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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Holtzner; an seiner Seite, cool und lässig in gelber Hose und weißem Seidenhemd, war sein Freund und Geschäftspartner, Cisco Flynn.
    »Schon mal gesehen, wie drei Affen versucht haben, einen Football zu ficken? Würde die ganze Bande am liebsten in die Wüste schicken, aber mein Vater hat ʼn Faible für bestimmte Sachen. Und die kommen meistens in rosa Höschen daher«, sagte Lila auf dem Rücksitz.
    »Wir setzen Sie vor der Veranda ab, Lila. Also was mich betrifft … hatte Ihr Wagen ʼne Panne, und wir haben Sie aufgegabelt und nach Hause gebracht«, sagte ich.
    »Scheiß drauf. Ihr beide steigt aus und eßt was mit mir«, sagte sie. Ihr Gesicht hatte sich aufgeklart wie der Himmel nach einem Gewitter, wenn die Wolken weggefegt sind und die Luft voller Aaskrähen zurückbleibt. Ich sah, wie ihre Zunge die Unterlippe berührte.
    »Brauchen Sie ʼne helfende Hand zum Reingehen?« fragte Helen.
    »Helfende Hand? Was für eine hübsche Formulierung. Nein, hier komm ich prächtig zurecht. Mann, o Mann, war das alles nicht sehr nett?« sagte Lila, stieg aus und schickte einen schwarzen Gärtner ins Haus, um ein paar Martinis zu holen.
    Helen wollte den Rückwärtsgang einlegen, hielt inne und starrte verblüfft auf etwas, das sich unter der Lebenseiche abzuspielen schien.
    Billy Holtzner hatte dort all seine Leute um sich versammelt. Er trug Khakishorts mit Taschenklappen und Sandalen mit lavendelfarbenen Socken und ein gestärktes gemustertes Hemd, dessen Ärmel er sorgfältig über den schwabbeligen Armen hochgekrempelt hatte. Bis auf den eisgrauen Bartstreifen um Kinn und Backen schien sein Körper völlig unbehaart zu sein, so als habe man ihn mit einem Damenrasierer bearbeitet. Seine Handlanger und Schauspieler, Drehbuchautoren, Kameraleute und weiblichen Assistenten standen mit breitem, aufgesetztem Grinsen in den Gesichtern da, einige verbargen ihre Angst, andere erhoben sich auf die Fußballen, um besser sehen zu können, während er erst den einen, dann den anderen einzeln herauspickte und sagte: »Warst du auch ein braver Junge? Uns sind da gewisse Gerüchte zu Ohren gekommen. Ich bitte dich, nur keine Scheu! Du weißt doch genau, wo du sie hinstecken mußt.«
    Und dann steckte ein erwachsener Mann, der vermutlich Frau oder Freundin oder Kinder hatte oder im Krieg gewesen war oder sein Leben einst der Achtung und Liebe für wert gehalten hatte, seine Nase zwischen Billy Holtzners Zeige- und Ringfinger und gestattete es, daß er ihm den Riechkolben hin und her drehte.
    »War gar nicht so schlimm, was? Oho! Da sehe ich doch jemanden, der sich heimlich aus dem Staub machen will! Aber Johnny …«, sagte Holtzner.
    »Diese Kerle sind aus ganz besonders faulem Holz geschnitzt, was?« bemerkte Helen.
    Cisco Flynn kam auf den Streifenwagen zu, einen gutmütig jovialen Ausdruck zur Schau tragend, die Augen ernst und erklärungsgeil.
    »Weiterhin viel Spaß, Cisco«, sagte ich aus dem Fenster und dann zu Helen: »Gib Gas!«
    »Laß ich mir nicht zweimal sagen, Boss …«, erwiderte sie, den Kopf nach hinten gedreht, während sie den Wagen rückwärts aus dem Grundstück fuhr, die dunkelgrünen Schatten des Eichenlaubs in Kaskaden über der Windschutzscheibe.

4
    In jener Nacht stand der Mond gelb über dem Sumpf. Ich ging zur Anlegestelle hinunter, um Batist, meinem schwarzen Helfer, zur Hand zu gehen, die Cinzano-Schirme zusammenzuklappen, die in den zu Tischen umfunktionierten Kabeltrommeln steckten, und den Köderladen zu schließen. Es sah nach Regen aus, und ich schlug die Segeltuchplane zurück, die über der Anlegestelle gespannt war. Dann ging ich hinein. In diesem Moment klingelte das Telefon auf der Ladentheke.
    »Moutʼ hat mich angerufen. Sein Sohn will nach Hause kommen«, sagte die Stimme.
    »Halt dich da raus, Megan. Das ist Sache der Polizei.«
    »Fürchtest du dich vor mir? Ist das das Problem?«
    »Nein. Schätze, das Problem ist die Gewohnheit.«
    »Wie wärʼs damit? Er ist fünfzehn Meilen weit draußen im Atchafalaya-Sumpf und von einer Schlange gebissen worden. Ich meine das nicht im übertragenen Sinn. Hat seinen Arm in ein ganzes Nest mit der Brut gesteckt. Warum läßt du ihm keine Nachricht durch Moutʼ zukommen und sagst ihm, er soll sich zum Teufel scheren?«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, machte ich die Außenbeleuchtung aus. Unter dem gelben Mondlicht sahen die toten Bäume im Sumpf wie Fackeln aus Papier und Wachs aus, die bei der geringsten Berührung mit einem Streichholz in Flammen

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