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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ihren Eltern an die Sorbonne geschickt worden, dort durch sämtliche Examen gerasselt und zurückgekehrt, um auf der University of Southern Louisiana mit Arbeiterkindern zu studieren, die es sich nicht einmal leisten konnten, die Louisiana State University in Baton Rouge zu besuchen. Am Abend ihres College-Abschlußballs klebten Mitglieder des Football-Teams ihr Foto an den Gummi-Automaten in Provostʼs Bar.
    Als Helen und ich das Clubhaus betraten, saß sie allein an einem Tisch, den Kopf umgeben von Rauchschwaden aus ihrem Aschenbecher, das leere Glas an den Spitzen ihrer Finger. Die anderen Tische waren von Golfern und Bridgespielern besetzt, die es sorgfältig mieden, ihre Blicke auf Lila und deren bemitleidenswerten Versuch zu richten, ihren Zustand mit Würde zu tragen. Der weiße Barkeeper und der junge schwarze Ober, die zwischen den Tischen hin und her eilten, weigerten sich, in ihre Richtung zu sehen oder die Bestellung eines weiteren Drinks entgegenzunehmen. Als jemand die Vordertür öffnete, traf sie das gleißende Sonnenlicht wie eine Ohrfeige.
    »Wie wärʼs mit einer Spritztour, Lila?« fragte ich.
    »Oh, Dave! Wie geht es Ihnen? Sie haben Sie doch nicht schon wieder angerufen, oder?«
    »Wir waren gerade in der Gegend. Eines Tages besorge ich mir noch mal eine Mitgliedskarte.«
    »Warum treten Sie nicht gleich in die Republikanische Partei ein? Sie sind zum Schreien komisch. Würden Sie mir eventuell aufhelfen? Ich glaube, ich habe mir den Knöchel verstaucht«, sagte sie.
    Sie hakte sich bei mir ein, ging mit mir zwischen den Tischen hindurch, blieb an der Theke stehen und nahm zwei Zehndollarscheine aus der Geldbörse. Sie legte sie sorgsam auf den Tresen.
    »Ist für dich und den netten jungen Schwarzen. Ist doch immer wieder eine Freude, euch alle zu sehen«, sagte sie.
    »Beehren Sie uns wieder, Miss Lila. Jederzeit«, antwortete der Barkeeper, und sein Blick schweifte ab.
    Draußen atmete sie Wind und Sonne ein, als habe sie gerade eine andere Biosphäre betreten. Sie blinzelte, schluckte und gab gedämpfte Töne von sich, als habe sie Zahnschmerzen.
    »Bitte fahren Sie mich auf den Highway raus und setzen mich ab, wo immer die Leute Kleinholz aus ihren Möbeln machen und Flaschen durch die Fenster werfen«, seufzte sie.
    »Wie wärʼs zur Abwechslung mal mit zu Hause?« schlug ich vor.
    »Dave, Sie sind ein Langweiler.«
    »Sie sollten Ihre Freunde lieber zu schätzen wissen, Maʼam«, meldete sich Helen.
    »Kenne ich Sie?« fragte Lila.
    »Yeah. Hatte das Vergnügen aufzuwischen, was Sie …«
    »Helen, bringen wir Miss Lila nach Hause und machen, daß wir wieder in die Dienststelle kommen.«
    »Du liebe Zeit, ja. Ja, dringend«, sagte Helen.
    Wir fuhren in südlicher Richtung am Bayou Teche entlang nach Jeanerette, wo Lila in einer Plantagenvilla lebte, deren Ziegelsteine im Jahr 1791 von Sklaven aus Tongruben gefördert und gebrannt worden waren. Während der großen Wirtschaftskrise hatte ihr Großvater, ein U. S. Senator, Arbeiter für einen Dollar pro Tag beschäftigt, um das herrschaftliche Haus Stein für Stein abzutragen, auf Flachbodenkähne zu verladen und von seinem ursprünglichen Standort im Chitimacha-Indianerreservat zum Bayou hinauf zu versetzen. Heute war es von einem riesigen Rasengrundstück, Lebenseichen und Palmen, einem himmelblauen Swimmingpool, Tennisplätzen, von mit orangeroten Passionsblumen überwachsenen Pavillons, zwei stuckverzierten Gästehäusern, Terrassen, Springbrunnen und Gärten umgeben, in denen Rosen blühten.
    Diesmal allerdings empfing uns ein bizarres Schauspiel, als wir in das Grundstück einbogen und durch den Tunnel aus Lebenseichen auf den Säulenportikus zufuhren; es handelte sich um eines jener seltenen Szenarien, bei denen die eigene menschliche Rasse einem Übelkeit und Scham verursacht. Eine Filmkulisse aus Rohholzhütten mit Krämerladen und breiter Veranda auf Holzpflöcken, zusammengezimmert aus verwitterten Zypressen und verrosteten Blechdächern, mit Reklameschildern von Jax-Bier und Hadacol, alles dem Bild einer Genossenschaftsfarm aus den vierziger Jahren nachempfunden, war auf dem Rasen aufgebaut; dazwischen war eine unbefestigte Straße aufgeschüttet worden, die Sprenger von den Veranden aus befeuchteten. Vielleicht zwei Dutzend Personen bevölkerten ziel- und meist auch tatenlos diese Kulisse, die Körper glänzend vor Schweiß. Im Schatten einer Lebenseiche saß an einem Tisch mit Essen einer Cateringfirma der Regisseur, Billy

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