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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Wärter.
    »Das haben wir gleich raus«, sagte der Lastkraftwagenfahrer. »Und zwar todsicher.«
    Hebel und Zahnräder rasteten ein, dann vibrierte und schüttelte sich der Laster, und riesige Stahlschneiden begannen sich im rabenschwarzen Innern der Trommel zu drehen und hoben Vorhänge von Zement in die Luft wie Kuchenteig.
    »Mach, daß du rauskommst mit deiner Karre. Aus irgendeinem Grund erinnern mich die Geräusche von dem Ding an meine Frau im Badezimmer«, sagte der Wärter.
    Zwei Stunden später, auf einer Baustelle südlich der Stadt, kletterte Cool Breeze aus dem Zementmixer und schleppte sich in ein Zuckerrohrfeld wie ein Mann in einer Bleirüstung; die klaffende Backenwunde blutete wie verrückt, die Zuckerrohrblätter waren umrandet von der letzten roten Sonnenglut.
    »Ich glaubʼs nicht, Moutʼ«, sagte ich.
    »Daß der Kerl ihn alle machen wollte?«
    »Daß der Gefängnisverwalter dahintersteckt. Er ist schon vom Dienst suspendiert. Er wäre der erste, auf den der Verdacht fallen würde.«
    »Eben weil erʼs auch gewesen ist.«
    »Wo ist Breeze jetzt?«
    Moutʼ schob den Sack Vogelfutter über die Schulter und begann erneut, eine Handvoll nach der anderen in die Luft zu werfen. Die Tauben umschwirrten seinen gewachsten kahlen Schädel bald wie Schneeflocken.
    Mein Partner war Detective Helen Soileau. Im Dienst trug sie Hose und Männerhemd, lächelte ebenso selten, wie sie sich schminkte. Ihre Körperhaltung war stets defensiv, ihr Gesicht fleischig, der Blick unnachgiebig, und ihr blondes Haar umgab ihren Kopf wie eine Perücke. Sie lehnte mit beiden Armen in meinem Bürofenster und sah dem Kalfakter zu, der die Hecke am Gehsteig schnitt. Sie trug eine Neun-Millimeter-Automatik in einem handgefertigten schwarzen Lederhalfter und ein Paar Handschellen am Gürtel im Rücken.
    »Hab die Miss Pisspot von 1962 heute morgen im Gefängnis getroffen«, sagte sie.
    »Wen?«
    »Diese FBI-Agentin … wie heißt sie doch gleich? Glazier. Sie ist der Meinung, wir hättenʼs drauf angelegt, Cool Breeze Broussard in unserem eigenen Gefängnis kaltzumachen.«
    »Wie siehst du die Sache?«
    »Der Mulatte ist eine Pfeife. Behauptet, Breeze mit einem Typen verwechselt zu haben, der ihn kaltmachen wollte. Und zwar angeblich, weil er dessen kleine Schwester genagelt hat.«
    »Schluckst du das?« fragte ich.
    »Bei einem Typ, der gepiercte Brustwarzen hat? Ja, schon möglich. Tust du mir einen Gefallen?«
    »Spuckʼs aus!«
    Sie gab sich betont gelassen. »Lila Terrebonne sitzt besoffen im Country Club. Der Obermufti dort möchte, daß ich sie nach Jeanerette zurückchauffiere.«
    »Nein, danke.«
    »Konnte mich noch nie mit Lila anfreunden. Keine Ahnung, weshalb nicht. Vielleicht weil sie mir einmal in den Schoß gekotzt hat. Ich rede von deiner Freundin von den Anonymen Alkoholikern, Dave. Nicht vergessen.«
    »Sie hat nicht mich um Hilfe gebeten, Helen. Dann wärʼs was anderes.«
    »Wenn sie wieder diese Scheiße mit mir anfängt, landet sie in der Ausnüchterungszelle. Geht mir am Arsch vorbei, daß ihr Großvater U. S. Senator war.«
    Damit ging sie auf den Parkplatz hinaus. Ich blieb einen Moment hinter meinem Schreibtisch sitzen, dann schnippte ich eine Büroklammer in den Papierkorb und stoppte ihren Streifenwagen mit dem Daumen nach unten, kurz bevor sie auf die Straße einbog.
    Lila hatte ein spitzes Gesicht, milchig grüne Augen und goldgelbes Haar, das die Sonne ausgebleicht hatte, bis es schimmerte wie Weißgold. Ihr Luderleben nahm sie auf die leichte Schulter, Katerstimmungen oder Händel mit verheirateten Männern ließen sie unberührt, sie lachte mit rauchiger Stimme in Nachtclubs über die Sucht, die sie mit schöner Regelmäßigkeit in ein Krankenhaus oder eine Entziehungsanstalt brachte. Danach blieb sie erst einmal trocken und nahm für ein paar Wochen auf Grund einer gerichtlichen Anordnung an den Treffen der Anonymen Alkoholiker teil, löste Illustrierten-Kreuzworträtsel, während andere von dem Stacheldraht sprachen, der sich um ihre Seelen gelegt hatte, oder starrte mit wohlgefälligem Ausdruck aus dem Fenster, in dem sich keine Spur von Sehnsucht, Reue, Ungeduld oder Resignation widerspiegelte, lediglich ein vorübergehender Schwebezustand, so als warte sie darauf, daß die Zeiger einer unsichtbaren Uhr die vorbestimmte Zeit erreichten.
    Von ihrer Jugend bis heute erinnere ich mich an keinen Abschnitt ihres Lebens, da sie nicht Gegenstand von Gerüchten und Skandalen gewesen wäre. Sie war von

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