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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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sein. Er war Gast in meinem Haus. Was sagen Sie da?«
    Ich ging in den Köderladen und blieb dort, bis er gegangen war.
    In jener Nacht schien kein Mond, und die Blätter wirbelten draußen durch die Dunkelheit, glitten raschelnd an den Stämmen der Eichen und Pecanbäume entlang. Als ich ins Schlafzimmer kam, war das Licht gelöscht, und Bootsie saß in Slip und T-Shirt vor ihrer Kommode und starrte aus dem Fenster in die Finsternis hinaus.
    »Hast du Cisco rausgeworfen?« fragte sie.
    »Nicht direkt. Ich hatte nur keine Lust mehr, mit ihm zu reden.«
    »Warʼs wegen Megan?«
    »Immer wenn sie herkommt, gibtʼs Streit zwischen uns«, sagte ich.
    Die Brise bewegte die Ventilatorblätter, und ich hörte, wie Blätter gegen das Fliegengitter wehten.
    »Ist nicht ihre Schuld. Ist meine«, sagte Bootsie.
    »Wie bitte?«
    »Du halst dir die Probleme anderer Leute auf, Dave. So bist du eben. Deshalb habe ich dich wahrscheinlich geheiratet.«
    Ich legte meine Hand auf ihre Schulter. Sie sah auf unser Spiegelbild im Kommodenspiegel und stand auf, ohne den Blick vom Spiegel abzuwenden. Ich schlang die Arme unterhalb ihrer Brüste um sie und grub mein Gesicht in ihr Haar. Ihr Körper fühlte sich muskulös und hart an. Ich ließ meine Hand über ihren Bauch gleiten, und sie wölbte sich gegen mich und umschlang mit beiden Händen meinen Nacken. Ihre hart werdenden Brustspitzen, die sanfte Wölbung ihres Bauchs und die Rundung ihrer Hüften, die festen Schenkel, die Sehnen in ihrem Rücken, die Kraft ihrer Oberarme ... als ich all das mit Haut, Kopf und Auge berührte, war es, als beobachtete ich mich selbst, wie ich eins wurde mit einer Alabasterskulptur, die von der pulsierenden Wärme einer frisch erblühten Rose belebt wurde.
    Dann war ich zwischen ihren Schenkeln auf dem Laken, und in meinen Schläfen ertönte ein Rauschen wie Wind in einer Schneckenmuschel, und ich fühlte, wie sie mich tiefer in sich hineinzog, so tauchten wir tiefer und tiefer in eine Meereshöhle, und in diesem Moment war mir klar, daß die Sorge über die verschlungenen Wege der Götter, die Veränderlichkeit und den Tod keinen Platz unter den Lebenden haben sollte, auch wenn der Herbst sanft an das Fliegengitter klopfte.
    In Vietnam quälte mich die Angst vor Minen und Sprengfallen, eine Angst, die sich mir wie ein eiserner Ring um die Schläfen legte und die Äderchen in meinem Gehirn weitete, so daß ich in den wachen Stunden einen permanenten Druck im Kopf spürte, so als trüge ich einen Hut. Aber der Gast, der noch lange nach dem Krieg durch meine Alpträume geisterte, war eine vietnamesische Wühlmaus namens Bedcheck Charlie.
    Bedcheck Charlie konnte Reisfelder durchqueren, ohne die geringste Bewegung in der Wasseroberfläche zu verursachen, sich durch spanische Reiter robben oder unter Drahthindernissen hindurchbuddeln, wenn es sein mußte. Er hatte die Franzosen eher mit Willenskraft als mit der Waffe besiegt. Dabei stand außer Frage, was er mit einer Schnellfeuerwaffe anrichten konnte, die er einem toten deutschen oder sudanesischen Legionär abgenommen hatte. Er wartete auf das Aufflackern eines Zippo, das an eine Zigarette gehalten wurde, oder auf die kleine blaue Flamme unter einer Büchse mit der Tagesration, um dann aus einer Entfernung von dreihundert Metern abzudrücken und eine schlüssellochgroße Wunde in das Gesicht eines Mannes zu schießen.
    Ich möchte allerdings bezweifeln, daß Ricky Scarlotti je Gedanken an den Vietcong verschwendet hat. Er hatte bestimmt andere Sorgen an jenem Samstag morgen, als er draußen vor dem Reitstall saß, wo er gelegentlich Polo spielte, ein Glas Burgunder trank, in Olivenöl getunktes Brot aß und seiner neuen Freundin Angela in die Rippen stieß, wann immer er einen Punkt machte. Es würde sich alles einrenken. Er hatte diesen Hillbilly Harpo Scruggs wieder auf den Auftrag angesetzt. Scruggs war in der Lage, diesen Verräter in New Iberia auszuschalten, diesen Komiker mit dem komischen Namen, der dem Mob zuerst die eigenen Videogeräte geklaut und anschließend wieder verkauft hatte; Broussard hieß er, und dem sollte er ein für allemal einen Denkzettel verpassen und den Druck von ihm, Ricky, nehmen, damit er dieser FBI-Tante sagen konnte, sie solle sich ihre Triadenscheiße mit Stäbchen in den Hintern schieben.
    Er und Angela und die beiden Bodyguards hatten nämlich Tickets für die Sonntagmorgenmaschine nach Miami. Morgen bereits würde er am Strand hinter dem Doral-Hotel sitzen, mit einem

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