Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
und 22er Schrotkugeln, Schweineknochen, eine Pflugschar, die das Grundwasser zerfressen hatte, den Zementboden von einem alten Dreschplatz, der von Unkraut überwuchert war. Ein Deputy Sheriff schwenkte seinen Metalldetektor über einen ausgetrockneten Eichenstumpf, und das Gerät schlug an. Wir hackten den Stumpf in zwei Teile und fanden eine Axtspitze, handgeschmiedet, in der Mitte.
Um vier Uhr machten die Deputys in Uniform Schluß. Die Sonne kam heraus, und ich beobachtete, wie sich Thurston Meaux an der windgeschützten Seite der Scheune auf eine Kiste setzte, ein Sandwich aß, das Pergamentpapier vom Wind verwehen ließ, eine Mineralwasserdose öffnete und sie anschließend auf die Erde warf.
»Sie verschmutzen den Tatort«, sagte ich.
»Falsch.«
»Wieso?«
»Weil wir keine Zeit mehr für den Mist hier verschwenden. Sie haben da ne fixe Idee Robicheaux.« Er klopfte sich die Krümel von der Kleidung und ging zu seinem Wagen.
Helen sagte lange Zeit nichts. Dann schob sie eine Haarsträhne aus ihrem Auge. »Dave, wir haben jeden Zentimeter auf diesem Feld abgesucht, den Boden in der Scheune und ihrer Umgebung gerecht. Wenn du noch mal von vorn anfangen willst, bin ich dabei, aber ...«
»Guidry hat gesagt: Es lag die ganze Zeit vor Ihrer Nase, Sie arroganter Scheißer. Worüber er auch geredet hat, es gibt da etwas. Vielleicht sind wir einfach drübergegangen – es muß etwas sein, das er aufheben und mir unter die Nase halten konnte.«
»Wir könnten einen Caterpillar mieten und hier alles umgraben.«
»Nein. Dann zerstören wir vielleicht, was immer hier ist.«
Sie atmete geräuschvoll aus und begann mit einer Hacke eine Rille um den festgebackenen Boden zu ziehen.
»Du bist eine loyale Freundin, Helen«, sagte ich.
»Bwana hat die Schlüssel zum Streifenwagen«, erwiderte sie.
Ich stand vor der Scheunenwand und starrte auf das verwitterte Holz, die rote Farbe, die in Streifen herunterging wie Nagellack, die vom Staub gefüllten Löcher, dort, wo Jack Flynns Handgelenke angenagelt gewesen waren. Welche Beweisstücke es auch gab, sie waren von Harpo Scruggs und nicht von Alex Guidry zurückgelassen worden, dachte ich. Es war etwas, von dem Scruggs Guidry erzählt haben mußte. Die Frage war nur, warum?
Um jemand anderen hineinzuziehen. So wie er Boxleiter an diesem Ort gekreuzigt hatte, um eine Verbindung zwischen Boxleiters und Jack Flynns Tod herzustellen.
»Helen, wenn hier was ist, dann direkt an der Stelle, wo Flynn gestorben ist«, sagte ich.
Sie lehnte die Hacke an ihr Bein und wischte sich mit dem Ärmel einen Schlammspritzer vom Gesicht.
»Wenn du meinst.«
»Langer Tag, was?«
»Hatte letzte Nacht einen Traum. War so, als würde ich in die Vergangenheit zurückgezogen, in Sachen, mit denen ich nichts zu tun haben wollte.«
»Du hast selbst gesagt, daß wir die Guten sind.«
»Auch als ich sinnlos auf Guidry geballert habe? Er war schon halb tot. Ich konnte nur einfach nicht aufhören. Ich hatte mir eingeredet, noch ein Mündungsfeuer an seiner Waffe gesehen zu haben. Dabei hätte ichʼs besser wissen müssen.«
»Er hatʼs nicht besser verdient«, sagte ich.
»Ach ja? Und warum fühle ich mich dann so miserabel?«
»Weil du Menschlichkeit besitzt. Weil du einfach die beste bist.«
»Ich würde diesen Fall am liebsten ad acta legen, Dave. Wirklich.«
Sie legte die Hacke beiseite, und wir begannen die festgebackene Erde um die Scheunenwand aufzugraben. Die Erde darunter war schwarz und glänzend und voller weißer Würmer. Dann sah ich ein kupfernes Schimmern, und eine glatte Glasfläche ragte aus dem Matsch, während Helen mit ihrer Gabel in Wurzelwerk stieß.
»Warte mal!« sagte ich.
»Was gibtʼs?«
»Da ist ein Glas. Beweg die Gabel nicht.«
Ich griff hinunter und hob ein großes Einmachglas aus Schlamm und Wasser. Es war mit einem Gummidichtungsring und einem Schraubdeckel aus Metall verschlossen. Ich kniete mich hin, schöpfte Wasser aus einer Mulde und spülte den Schlamm von der Glasoberfläche.
»Ein Umschlag und ein Zeitungsausschnitt? Was wollte Scruggs denn damit? Sollte das ne Botschaft für die Außerirdischen werden?« fragte Helen.
Wir gingen zum Streifenwagen und reinigten das Glas mit Papierhandtüchern. Dann stellten wir es auf die Motorhaube und schraubten den Deckel auf. Ich hob den Zeitungsausschnitt mit zwei Fingern heraus und breitete ihn auf der Motorhaube aus. Die Person, die ihn aus der Times-Picayune geschnitten hatte, hatte sorgfältig
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