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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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landwirtschaftlichen Geräteparks. Ich habe keine Waffe getragen. Harpo war Wachmann auf einem der Türme, dann ein berittener Wachmann mit Gewehrausrüstung. Muß jetzt vierzig Jahre her sein.«
    »Was für ein Knecht ist er gewesen?«
    »Ein beschissener, wenn Sie mich fragen. Welche Zeit interessiert Sie?«
    »Reden Sie von der Red Hat Gang und den Männern, die unter dem Damm begraben liegen?«
    »Da war dieser alte Furz, den der Whiskey gemeiner und brutaler gemacht hat als eine scharfe Rasierklinge. Er hat sich einen Jungen aus seiner Truppe gegriffen und ihm befohlen davonzulaufen. Harpo hat ihn angebettelt, mitmachen zu dürfen.«
    »Gebettelt, jemanden umbringen zu dürfen?«
    »Da war ein farbiger Junge aus Laurel Hill. Hatte dem Aufseher beim Morgenappell freche Antworten gegeben. Dann kam der Essenswagen mittags zur Baustelle am Damm. Harpo hat den Jungen aus der Schlange geholt und ihm gesagt, er kriege erst Mittagessen, wenn er einen Baumstumpf aus dem Flußbett gesägt habe. Harpo hat ihn zu den Gummibäumen am Fluß geschleppt. Dann hab ich gesehen, wie der Junge allein weitergegangen ist, sich immer wieder unsicher umgesehen hat, während Harpo ihm was zugerufen hat. Schließlich hab ichʼs gehört, plop, plop, aus beiden Läufen. Großes Kaliber auf eine Entfernung von drei bis vier Metern.«
    Maddux warf seine Zigarette über das Verandageländer ins Blumenbeet.
    »Was ist aus Scruggs geworden?« fragte ich.
    »Schätze, er hat ein bißchen von dem und ein bißchen von jenem gemacht.«
    »Klingt verdammt vage, mein Freund.«
    »Er hat eine Zeitlang in Texas beim Straßenbau gearbeitet, dann hat er sich in ein paar Bordelle eingekauft. Was kümmert Sie das überhaupt? Das Arschloch ist vermutlich längst Holzkohle.«
    »Holzkohle …?«
    »Ist vor fünfzehn Jahren zusammen mit einer mexikanischen Hure in Juárez verbrannt. War nicht viel mehr von ihm übrig als Asche und ein paar Zähne. Mann, o Mann, geht endlich mit der Zeit und schafft euch ein paar Computer an.«

12
    Zwei Tage später saß ich in meinem Büro und sah das Kartenspiel durch, mit dem die Zigeuner die Zukunft vorhersagen und das man Tarot nennt. Ich hatte die Karten in einem Laden in Lafayette erworben. Die dazugehörige Gebrauchsanleitung ging jedoch mehr auf die Bedeutung als auf die Ursprünge der bildlichen Darstellungen der einzelnen Karten ein. Trotzdem war es für jemanden mit einer konservativen katholischen Erziehung praktisch unmöglich, die Figur des »Gehängten« nicht in historischem Zusammenhang zu sehen.
    Das Telefon auf meinem Schreibtisch klingelte.
    »Clete Purcel und Megan Flynn sind gerade eingetrudelt«, sagte der Sheriff.
    »Und?«
    »Halten Sie ihn mir vom Leib.«
    »Skipper …«
    Er legte auf.
    Im nächsten Moment klopfte Clete an mein Glasfenster und öffnete die Tür. Dann hielt er inne und sah mit verdutzter Miene den Korridor entlang.
    »Was ist los? Ist die Toilette vom Bereitschaftsraum wieder übergelaufen?« fragte er.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Herrscht absolute Friedhofsruhe, wie jedesmal, wenn ich hier aufkreuze. Woher holen sich die Jungs hier ihren Kick? Indem sie sich Snuff-Filme reinziehen? Hab das schon den Diensthabenden gefragt. Definitiv keinen Sinn für Humor, der Mann.«
    Er setzte sich, sah sich in meinem Büro um, grinste grundlos, straffte den Rücken, reckte die Arme und trommelte mit den Fingern auf die Stuhllehnen.
    »Ist Megan mit dir gekommen?« fragte ich.
    »Woher weißt du das?«
    »Der Sheriff hat euch beide wohl von seinem Fenster aus gesehen.«
    »Der Sheriff? Ich verstehe. Und er hat dich den roten Teppich ausrollen lassen.« Sein Blick glitt gutgelaunt über mein Gesicht. »Was hältst du davon, wenn wir dich zum Lunch ins Lagniappe Too einladen?«
    »Stecke bis zum Hals in Arbeit.«
    »Hat Megan neulich die Kasernenhofnummer mit dir durchgezogen?«
    »War sehr überzeugend, die Lady.«
    Er trommelte weiter auf die Stuhllehnen.
    »Könntest du damit aufhören und mir endlich sagen, was du auf dem Herzen hast?« sagte ich.
    »Dieser Billy Holtzner. Hab ihn schon mal irgendwo gesehen. Könnte in Vietnam gewesen sein.«
    »Holtzner?«
    »Wir hatten da drüben doch auch üble kleine Weicheier. Jedenfalls habe ich ihn gefragt: ›Waren Sie in der Mausefalle?‹ Er sagt: ›Mausefalle?‹ Ich sage: ›Ja, beim Marine Corps. Waren Sie in der Gegend von Da Nang?‹ Und welche Antwort kriege ich? Er lutscht an seinen Zähnen, verschanzt sich hinter einer Arbeitsmappe und tut

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