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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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kaputten Dieselmotor herumschlug. Skinner wies ihn an, Platz zu machen. Um die Mittagszeit kam eine Frau, mit der Skinner sich gelegentlich traf, mit einem kalten Bier und Sandwiches vorbei. Sie hieß Debbie, zog es aber vor, Sienna genannt zu werden. Einmal hatte Skinner sie gefragt, warum sie sich nach einer Wachsmalkreide benannt hatte, und damit ihre Gefühle verletzt. Sie war erst 26 und fuhr einen Propangaslaster von Port Charlotte aus hin und her. Ihr Bruder spielte bei den Jackson Jaguars, so dass Skinner und sie wenigstens während der Football-saison etwas hatten, worüber sie reden konnten. Während des restlichen Jahres war es nicht leicht.
    »Ich freu mich ja so auf heute Abend«, verkündete Sienna. »Du dich auch?«
    Skinner betrachtete die Blasen in seinem Bier und versuchte, sich zu erinnern, was auf dem Plan stand.
    »Green Day, weißt du nicht mehr?«, half sie nach. »Gott, Perry, sag nicht, du hast es vergessen.«
    »Klar weiß ich das noch. Die spielen in Fort Myers.«
    »Du hast gesagt, du stehst auf sie.«
    »Hab ich auch so gemeint.« Soweit Skinner wusste, hatte er noch nie einen Song der Band gehört; er war ein Countryfan bis ins Mark.
    »Wir brauchen nicht zu gehen, wenn du nicht willst«, sagte Sienna. »Ich kann die blöden Karten in ungefähr dreißig Sekunden bei eBay verticken.«
    »Bitte sei nicht eingeschnappt. Ich hab doch gesagt, dass wir hingehen.«
    »Zweimal war ich mit dir bei Willie Nelson. Zweimal .«
    »Ja, das stimmt.« Skinner war nicht in Stimmung für ein Rockkonzert, doch die Ablenkung würde ihm bestimmt guttun.
    »Und bei Hank jr. auch«, fuhr Sienna fort. »Oder hast du das vergessen?«
    »Nein, das habe ich nicht vergessen.«
    Skinner wollte, dass dieser Lunch zu Ende war. Er wollte, dass Sienna wegging, bevor er sie über Bord schmeißen musste.
    »Entschuldige mal kurz«, sagte er und trat ins Steuerhaus.
    Randy blätterte in einer Motocross-Zeitschrift, die Gummistiefel auf die Steuerkonsole gestützt. Schweigend trank Skinner sein Bier aus und sah ein altes Flachboot den Fluss heraufkommen. Im Bug saß ein bierbäuchiger Mann mittleren Alters, der aussah, als fühle er sich sehr unbehaglich, und der ein Veilchen über dem einen Auge hatte. Er trug einen zerknitterten grauen Anzug, ein ungewöhnlicher Aufzug für einen Angelausflug, und auf dem Schoß hielt er zwei metallicsilberne Koffer schützend umschlungen.
    Im Heck des Bootes saß Louis Piejack und hielt mit seiner unversehrten Hand die Ruderpinne. Er warf keinen einzigen Blick zu den Krabbenkais hinüber, als er vorbeituckerte, daher bemerkte er nicht, dass er beobachtet wurde. Andernfalls hätte er vielleicht versucht, die abgesägte Schrotflinte zu verbergen, die deutlich sichtbar zwischen seinen Füßen auf dem Deck lag.
    »Verdammt noch mal«, brummte Perry Skinner vor sich hin.
    Randy schaute von seiner Zeitschrift auf: »Was ’n los, Boss?«
    Es war keine Zeit, die Jungs in Hialeah anzurufen. Skinner würde sich selbst darum kümmern müssen, was ihm nur recht war.
    »Was hast du heute Abend vor, Randy?«
    »Überhaupt nichts, Boss.«
    »Willst du mit Sienna zu Green Day gehen? Die Karten gehen auf mich«, fragte Skinner.
    »Voll super!«
     
    Dealey war kein harter Bursche. Er war niemals ein Cop oder ein FBI-Agent gewesen, wie manche anderen Privatdetektive. 18 Jahre lang hatte er für eine Versicherungsgesellschaft gearbeitet und unberechtigte Invaliditätsansprüche abgeschmettert, ehe er sich selbstständig gemacht hatte.
    Und normalerweise war es keine gefährliche Tätigkeit, untreuen Ehepartnern hinterherzuspionieren. Dealey war erst einmal verletzt worden, von einem fliegenden Vibrator. Das war passiert, als er heimlich ein akrobatisches junges Paar in Candleridge observiert hatte. Die Frau hatte Dealey bemerkt, das 22 Zentimeter lange Wurfgeschoss vom Nachttisch geschnappt und es mit unheimlicher Präzision durch das offene Fenster ihrer Erdgeschosswohnung gefeuert. An der Kehle getroffen, war der Detektiv fünf Blocks weit gerannt, ehe er in einer Kirschlorbeerhecke zusammengebrochen war. Drei Wochen lang hatte er weder sprechen noch feste Nahrung zu sich nehmen können. Der Vibrator war in seine Kameratasche gefallen, und Dealey bewahrte das fleischfarbene Gerät als ernüchterndes Memento an die Gefahren seines Berufes in seiner Schreibtischschublade auf. Die Batterien hatte er in den Müll geschmissen.
    In all den vielen Jahren, in denen er Betrüger, Faulpelze und falsche Künstler

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