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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Trailer zu wohnen, was bedeutet, dass ich in deinem Zimmer schlafen muss«, erklärte Honey.
    Fry zog die Brauen zusammen. »Großes Ehrenwort, ich schau auch nicht in den Schrank.«
    »Genau, das lässt du bleiben.«
    »Oder unter die Matratze.«
    »Woher weißt du, was unter der Matratze ist?«, wollte Fry wissen.
    »Weil da doch alle Jungen im Teenageralter ihre Pornos verstecken, nicht wahr?«, antwortete Honey. »Es ist nur für drei oder vier Tage, ich versprech’s dir. Und deinen Computer rühre ich auch nicht an.«
    »Wieso können die nicht im Motel wohnen?«
    »Weil sie nicht viel Kohle haben, junger Mann. Nicht jedermann kann mit Geld um sich schmeißen wie die Kumpel vom Präsidenten aus dem Ölgeschäft. Oder Mr. Perry Skinner, der Dopeschmuggler.«
    »Hör schon auf, Mom. Und pass auf, wo du hinfährst, okay?«
    »Ich komme prima zurecht!«, fauchte sie.
    »In England würdest du prima zurechtkommen. In diesem Land fahren wir auf der anderen Straßenseite.«
    Mit den Fahrkünsten seiner Mutter ging es stets dramatisch bergab, wenn sie sich aufregte.
    »Ich hab nichts dagegen, bei Dad zu wohnen«, versicherte Fry ihr in beschwichtigendem Tonfall. »Sobald er aus Miami zurückkommt, frag ich ihn.«
    »Danke.« Honey stieß erleichtert die Luft aus. »Ich bin dir echt was schuldig.«
    Sie schien sich zu entspannen, und augenblicklich fand der Wagen auf die richtige Spur zurück. Später begann sie eine Melodie zu summen, die keinerlei Ähnlichkeit mit dem Song im Radio hatte.
    Ein weiteres unheilvolles Zeichen, wie ihr Sohn wusste.
    »Wann kommen sie denn?«, fragte er. »Deine Freunde.«
    »Übermorgen«, antwortete seine Mutter.
    »Du hast mir noch nicht mal gesagt, wie sie heißen.«
    Honey Santana trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad. »Ach, irgendwann essen wir alle mal zusammen zu Abend. Das verspreche ich dir.«
     
    Er zählte drei junge Männer und drei junge Frauen. Ihre Bierdosen glitzerten im Feuerschein. Dank eines dröhnenden Ghetto-blasters (mit dem jetzt einer von ihnen Tango tanzte) hatten sie Sammy Tigertails recht unverstohlene Annäherung nicht gehört. Er kauerte in einer Reihe Palmen und sah zu, wie die Kids um ein windzerzaustes Feuer herumtanzten, das sie auf einer sandigen Landzunge entzündet hatten. Ganz in der Nähe waren drei grellfarbige Kanus ans Ufer gezogen und entladen worden. Zahlreiche Kleidungsstücke, darunter BHs und Badehosen, waren zum Trocknen auf den umgekippten Bootsrümpfen ausgebreitet worden.
    Sammy Tigertail schätzte, dass die Eindringlinge ungefähr so alt waren wie er, wahrscheinlich Collegestudenten in den Semesterferien. Höchstwahrscheinlich waren sie harmlos, doch er wollte, dass sie verschwanden. Er wollte nicht von anderen Menschen gesehen werden. Der Akku seines Handys war leer, daher konnte nach allem, was er wusste, durchaus eine Fahndung nach dem vermissten Wilson angelaufen sein, und nach dem Indianer, mit dem er zuletzt gesehen worden war.
    Es war die dritte Nacht, in der er die Fremden beobachtete, und er hatte sich endlich einen Plan zurechtgelegt. Die Kids zu verjagen würde nicht schwer sein; ein paar Gewehrschüsse über ihre bleichen Köpfe hinweg würden genügen. Doch zuerst musste Sammy Tigertail ein Kanu stehlen, ein kleines Verbrechen, für das man Mumm und Geduld brauchte.
    Also streckte er sich hinter einer Düne aus, um ein Nickerchen zu machen, und wartete darauf, dass die Camper einschliefen. Er sah sich als sein Ur-ur-urgroßvater, der General Jesup auflauerte oder diesem Schwein Zachary Taylor. Diese grandiosen Phantasien wurden rüde von Wilson gestört, dem toten Touristen. Ein Unterwasser-Aasfresser hatte ihm ein Ohrläppchen weggeknabbert, und eine violette Muschelkolonie war auf einem kahlen Fleck seiner Kopfhaut heimisch geworden.
    »Mann, du musst mir einen Gefallen tun« ,sagte Wilsons Geist.
    »Was denn?«
    »Ich will, dass du mich woanders hinbringst. «
    »Das ist nicht witzig«, wehrte Sammy Tigertail ab.
    »Hol meine Leiche aus diesem Fluss, ja? Komm schon, Alter, es ist nachts so verdammt kalt. Bring mich irgendwohin, wo’s trocken ist. «
    »Nein, Sir. Das geht nicht.«
    »Irgendwohin, wo’s keine Haie gibt. « Algentriefend drehte Wilson sich zur Seite, um eine gezackte Aushöhlung in einem seiner Oberschenkel vorzuzeigen; eine bleiche Wunde von der Größe einer Salatschüssel. »Mein Gott, ich hasse diese Haie. «
    Sammy versicherte ihm, dass ihm die Bussarde auch nicht mehr zusagen würden. »Und genau

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