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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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eines Safarizelts eingerichtet – wallende Musselinlaken waren mit Reißzwecken an die Decke gepinnt, und eine Sturmlaterne glomm auf einem Nachttisch aus Bambusimitat. Unglaublicherweise gab es keinen Fernseher, nicht einmal einen CD-Player
    Die Dancing Flamingo Lodge, dachte Shreave giftig. Versuchs mal mit dem Flamingo-Flohzirkus. Für ihn war klar, dass die Royal-Gulf-Hammocks-Werbeaktion zum Scheitern verurteilt war; nur ein veritabler Schwachkopf würde einem so dürftigen und unbeholfenen Laden Grundstücke abkaufen.
    Er nahm seine Formel-Eins-Zahnbürste und die Reisetube Zahnpasta mit ins Bad und bearbeitete sein Lächeln. Als er zurückkam, saß Eugenie aufrecht im Bett und entledigte sich ihrer Kleider.
    »Ich hatte einen grauenhaften Albtraum«, sagte sie. »Ich bin im Callcenter und hab gerade den verdammten Bill Gates an der Strippe, und der ist ganz scharf darauf, eine Ferienwohnung in Port Aransas zu kaufen. Aber dann kriecht dieser dämliche Sacco unter meinen Schreibtisch und fängt an, meine Knie abzulecken – Boyd, was hat die große Drei auf deiner Zahnbürste zu bedeuten?«
    »Du machst Witze, nicht wahr?«, sagte Shreave.
    Eugenie kickte ihr Höschen weg. »Okay. Vergiss es.«
    »Komm schon. Die Drei war Dale Earnhardts Nummer!«
    »Und der ist …?«
    »Genie, das ist noch nicht mal witzig«, empörte Shreave sich.
    »Von mir aus. Ich muss mich abschminken.«
    Mit wiedererwachter Hoffnung klatschte sich Shreave ein wenig Eau de Cologne auf den Hals und drehte die Laterne herunter. Dann kniete er sich auf den Boden und wühlte hastig in seiner Reisetasche nach seiner Kondomschachtel. Ein schwarzer Gegenstand unter dem Bett fiel ihm ins Auge – er sah aus wie eine Pistole.
    Shreave fuchtelte gerade damit herum, als Eugenie Fonda aus dem Badezimmer kam. Sie blieb wie angewurzelt stehen. Er war bereit.
    »Wofür ist die denn?«, wollte sie wissen.
    »Nur für alle Fälle. Hier gibt’s Panter, weiß du.«
    »Wie hast du die denn ins Flugzeug gekriegt?«
    »Gar nicht«, antwortete Shreave. »Die hab ich gekauft, als wir bei dem Einkaufszentrum Halt gemacht haben.«
    Als Eugenie fragte, ob sie sie mal anfassen dürfe, erwiderte er: »Nein. Sie ist geladen.«
    Und klang dabei, dessen war er sich sicher, so ruhig und fachkundig in Sachen Schusswaffen, wie Van Bonneville es bestimmt gewesen war.
    Sie lächelte. »Ich wusste gar nicht, dass du auf Knarren stehst, Boyd.«
    »Es zahlt sich aus, auf alles vorbereitet zu sein.«
    »Was ist das für eine – eine Achtunddreißiger?«
    »Gut geraten«, gab er zurück, weil er keinen Schimmer hatte.
    Hätte Boyd Shreave auf Knarren gestanden, so hätte er gewusst, dass das, was er unter Honey Santanas Bett gefunden hatte, in Wirklichkeit ein Taser war, ein Elektroschockgerät, mit dem die Polizei Betrunkene und ausgeflippte Junkies zur Räson brachte. Anstelle von Kugeln feuerte es 50000 Volt ab.
    Shreave verstaute es betont cool in seiner Tasche, unter einem Stapel Tommy-Bahama-Shorts.
    »Und das kleine Ding funktioniert gegen einen großen, hungrigen Panter?«, fragte Eugenie.
    »Oh ja.«
    Sie stieg ins Bett und zog die Bettdecke bis über ihre Brüste. »Bist du müde, Boyd?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Hervorragend. Schwing deinen Arsch hier rüber.«
     
    Dealey fuhr zu einem Supermarkt und kaufte zwei Pfund Hackfleisch, in dem er seine letzten vier Schlaftabletten versenkte. Die Pitbulls liefen noch immer frei herum, als er zu der Wohnwagensiedlung zurückkehrte, doch sie kippten bald um, nachdem sie das rohe Fleisch verschlungen hatten.
    Der Detektiv parkte eine Straßenecke von dem Wohnwagen entfernt, in dem Boyd Shreave und seine Freundin abgestiegen waren. Um halb eins stieg er aus dem Geländewagen und machte sich auf den Weg. Er hatte eine kleine Videokamera mit Infrarotobjektiv dabei, die er bei einem Konkurrenten in Fort Worth ausgeliehen hatte.
    Als er sich dem Wohnwagen näherte, sah Dealey einen schwachen Lichtschimmer durch die schlaffen Vorhänge in einem der Fenster. Rasch trat er vom Weg herunter in den Schatten. Mit Hilfe einer kleinen Taschenlampe fand er dicht neben dem Wohnwagen ein paar lose Hohlziegel. Er stapelte sie unter dem Fenster auf und stieg hinauf, um einen Blick hineinzuwerfen.
    Nur vage Formen und Schemen waren zu erkennen; die Vorhänge erwiesen sich als kunstvoll ausgebreitete Bettlaken, die keine Lücke ließen, durch die Dealey spähen konnte. Hören konnte er von drinnen auch nichts, weil da eine verwitterte

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