Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)
überraschte Davinski, er stolperte nach vorn und ließ Zack beinahe fallen. Der Fuß des Kindes schwang nur wenige Zentimeter über Sams Kopf. Sie legte die Kamera auf den Absatz, beugte sich vor und fasste die Trainingshose über dem Knöchel des Jungen. Davinski trat wieder zurück, die Hose des Jungen rutschte ein wenig herunter, und man sah einen Windelslip.
Wieder schrie Zack. »Mammmiiii!«
»Er gehört mir!« röhrte der Mann auf dem Absatz. »Ihr habt Barbie mitgenommen, aber David bekommt ihr nicht! Ich habe ihn gerettet!«
Sam hielt fest. Davinski griff mit der rechten Hand nach dem Hosenbund des Jungen, der Stoff spannte sich.
Dann weiteten sich die Augen des Mannes, und Sam wusste, dass Perez seine Waffe gezogen hatte.
»Davinski, lassen Sie Zachary los. Ich bin vom FBI.«
Karl Davinski blieb wie angewurzelt stehen, die Augen starr auf Perez gerichtet.
»Davinski, das ist nicht David. Das ist Zachary Fischer. Setzen Sie ihn auf den Boden, sonst schieße ich. Ich zähle bis drei. Eins.«
»Er gehört mir!«
»Zwei.«
»Ich habe ihn vor dem blauen Dämon gerettet. Ich habe ihn gerettet! Ich werde ihn nicht hergeben!« Er zog Zack hoch, riss Sam dabei beinahe mit.
Die Schreie des Jungen hallten ohrenbetäubend. Perez bewegte sich seitwärts, um das Kind aus der Schusslinie zu bekommen. Im Augenwinkel sah Sam, wie er die halbautomatische Waffe auf Davinskis Kopf richtete. Sie wollte nicht, dass der Mann starb. Es war schon zu viel Blut vergossen worden.
»Drei.«
Perez’ Finger lagen auf dem Abzug. Ein plötzlicher Blitz machte sie blind. Davinski riss Zack mit einem Ruck hoch. Die Trainingshose rutschte von den pummligen Beinen. Der Mann hielt den Jungen über seinen Kopf. Sam fiel nach hinten, den Stofffetzen immer noch in der Hand.
»Nein!« Ihre Stimme ging im Donner unter. Sie nahm das Klicken des Revolvers kaum wahr. Zack trat wie wild um sich. Seine Hacke traf Davinski am Auge, und er ließ das Kind fallen. Zacks Füße hatten kaum den Boden berührt, als er sich in ihre Richtung warf.
Sie griff nach ihm. Sein Schuh traf sie an der Wange. Der nackte zweite Fuß glitt durch ihre Finger, und er segelte über ihre Schulter ins Wasser.
Nein! Sie tauchte hinterher. In der Mitte reichte ihr das Wasser bis zur Brust, aber sie konnte dennoch nicht stehen. Die Strömung war zu stark. Ihr Knie stieß an ein Hindernis unter Wasser. Wo war Zack? Sie versuchte, im trüben, schlammigen Wasser etwas zu erkennen. Die Strömung zog sie in die Mitte, zu dem Loch, das in die nächste Kammer führte.
Mühsam hielt sie den Kopf über Wasser. Etwas Blasses tauchte neben ihrer Schulter auf. Sie griff danach. Der Griff einer Alupfanne. Ihr Ellbogen stieß an einen Stein. Wo steckte Zack? Er ertrank doch!
Etwas glänzte vor ihrer Brust. Ihre Finger glitten über eine kalte, glatte Oberfläche. Dann spürte sie nur noch Wasser. Und einen Stoß in den Magen. Sie griff mit beiden Händen zu. Spürte Haarsträhnen wie weiche Federn. Packte zu und zog daran. Ein rosafarbener Kopf tauchte aus dem Wasser auf. Blasse Lippen öffneten sich und schnappten nach Luft, dann folgte ein Wasserschwall.
Gott sei Dank. Zack lebte noch. Sie drückte ihn an sich und lehnte sich nach hinten, um ihre Köpfe über Wasser zu halten. Ihr Zopf verfing sich in etwas, und sie wurde schmerzhaft zurückgerissen, verlor den Halt unter den Füßen. Die Rutsche, die Öffnung zur nächsten Kammer! Mit einem schmerzhaften Ruck bekam sie den Kopf frei. Sie fühlte nach Zacks Mund und konnte ihn gerade noch mit der Hand bedecken, ehe sie nach unten gezogen wurden.
Der raue Sandstein schabte über ihre Wirbelsäule, als sie mit Zack durch das Loch glitt. Es war, als würden sie bei lebendigem Leib geschluckt.
Wider besseres Wissen öffnete sie die Augen. Dunkle Felsen zogen vorbei. Als sie wieder an die Oberfläche kam, blendete sie ein Blitz. Sie nahm die Hand von Zacks Mund und zog ihn höher. Er hustete an ihrem Hals, und sie spürte seinen warmen Atem. Braver Junge.
Nun waren sie in der letzten Kammer. Das Wasser zog sie zur letzten Öffnung. Sie paddelte wild mit den Füßen, um einen Halt an den Steinen zu finden. Streckte den freien Arm aus. Ein spitzer Stein bohrte sich in ihre Finger. Sie packte zu, doch die Strömung zog sie weiter. Wieder blitzte es über ihnen.
Zack strampelte an ihrer Brust. Sie hatte seit Tagen nach ihm gesucht. Verdammt, sie würde ihn doch jetzt nicht kampflos aufgeben! In der Hoffnung, so die Fahrt ein
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