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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Tigertail nicht widersprechen.
    »Und sie wäre sogar noch besser«, fuhr Gillian fort, »wenn’s dabei noch eine heiße Liebesgeschichte gäbe, von der ich ihnen erzählen könnte. Aber ich könnte mir wohl auch was ausdenken – du hättest doch nichts dagegen, nicht wahr? Was man so ›kreative Freiheit‹ nennt.«
    »Nur zu«, antwortet Sammy Tigertail.
     
    Lily Shreave ließ sich gerade massieren, als das Telefon klingelte. Der Masseur hieß Mikko und behauptete, elf Jahre lang in Bali gelernt zu haben. Lily hatte die wirklichkeitsfremde Lüge angesichts seiner Knast-Tattoos und seines Oklahoma-Akzents süß gefunden. Sie drückte ihm einen 50-Dollar-Schein in die ölige Hand, winkte ihn aus dem Zimmer und griff nach ihrem Handy.
    »Es läuft nicht«, sagte Dealey am anderen Ende.
    »Sie geben schon auf? Aber Sie sind doch gerade erst angekommen.«
    »Sie sind in einem verdammten Wohnwagen, Mrs. Shreave. Ich habe keine Chance.«
    Lily glitt von der Massagebank. »Sie meinen, so was wie ein Winnebago?«
    »Kein Wohnmobil«, sagte Dealey. »Ein Trailer. Ich kriege nie den Winkel hin, den ich brauche.«
    Lily wickelte sich in ein Handtuch. »Ist sie bei ihm? Ich verstehe das nicht.«
    »Lassen Sie es mich beschreiben. Ich sitze in einem Geländewagen in einem Trailerpark in einem überbewerteten Fischerkaff in der Arschritze der Everglades. Ich kann nicht mal aus dem Auto steigen, weil da draußen nicht ein, sondern zwei Scheißpitbulls darauf warten, mir die Eier abzubeißen. Inzwischen haben Ihr Schwachkopf von Ehemann und seine Pseudo-Fonda-Freundin ihr Gepäck gerade in einen Wohnwagen gehievt, der aussieht, als wäre er während Roosevelts Präsidentschaft gebaut und von einem von Tarzans Affen bemalt worden.«
    Dealey klang sehr entmutigt. »Das ergibt doch keinen Sinn«, wandte Lily ein. »Boyd wohnt immer im Marriot.«
    »Mrs. Shreave, hier gibt’s kein Marriot. Die sind hier schon froh, dass sie fließendes Wasser haben.«
    Lily erkundigte sich bei dem Privatdetektiv, ob es möglich sei, in den Wohnwagen zu spähen.
    »Negativ. Vorhänge an allen Fenstern«, meldete er. »Und wie gesagt, die Köter lassen mich sowieso nicht aus dem Auto. Ich parke hundert Meter die Straße runter.«
    »Und wie sieht also der Plan aus?«, wollte Lily wissen.
    »Der Plan sieht so aus, dass ich zurück in die Zivilisation fahre, mir ein Hotelzimmer mit Klimaanlage und einem Riesenbett nehme, mir ein Steak bestelle und im Fernsehen die Boxmeisterschaften anschaue. Dann wache ich morgen auf und nehme das erste Flugzeug zurück nach Dallas. So sieht der Plan aus, Mrs. Shreave.«
    Sie merkte, dass Dealey nicht viel von der unberührten Natur hielt. »Sie können doch jetzt nicht einfach so abhauen. Warten Sie noch einen Tag.«
    »Tut mir leid, das hier geht zu weit.«
    »Wie schlimm kann’s denn schon sein? Sie sind in Florida, um Himmels willen.«
    Dealey schnaubte. »Ja, klar, vielleicht bin ich in Disney World und hab’s bloß nicht geschnallt. Vielleicht ist das hier ja ’n Erlebniskarussell – Wohnwagenslums der Karibik.«
    Lily konnte sich nicht vorstellen, warum ihr Mann seine Geliebte an so einen Ort verschleppt hatte, doch sie war neugierig. Vielleicht war das irgendein Schmuddelclub, den er im Internet aufgetan hatte.
    »Sie können noch nicht abreisen«, sagte sie zu Dealey.
    »Ach nein? Sie werden’s ja sehen.«
    »Was ist, wenn ich das Honorar auf fünfundzwanzigtausend erhöhe?« Sobald sie das gesagt hatte, begriff Lily, dass sie eine Grenze überschritten hatte. Hier ging es nicht mehr darum, einen streunenden Ehemann zu demütigen, hier ging es um Lustgewinn.
    »Was?«, stieß Dealey hervor.
    »Fünfundzwanzig Riesen.«
    »Sie sind echt krank, nichts für ungut.«
    »Das fasse ich als ein Ja auf.« Lily konnte die Pitbulls im Hintergrund bellen hören. »Boyd und seine Tussi müssen ja irgendwann wieder aus diesem Trailer rauskommen«, sagte sie zu Dealey. »Ich wette, sie treiben’s bei Sonnenaufgang am Strand. Breiten eine Decke aus und rammeln wie die Tiere – das klingt doch ganz nach ihr, oder?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es hier überhaupt einen Strand gibt, Mrs. Shreave.«
    »Seien Sie nicht albern. Sie sind in Florida.«
    »Vierundzwanzig Stunden«, entschied Dealey. »Dann haue ich ab.«
    »In Ordnung. Aber glauben Sie mir das mit der Sonnenaufgangsnummer.«
    »Ich stelle mir auf jeden Fall meinen Wecker«, erwiderte der Detektiv. »Sie verarschen mich doch nicht mit diesen

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