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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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fünfundzwanzig Riesen?«
    Lily Shreave lächelte am anderen Ende der Leitung. »Das Pizzageschäft geht gut, Mr. Dealey.«
     
    Boyd Shreave war nicht mal annähernd so aalglatt, wie Honey Santana erwartet hatte.
    »Hätten Sie und Mrs. Shreave vielleicht Lust auf etwas frisch gepressten Orangensaft?«, erkundigte sie sich.
    Boyd Shreaves Begleiterin setzte zu einer Erwiderung an, doch er schnitt ihr das Wort ab. »Orangensaft wäre prima«, beteuerte er. »Nicht wahr, Genie?«
    Von ihren Streifzügen bei Google her wusste Honey, dass Shreaves Frau Lily hieß. Tage zuvor, als er ihr die Informationen für die Flugreservierungen gefaxt hatte, hatte Shreave den Namen seiner Frau mit Eugenie Fonda angegeben und beiläufig erklärt, dass sie es vorziehe, ihren Mädchennamen zu benutzen. Die schlüpfrige Lüge überraschte Honey nicht. Dass Shreave eine Gespielin mitschleppte, bestätigte lediglich ihre erste Einschätzung seines Charakters.
    »Das ist also ›die Lodge‹.« Er ließ den Blick über das Innere des Wohnwagens gleiten. »Wir hatten etwas anderes erwartet.«
    »Nur eine Übergangslösung, bis die neue Anlage fertig ist«, improvisierte Honey strahlend. »Wir bauen sie oben in den Bäumen, so wie sie’s in Costa Rica machen.«
    Shreave war skeptisch. »Wenn einem jemand eine Gratisreise ins Paradies schenkt, wird man normalerweise nicht in einen Trailerpark gesteckt. Hab ich Recht, oder nicht?«
    »Nun, ich denke, Sie werden erfreut sein.« Es kränkte Honey, dass weder Shreave noch seine Begleiterin etwas zu ihrem tropischen Wandgemälde draußen gesagt hatten.
    »Also, und wann kriegen wir den großen Vortrag zu hören?«
    »Bitte?«
    »Den Verkaufsvortrag für dieses Sumpfland, das Sie uns eigentlich verkaufen sollen. Royal Gulf Hammocks, wissen Sie noch?« Shreave schmunzelte sardonisch. »Das ist ja vielleicht ein Vier-Sterne-Unternehmen, das Sie hier am Laufen haben.«
    »Ja – die Hammocks. Natürlich«, antwortete Honey Santana. »Über all das reden wir später.« Sie hatte fast vergessen, dass sie angeblich eine Grundstückverkaufs-Betrugsnummer durchzog.
    Die Frau namens Genie meldete sich zu Wort. »Gibt’s hier denn keinen Strand? Oder wenigstens eine verdammte Tiki-Bar?«
    »Das, wo wir hinfahren, ist besser als ein Strand – morgen brechen wir ganz früh zu den Inseln auf.« Honey lächelte. »Entschuldigen Sie mich.«  .
    Da der Wohnwagen nur so groß war wie ein Wohnwagen, konnte Honey das Paar leise streiten hören, während sie in der Küche war. Sie war erleichtert, dass Shreave sie nicht als Pia Frampton wiedererkannt hatte, jene fiktive Telemarketing-Verkäuferin, die ihm die Reise angeboten hatte. Ihr Laura-Bush-Genäsel schien funktioniert zu haben.
    Obwohl Honey eine elektrische Saftpresse besaß, zog sie es vor, die Früchte von Hand auszupressen. Die Anstrengung hatte eine therapeutische Wirkung und hielt vorübergehend die beiden Melodien – »Smoke on the Water« und »Rainy Days and Mondays« – in Schach, die seit ihrem unklugen Besuch bei Louis Pie-jack auf unerträgliche Weise in ihrem Schädel aneinandergerieten. Vorhin, bevor die Texaner angekommen waren, hatte Honey geglaubt, sie hätte Louis in einem dunklen Pick-up ihre Straße entlangfahren sehen. Ganz sicher war sie sich nicht, die Hälfte der Männer in der Stadt besaßen solche Trucks.
    Die Frau namens Genie tauchte in der Küche auf und erbot sich, mit dem Tablett zu helfen. Honey meinte, das sei nicht nötig.
    »Aber trotzdem vielen Dank, Mrs. Shreave.«
    »Ich bin nicht Mrs. Shreave«, flüsterte Genie recht eindringlich.
    »Ich weiß«, flüsterte Honey zurück.
    »Wirklich? Was hat mich denn verraten?«
    »Zuerst mal die Perle da in Ihrer Zunge.«
    Die Frau nickte betreten. »Ich heiße Eugenie Fonda. Ich glaube, wir haben einen schrecklichen Fehler gemacht.«
    »Oh, keine Angst«, beschwichtigte Honey. »Ich werde nicht versuchen, Ihnen irgendwelche Grundstücke anzudrehen.«
    »Nein, Sie verstehen nicht …«
    Shreave rief Genies Namen, und Honey legte einen Finger auf die Lippen. Die beiden Frauen kehrten ins Wohnzimmer zurück, wo Shreave geräuschvoll den Inhalt von Honeys Bücherregal inspiziert hatte. Sie hatte vergessen, persönliche Erinnerungsstücke daraus zu entfernen.
    »Wer ist denn hier das Laufwunder?« Er deutete auf ein Bord voller Trophäen.
    »Mein Sohn.«
    »Ja? Der muss ja echt schnell sein.«
    Honey wollte das Thema wechseln. »Hier ist Orangensaft, Mr. Shreave.«
    »Ja, der

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