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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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nicht.

5. Kapitel
    Von 1835 bis 1842 setzte die Regierung der Vereinigten Staaten zum zweiten Mal ihre militärische Stärke gegen eine kleine Schar Indianer ein, die in der Wildnis Floridas siedelten. Während jener Jahre stellte beinahe jedes Regiment der regulären Armee den Seminolen nach, und außerdem über 50000 Freiwillige und Milizionäre. Als es vorbei war, hatte der Zweite Seminolenkrieg die Vereinigten Staaten geschätzte 30 Millionen Dollar- damals eine gigantische Summe – und über 3000 Menschenleben gekostet.
    Dieser Blutzoll war umso erstaunlicher, als der Stamm der Seminolen auf dem Höhepunkt seiner Stärke nicht mehr als 1000 Kämpfer in seinen Reihen gehabt hatte.
    Zahlenmäßig geradezu absurd unterlegen, lockten die Krieger die weiße Infanterie tief in die sumpfigen Moore und Pinienwälder und griffen dann in blitzartigen Scharmützeln an. Diese Strategie erwies sich anfangs als höchst effektiv, doch am Schluss wurden die Indianer überrannt. Ihre Lager wurden dem Erdboden gleichgemacht, Hunderte von Familien wurden ausgelöscht, und fast 4000 Stammesmitglieder wurden ins Indianerland in den öden Ebenen Oklahomas deportiert. Nichtsdestotrotz weigerte sich das kleine Häuflein Seminolen, die in Florida zurückgeblieben waren, sich zu unterwerfen, und bis zum heutigen Tage haben ihre Nachkommen keinen Friedensvertrag mit Washington, D. C, unterzeichnet.
    Ende 1880 schickte das Smithsonian Institute of Ethnology den Reverend Clay MacCauley nach Florida, »um den Zustand und die Anzahl der allgemein als Seminolen bekannten Indianer in Erfahrung zu bringen«. MacCauley verbrachte den Winter des Jahres 1881 damit, zu Stammessiedlungen am Cat Fish Lake, am Cow Creek, am Fish Eating Creek, am Miami River und in Big Cypress zu reisen. Sein Reisebericht, der sechs Jahre später veröffentlicht wurde, erntete viel Lob für seine lebhaften Schilderungen und seine scharfsichtigen Kommentare.
    Sammy Tigertails Vater hatte ihm für vier Dollar ein Exemplar auf einem Trödelmarkt für gebrauchte Bücher in der großen Bibliothek in Fort Lauderdale gekauft. Der Band wurde zu einem der kostbarsten Besitztümer des Jungen, und es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass er sein Leben veränderte.
    Sie sind jetzt stark, furchtlos, hochmütig und unabhängig, fasste MacCauley die Indianer zusammen, denen er begegnet war; dann fügte er hinzu:
    Die vorrückenden Linien der weißen Bevölkerung brechen über das Land der Seminolen herein. Es gibt keine Zuflucht mehr, wohin sie ausweichen können. Ihr Instinkt drängt sie, sich zu widersetzen, doch zumindest einige von ihnen werden allmählich klug genug, um zu wissen, dass sie es mit dem weißen Mann nicht erfolgreich aufnehmen können. Es ist möglich, dass selbst ihre kleine Kriegerschar noch eine Anstrengung unternehmen wird, die anrückenden Horden aufzuhalten, letzten Endes jedoch werden sie entweder bei diesem vergeblichen Versuch untergehen, oder sie werden sich der Zivilisation beugen müssen, die sie bis jetzt haben von sich weisen können und deren schädliche Begleiterscheinungen sie entwürdigen und zugrunde richten könnten.
    Von dem Augenblick an, als er diese Worte zum ersten Mal las, hatte Sammy Tigertail davon geträumt, sein schlichtes Leben als Chad abzustreifen und in den Weiten von Big Cypress zu verschwinden, dem Versteck von Sam Jones und Billy Bowlegs und anderen Helden des zweiten Krieges. Vor allem würde der Ur-ur-urenkel von Chief Tigertail nicht zulassen, dass er vom weißen Mann entwürdigt und zugrunde gerichtet wurde, ein Prozess, von dem er fürchtete, dass er im Laufe seiner Vorortkindheit bereits begonnen hatte. Er schmiedete große Pläne, sich selbst als einer jener unbezwingbaren Krieger neu zu erschaffen, die sich den Eindringlingen widersetzten oder bei dem Versuch starben.
    Jetzt, als er MacCauleys Buch beim Feuerschein abermals las, hatte Sammy Tigertail Mühe, sich die noble, grimmig isolierte Kultur bildlich vorzustellen, die auf diesen Seiten dokumentiert worden war. Er fragte sich, was der Prediger und Reiseberichterstatter wohl über die Clans des 21. Jahrhunderts sagen würde, die mit Feuereifer Außenseiter in die Spielhallen der Stämme, zu überteuerten Touristenattraktionen und an Drive-through-Zigarettenkioske lockten. Nicht zum ersten Mal dachte der junge Mann über die niederschmetternde Wahrscheinlichkeit nach, dass es für den Krieger, der er hatte werden wollen, keinen Platz auf dieser Welt gab.
    So sehr

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