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Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Titel: Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Beason
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sowohl die einen als auch die anderen verjagen. Aber wenn die Parkverwaltung sich auf die Ruinen konzentriert, bleibt automatisch weniger Geld für den Schutz der Natur, für Tiere und Pflanzen.« Kent wäre dann ein Wildbiologe ohne die Mittel für Erhaltung und Erneuerung. »Bald gäbe es hier nur noch Asphalt, Steine und Picknicktische.«
    Perez hob das Kinn. »Und die Geschichte der Ureinwohner.«
    Sam seufzte. »Kommen Sie. Wir vertrödeln nur Zeit. Lassen Sie uns weiter beim Wandern diskutieren. Wir müssen uns sputen, wenn …«
    In Perez’ Brusttasche piepte es. Er nahm das Handy heraus und wandte ihr den Rücken zu.
    Resigniert beschloss sie, eine Pause zu machen, holte Wasserflasche und Telefon heraus und gab die Nummer von Scott McElroy ein. Es kam ihr eigenartig vor, mitten in unberührter Natur zu telefonieren, mit dem Hintern auf einem Stein und dem Rücken an einem anderen, über sich einen Steinadler, der sich auf thermischen Winden in die Höhe schwang.
    »McElroy.« Er sprach es Mackelroy aus. Sie sagte, wer sie war, und dass Kent sie an ihn verwiesen hatte.
    Der ältere Mann war gerne bereit, über Kojoten-Charlie zu sprechen. »Er hat mir gesagt, dass er so hieße. Zumindest das Charlie kam von ihm. Den Kojoten könnte ich beigesteuert haben.«
    »Sie haben mit ihm gesprochen?« Es fiel ihr immer noch schwer, sich Kojoten-Charlie als normal sprechenden Menschen vorzustellen. Sie trank einen Schluck Wasser.
    »Oh ja. Ein paar von uns waren damals auf dem Table Mesa – was für ein bescheuerter Name …«
    »Heißt beides dasselbe: Tisch.«
    »Kluges Köpfchen!« Sie hörte, wie er auch etwas trank, dann erzählte er weiter: »Na egal, wir zelteten also unter diesem wunderschönen Vollmond, redeten über nichts Besonderes, wie immer, als ein Fremder auf der Bildfläche erschien. Mit nackten Füßen, ohne Rucksack oder Jacke. Sicher aus Kalifornien, dachte ich, einer dieser spirituellen Spinner.«
    »Hmhm«, machte sie und wünschte, er würde zur Sache kommen. Die Schwingen über ihr gehörten wahrscheinlich doch keinem Adler, sondern einem Cathartes aura . Ihre Verwandten in Kansas würden ihn einen Truthahngeier nennen.
    »Aber nichts dergleichen, er war nicht aus Kalifornien – sagte, er käme aus den alten Wäldern in Oregon. Das mit den alten Wäldern schien ihm wichtig. Ich vermute, er war in den Zwanzigern, allerhöchstens Anfang dreißig. Aber ein Spinner war er schon. Sagte, das Land ernähre ihn. Verglich es mit dem Garten Eden.«
    Sam ließ den Blick über das Felsplateau schweifen. »Hier?«
    »Hielten wir alle für einigermaßen seltsam. Aber er ratterte eine ganze Reihe von essbaren Pflanzen herunter – Pinienkerne, Wacholderbeeren, Kakteenfrüchte. Hat behauptet, er äße Ameisenlarven, Rebhuhneier, Hasen und Forellen aus dem Fluss. Die alten Anasazi hätten in Harmonie mit der Natur gelebt und dieses Wissen an ihn weitergegeben. Hat sich sogar für die Reinkarnation eines Anasazi-Kriegers gehalten, ob Sie’s glauben oder nicht. In Oregon spinnen sie also auch. Aber er sah ganz gesund aus. Wusste vielleicht doch, wovon er sprach, wenn er meinte, das Land würde ihn ernähren. War natürlich im Sommer. Nicht im letzten, sondern im vorletzten.«
    »Vor zwei Jahren also.« Sie trank noch einen Schluck Wasser, stand auf und stopfte die Flasche zurück in den Rucksack.
    »Vielleicht ist es auch drei Jahre her? Na egal, jedenfalls fehlten uns nach seinem Verschwinden eine Packung Makkaroni und eine Tüte gefriergetrockneter Eintopf. Noch dazu fast sämtliche Streichhölzer, die wir hatten. Charlie legte die Ernährung durch das Land offenbar etwas weiter aus, als wir zuerst angenommen hatten.« Erneut hörte Sam ein Schlürfen.
    »Aber das Irrste passierte, als uns der Gesprächsstoff ausgegangen war, wir nur noch ins Feuer starrten und die Kojoten anfingen zu heulen. Im Sommer tun sie das oft auf dem Plateau. Und der Typ hob den Kopf und heulte mit ihnen.« McElroy räusperte sich. »Die Laute ließen mir die Haare zu Berge stehen.« Er trank noch einmal. »Aber wissen Sie was? Ich wollte auch mitheulen. Was ich auch getan habe. Und alle anderen auch.«
    Sam kannte solche Gefühle. Sie hätte vor Ungeduld auch aufheulen können. »Und er nannte sich Charlie?«
    »Charles, Carlos, oder so ähnlich. Deshalb haben wir ihn dann Kojoten-Charlie genannt. Es freut mich, dass er immer noch dort oben ist. Schön, dass jemand noch in solcher Freiheit leben kann. Vielleicht ist er ja wirklich

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