Sumpfblüten
schmeichelhaft.« Es irritierte sie, dass ihn der Gedanke erregte, sie wäre mit einem durchgeknallten Mörder zusammen gewesen.
»Das war nicht gerade ein Höhepunkt in meinem Leben«, fügte sie hinzu und dachte dabei: Und wenn doch?
Boyd knutschte ihren Hals und ließ seine Finger gleichzeitig unter ihren Rock vorrücken. Eugenie Fonda klappte die Knie so nachdrücklich zusammen, dass er aufquietschte und zurückzuckte, was ihm einen belustigten Blick eines jungen Cowboys auf der anderen Seite des Mittelganges einbrachte.
»Benimm dich«, wies Eugenie Boyd an, der daraufhin abermals schmollte.
Als sie den Cocktail leerte, von dem sie sich geschworen hatte, dass es der letzte auf diesem Flug sein würde, sah sie durch den durchsichtigen Boden des Plastikbechers, dass der junge Cowboy sie anlächelte. Sie lächelte nicht zurück, obgleich sich ihre Laune enorm verbesserte.
Acht Kilometer unter ihnen leckte der grüne Golf von Mexiko an der Küste. Irgendwo östlich von hier, umschmiegt vom Suwannee River, lag Gilchrist County, das Eugenie Fonda und Boyd Shreave in dürftigen 4-Hektar-Portionen all diesen unschuldigen Trotteln am Telefon angedreht hatten. Von hoch oben in den Wolken gesehen, schien es gar kein so schlechter Deal gewesen zu sein.
Eugenie Fonda schloss die Augen und lutschte den letzten Eiswürfel, der leise gegen die Perle in ihrer Zunge klickte.
Dealey saß in der ersten Klasse, ein Posten, den er mit Wonne auf Lily Shreaves Rechnung aufführen würde, wenn dieser Job erledigt war. Seine Kameraausrüstung war in wasserdichten Alukoffern verstaut; die Zielpersonen saßen 16 Reihen hinter ihm, im Zwischendeck.
Er hätte auch einen anderen Flug nach Tampa buchen können, doch das wäre sinnlos gewesen, da die beiden Turteltäubchen keine Ahnung hatten, wer er war oder was er tat. Für sie würde er aussehen wie irgendein müder Geschäftsmann mittleren Alters, der die Sportseite des Star-Telegramm überflog, während die anderen Fluggäste Schlange standen, um ihre Sitzplätze zu erreichen.
Penetration.
Lily Shreave war wirklich eine abgedrehte Tussi, in einem jedoch hatte sie Recht: Wenn Dealey ihr beschaffte, was sie wollte, dann würde er in Privatdetektiv-Kreisen zur Legende werden.
Pflichtbewusst hatte er den Nachmittag damit verbracht, durch Voyeurcam-Pornoseiten im Internet zu surfen, hatte jedoch nichts Instruktives gefunden. Es herrschte ein eintöniges Übermaß von unter Röcke gerichteten und in Toilettenkabinen versteckten Kameras; keins von beiden erforderte besonderes kinematografisches Können. Was die Paarvideos betraf, so waren die Sexszenen eindeutig gestellt, und die Beteiligten wussten genau, dass sie gefilmt wurden. Eine andere Erklärung dafür, warum sie mitten in ekstatischer Lust unweigerlich innehielten, um für die Kamera günstige Positionen einzunehmen, gab es nicht. Es war geradezu komisch.
Unglücklicherweise würde niemand Boyd Shreave und Eugenie Fonda im Bett Regieanweisungen geben oder ihren Unterleib für verschwitzte Nahaufnahmen ausleuchten. Selbst wenn Dealey eine Möglichkeit fand, Aufnahmegeräte zu verbergen, könnte er am Ende nichts Expliziteres vorzuweisen haben als zwei körnige, unscharfe Schemen, die unter der Bettdecke wogten und stöhnten.
Und wenn ich hundert verschissene Jahre alt werde, dachte er wehmütig, diese Fellatio-Nummer im Imbiss werde ich nicht mehr toppen.
Das war ein goldener Moment. Ein Klassiker.
Dealey hatte die Gesichter auf dem Foto unkenntlich gemacht und sie an ein Online-Magazin gemailt, das sie gleich am nächsten Tag eingestellt hatte. Seitdem gingen unaufhörlich ehrerbietige Komplimente (und Anfragen wegen Abdruckgenehmigungen) aus dem ganzen Land ein. Ein paar Kollegen hatten Bilder von Ehemännern geschickt, die von ihren Freundinnen auf ähnliche Weise bearbeitet wurden – allerdings keine am helllichten Tag in einem belebten Lokal.
Manche Ehefrauen hätten schon für das Imbissfoto einen Bonus von zehn Riesen abgedrückt, dachte Dealey, aber zufällig ist meine Klientin eine ganz Perverse. Die will Penetration.
Um einen genaueren Blick auf die Zielpersonen zu werfen, wartete Dealey, bis die Toilette in der ersten Klasse besetzt war. Dann stand er auf und ging in den hinteren Teil des Flugzeugs. Eugenie Fonda und Boyd Shreave saßen in einer der Reihen direkt am Notausgang; sie starrte aus dem Fenster, er blätterte die Bordzeitschrift durch.
Die sehen nicht mal aus wie ein Liebespaar, stellte Dealey
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