Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
Vom Netzwerk:
Straße, allerdings nicht, ohne zuvor einen genauen Blick auf den Beifahrer zu werfen.
    Es war Mr. Piejack.
    Fry fiel nicht ein einziger guter Grund ein, warum dieser perverse Scheißer auf der Straße herumgondeln sollte, in der seine Mutter wohnte. Er sah die Bremslichter aufflackern, als der Truck vor dem Trailer kurz langsamer wurde, dann brauste der Wagen davon.
    Einer Eingebung folgend, rannte Fry ihm nach. Er rannte weiter, lange nachdem der Pick-up außer Sicht war.
     
    Honey Santana war zu fernen Klängen erwacht. Sie schaltete die Kaffeemaschine ein und ging den unangenehmen Telemarketing-Verkäufer und seine Freundin wecken.
    20 Minuten später setzten sie sich alle an den Frühstückstisch. Mit einem großspurigen, halb höhnischen Grinsen meinte Boyd Shreave: »Ich hoffe, wir haben Sie gestern Nacht nicht wach gehalten. Die Wände in dieser Blechbüchse sind ganz schön dünn.«
    Das ist wahre Klasse, dachte Honey. Mit unschuldiger Miene antwortete sie: »Ich hab wirklich was rumpeln gehört, aber das hat nur etwa zwei Minuten gedauert.«
    Shreave lief rot an, während Eugenie Fonda ein Kichern unterdrückte.
    »Möchte jemand von Ihnen vielleicht einen englischen Muffin?«, erkundigte sich Honey.
    Danach sagte Shreave nicht mehr viel. Er inhalierte einen Teller voller Rührei und ging ins Wohnzimmer, um wieder Kontakt mit der Fernsehwelt aufzunehmen. Während Genie das Geschirr spülte, schlich Honey hinaus und überprüfte noch einmal die Ausrüstung: zwei Zelte, drei Schlafsäcke, eine wasserdichte Schachtel mit Streichhölzern, ein Erste-Hilfe-Kasten, eine Bratpfanne, Plastikgabeln und -löffel, ein kurzes Beil, ein Dutzend Müsliriegel, sechs Trockenfertiggerichte, fünf Liter destilliertes Wasser, ein halbes Dutzend Packungen getrocknete Äpfel und Feigen, Gatorade-Pulver, Insektenmittel (aus dem Supermarkt, mit Knoblauch und Gewürznelken verfeinert) und ein riesiger Ziploc-Beutel voller Cheerios. Das alles musste in zwei Reisetaschen verstaut werden, eine für jedes Kajak. Das Packen wurde noch zusätzlich durch die Tatsache kompliziert, dass Boyd Shreave und seine Freundin nicht wussten, dass sie heute Nacht im Zelt schlafen würden und Honey das geheim halten wollte.
    Sobald sie wieder in den Trailer trat, wurde sie von Eugenie beiseitegezogen, die ihr zuflüsterte: »Hier gibt es gar keinen Strand, nicht wahr? Seien Sie ehrlich.«
    »Es ist trotzdem schön«, sagte Honey. »Glauben Sie mir, so etwas haben Sie noch nie gesehen.«
    Shreaves Freundin sah niedergeschlagen aus. Sie drehte sich um und sagte: »Boyd, kann ich dich mal kurz sprechen? Hey, Boyd!«
    Er war hin und weg vor Schadenfreude angesichts einer Werbesendung, auf die er beim Zappen gestoßen war. Ein steinalter Fernsehschauspieler namens Erik Estrada bot Seegrundstücke in einem neu entdeckten »Paradies« feil, bekannt als Arkansas.
    »Weißt du, was das beweist? Das einfach alles möglich ist!«, krähte Shreave. »Das hier ist das tollste Land der Weltgeschichte. Ich meine, Erik Estrada? Großer Gott, Genie, komm und schau dir das an!«
    Sie ging hin, machte den Fernseher aus und führte Shreave den Flur hinunter. Selbst nachdem sie die Schlafzimmertür geschlossen hatte, konnte Honey sie immer noch hören. »Ich will hier nicht bleiben, Boyd. Ich will nach Sarasota und ins Ritz-Carlton einchecken. Ich will eine Massage, Boyd. Ich will einen Sandstrand, wo ich meinen neuen Stringbikini tragen kann. Und dann will ich ins Hotelzimmer zurück und französischen Wein bestellen und mir ein paar schmutzige Filme ansehen.«
    Honey Santana eilte hinaus und begann, die Ausrüstung in die Taschen zu stopfen. Ihr ganzer Plan wäre zum Scheitern verurteilt, wenn Shreave schwach wurde, was sehr wahrscheinlich schien. Selbst wenn er in der Lage war, der Vorstellung zu widerstehen, wie Eugenie Fonda sich in einem Stringbikini dem Power-Sonnenbaden hingab, würde ihn die Verheißung einer Pornofete mit Kerzenschein bestimmt umstimmen.
    Honey fürchtete, dass sie zusammenklappen würde, wenn Shreave jetzt einen Rückzieher machte. Bis spät in die Nacht hatte sie an ihrem Lagerfeuervortrag gearbeitet. Ein Mann wie er -ein Mann, der fremde Leute zur Abendessenszeit anrief und sie dann grob beleidigte, wenn sie sich dagegen verwahrten – hatte eine Lektion in Manieren und Höflichkeit verdient. Ein paar Tage in der Wildnis würden all diese Selbstgefälligkeit verpuffen lassen. Eine Tour durch die Inseln würde seinen Horizont erweitern, ihm

Weitere Kostenlose Bücher