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Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Titel: Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Beason
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sie gestern Nacht vom Felsen gesprungen war und ihn fast zu Tode erschreckt hatte; wie sie mit Kents Verwundung umgegangen war und mit dem verletzten Puma. Dennoch wünschte er sich, sie hätte eine Waffe bei sich. Er trommelte mit den Fingern auf dem kleinen Tisch in seinem Zimmer. Eine Bierflasche und ein fleckiges Wasserglas tanzten im Takt.
    Er drückte sich hoch und kam sich vor wie ein Neunzigjähriger. Mit jeder Minute wurde er steifer. Und da hatte er tatsächlich gedacht, er wäre gut in Form. Er zog ein T-Shirt aus dem Stapel auf dem Bett, zog es über und ging zu Nicole, um ihr von dem Wagen der Fischers zu berichten.
    Sie hatte sich auch umgezogen, trug schwarze Jeans und ein goldfarbenes T-Shirt. An ihr wirkte diese Kombination elegant. Ihr Zimmer sah aus, als hätte das Zimmermädchen gerade erst aufgeräumt. Bei seiner Partnerin kam er sich immer vor wie ein ungemachtes Bett.
    Sie winkte ihn herein, das Handy am Ohr. Weismann , formte sie mit den Lippen. Der Spezialist für Forensik im Technikteam. Sie legte das Handy auf einen Computerausdruck des National Crime Information Center und schaltete den Lautsprecher ein.
    »Euer Skelett ist identifiziert«, trompetete Weismanns Stimme.
    »Jetzt schon?«, fragte Nicole ungläubig.
    »Das Wunder der digitalisierten Zahnkarteien.« Etwas quietschte.
    »Wo sind Sie?«, fragte Perez.
    Erneutes Quietschen. »Polizeirevier Las Rojas.« Die Stimme wurde zu einem Flüstern. »Was für ein Loch! Im tiefsten Mittelalter …«
    »Das Skelett, Weismann«, unterbrach ihn Perez.
    »Immerhin haben sie schon Computer. Und eine Breitbandverbindung. Ich habe Martino in Salt Lake City alle wesentlichen Merkmale der Zähne geschickt, und er hat mir eine Reihe von passenden Karten gefaxt. Dann habe ich …«
    »Lassen wir die Jagd beiseite«, schlug Nicole vor.
    »Gewonnen hat Barbara Jean Bronwin. Salt Lake City hat das bestätigt. Sie ist vor etwas mehr als drei Jahren aus Portland, Oregon, verschwunden.«
    Oben auf der Leiter empfing Sam leises Fiepen. Unter größter Anspannung drückte sie sich durch die Öffnung und erwartete jeden Moment, dass ihr jemand ein Brett über den Kopf zog. Der Boden war mit Kot übersät. Flatternde Bewegungen über ihrem Kopf ließen ihr Herz bis zum Hals schlagen. Sie sah auf. Schwarze Flügel streckten sich und klappten wieder über silbergrauen Kokons zusammen. An der Decke wogte eine Heerschar von Zwergfledermäusen.
    Ein etwa sieben Zentimeter langer Säuger hakte sich mit einer Kralle an der Decke fest, drehte sich mit dem Hinterteil nach unten und spritzte einen Strom Guano auf den Boden. Am weißen Brustfell hing eine Babyfledermaus von der Größe eines Kolibris und schrie schrill. Die Mutter zog die Beine an, ließ sich wieder kopfüber nach unten hängen und faltete dabei die lederartigen Flügel sicher um ihr Kind.
    Sam seufzte erleichtert. Sie zog Feldermäuse jederzeit Mördern vor. Stufe um Stufe krabbelte sie die Leiter wieder nach unten und ging hinaus auf den Platz. Es war fast Viertel vor acht. Die Zeit lief ihr davon.
    Sie ging schneller vor, arbeitete sich von einem Raum zum nächsten, fest entschlossen, alle Ruinen zu durchsuchen. Die Striemen von den Pumakrallen pochten bei jedem Schritt. Im nächsten Gebäude lag nur Staub, nichts wies auf eine verborgene Tür zu einer Hintertreppe hin. Im angrenzenden Haus gab es zusätzlich zum Staub noch Nager; eine Kängururatte sprang zu einem Loch in den Sandsteinziegeln und huschte weg. In einer Ecke lag ein Haufen Steppenläufer; Sam schob sie mit den Füßen auseinander, fand aber nichts.
    Die Gänsehaut wollte einfach nicht verschwinden, auch nicht das Gefühl, beobachtet zu werden. Ihr Magen grummelte. Sie legte die Hand auf den Bauch, was das Geräusch aber nicht dämpfte.
    Im Gehölz hinter den Ruinen knackte ein Ast. Sam erstarrte. Bewegte sich der Wacholder im Wind? War es Kojoten-Charlie? Sie griff nach dem Spielzeugreifen und schlich zum Rand des Platzes.
    »Mamiiiiii!«
    Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Blut rauschte in ihrem Kopf, klang betäubend laut in ihren Ohren. Hatte sie den schwachen Schrei wirklich vernommen?
    »Zack?«, fragte sie vorsichtig in die zunehmende Dunkelheit.
    Der Wind blies trockene Blätter über den Platz, es raschelte. Dann hörte sie in der Ferne so etwas wie ein ersticktes Jammern. Ein Kleinkind? Oder nur der Wind, der in den Ruinen heulte?
    Sie rief lauter: »Zack!« Nichts.
    Rasch brachte sie die beiden letzten Gebäude hinter sich.

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