem Abstieg begonnen, vor mehr als einer Stunde hatte es angefangen zu regnen. Sie holte tief Luft und zog Perez wieder am Arm. »Hören Sie, ich muss Ihnen was über den Wasserfall am Ende erzählen. Ich will Sie ja nicht beunruhigen, aber nach der letzten Kapriole …«
    »Mammmiiii!« Eine dünne Stimme im feuchten Nebel.
    Sam schnappte nach Luft und drehte den Kopf in die Richtung, aus der sie den Laut gehört hatte.
    »Nach der letzten Kapriole?«, wiederholte er.
    Sie wandte sich wieder ihm zu. »Haben Sie das gehört?«
    »Was?«
    »Mammmiiii!«
    »Da! Ich habe es schon wieder gehört. Ein Kind ruft nach seiner Mutter.«
    »Ich höre nichts außer dem Wasser.« Sanft hob er mit einem Finger ihr Kinn an und sah ihr in die Augen. »Und Sie haben auch nichts gehört. Ich habe das Kind, erinnern Sie sich? Hinten im Rucksack.«
    Die Worte trafen sie wie ein Stich ins Herz. Er hatte recht. Die Suche war vorbei. Zack war tot. Genau wie das Echo bei ihrem Einstieg vorhergesagt hatte: tot, tot, tot.
    Waren Hörhalluzinationen ein Symptom für Unterkühlung? Sie wusste es nicht mehr. Unterkühlung verwirrte die Gedanken, und sie wurde von Minute zu Minute konfuser. Sie musste sich konzentrieren. Schließlich war sie dafür verantwortlich, dass sie beide in den Curtain gestiegen waren, und musste sie auch wieder heil nach draußen bringen.
    »Summer?« Perez starrte auf das andere Ende der Kammer. »Wie kommen wir hier raus?«
    Das Fluss hatte die Kammer komplett geflutet. Wasser leckte an den Wänden, die sich in Wellen steil bis zu dem Stück Himmel über ihnen erhoben. Die Pockennarben im Stein waren im Laufe der Jahrhunderte von früheren Überflutungen ausgewaschen worden, das erkannte sie jetzt. Das Wasser wirbelte in einer Spirale in der Kammer herum, in deren Mitte sich ein dunkler, schmutziger Mahlstrom drehte.
    »Großer Gott. Die Rutsche ist unter Wasser.«
    Mit grimmig vorgeschobenem Kiefer wartete Perez auf eine Erklärung.
    »Der Boden dieser Kammer fällt in einer Schräge etwa fünf Meter nach unten ab. Der Grund ist glatt und wird abrupt steil.« Sie wies zum anderen Ende. »Um in die nächste Kammer zu kommen, muss man durch ein etwa ein Meter breites Loch. Normalerweise setzt man sich ins Wasser und schlittert über den Fels wie auf einer Wasserrutsche. Wie Alice im Wunderland, wenn sie durch das Kaninchenloch rutscht.« Sie starrte auf den Wasserwirbel, wo das Loch hätte sein müssen. Gerade wurde ein totes Tier – eine Ratte vielleicht? – hineingesogen.«
    »Können wir zurückgehen?«
    Sam schüttelte den Kopf. »Das Trümmerzimmer ist inzwischen unpassierbar.«
    Perez sah an den Wänden hoch. »Und hier können wir auch nicht nach oben, nehme ich an.«
    Sam folgte Perez’ Blick – die Wände über ihnen liefen nach innen zusammen. Unmöglich.
    »Wildnis Westin könnte rausklettern, nicht wahr?«, fragte Perez. »Hab’ gehört, sie vermag Übermenschliches.«
    Sie sah ihn fassungslos an. Wie konnte dieser Mann jetzt noch Witze machen? »Sie dürfen nicht alles glauben, was Sie hören.«
    Oben zuckte ein Blitz, der sich sekundenlang im Wasser spiegelte. Donner übertönte das Rauschen.
    Perez hatte recht damit gehabt, den Curtain als gigantische Bestie zu beschreiben. Der Curtain hatte sie lebendig verschluckt und war nun dabei, sie zu verdauen.

23
    Perez legte ihr die Hand auf die Schulter. »Keine Sorge, ich schwimme wie ein Fisch.« Er lächelte ihr aufmunternd zu, dann presste er die Lippen zusammen, als sei ihm etwas eingefallen. »Korrigiere«, fügte er hinzu. »Ich muss atmen. Schwimme also eher wie ein Delfin.«
    Dann hol Hilfe, Flipper , hätte sie beinahe gesagt. Sie schluckte. »Die nächste Kammer hat die Größe einer Kathedrale. Da gibt es genügend Luft.«
    Er beugte sich zum Wasser. »Dann wollen wir mal.«
    »Warten Sie!« Sie hielt ihn am Ärmel fest, fühlte, wie er unter dem dünnen Stoff zitterte. »Erinnern Sie sich an den Wasserfall am Abhang, von dem ich heute Morgen gesprochen habe?« Das schien Ewigkeiten her zu sein. »Der Wasserfall gleich unterhalb der Ruinen?«
    Er hob eine Augenbraue. »Wollen Sie etwa damit sagen, das ist der Ausgang der letzten Kammer?«
    »Bingo.« Er kniff die Augen zusammen, und sie fragte sich, was ihm wohl durch den Kopf ging. »Der Wasserfall ergießt sich aus einem nur wenige Meter breiten Schlitz im Gestein. Es sollte uns gelingen, uns an einem Stein

Weitere Kostenlose Bücher