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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Tank«, erklärte Father Mulcahy.
    »Hab einen Saugheber. Hier in der Tüte. Und auch nen Kanister.«
    Der Mann im Außenborder stellte einen Stiefel auf die Deckkante, schwang ein Bein über die Reling und zog das andere nach. Dann stand er vor dem Priester, den Kopf leicht geneigt, als begutachte er ein Insekt in einem Marmeladenglas.
    »Zeigen Sie mir, wo Ihr Tank ist. Hinten auf dieser Seite?« fragte er und deutete zur Leeseite der Kajüte, die dem Hauptkanal abgewandt war.
    »Ja. Aber da ist ein Schloß dran«, sagte der Priester. »Der Schlüssel hängt am Zündschlüssel.«
    »Dann holen wir ihn, Reverend«, erklärte der Fremde.
    »Sie wissen, daß ich Geistlicher bin?« sagte Father Mulcahy.
    Der Mann antwortete nicht. Er hatte sich an diesem Morgen offenbar nicht rasiert, und graue Bartstoppeln überzogen seine blau-rot geäderten Backen. Sein Lächeln war verkrampft, ein Auge hinter den Brillengläsern hatte er zusammengekniffen, als peile er stumm die Lage.
    »Sie waren vor dem Pfarrhaus … im Regen«, erinnerte sich der Priester.
    »Möglich. Aber jetzt brauche ich Ihre Hilfe. Das sollten wir zuerst hinter uns bringen.«
    Der Mann legte einen Arm um die Schultern des Priesters und führte ihn in die Kajüte. Er roch nach Deodorant und Kautabak, und trotz seines fortgeschrittenen Alters fühlte sich der Arm kräftig und muskulös an, der wie ein Joch auf dem Nacken des Priesters lastete.
    »Ihre Seele wird verflucht sein«, sagte der Priester, weil ihm nichts Besseres einfiel.
    »Ja, das hab ich schon mal gehört. Meistens dann, wenn ein Prediger versucht hat, mir einen Scheck aus der Tasche zu ziehen. Das Komische ist nur, daß die Prediger den Scheck nie auf den Namen Jesus ausgestellt haben wollten.«
    Der Mann mit dem Hut riß den Verschluß der Papiertüte auf, die er mit an Bord gebracht hatte, nahm eine Vorhangkordel aus Samt, eine Rolle Klebeband und eine Plastiktüte heraus. Dann begann er aus dem Ende der Kordel konzentriert eine Schlinge zu knüpfen, so als sei es die selbstverständlichste Nebentätigkeit an einem ganz normalen Tag.
    Der Priester wandte sich von ihm ab und dem Fenster und der Sonne zu, die durch das Geäst der Sumpfzypressen fiel, das Haupt gesenkt, die Finger auf die Augenlider gepreßt.
    Die Pumpgun des Gemeindemitglieds lehnte links neben dem Armaturenbrett. Father Mulcahy griff danach, richtete den Lauf auf die Brust des Mannes mit dem Stetson und entsicherte die Waffe.
    »Runter von dem Boot!« befahl er.
    »Sie haben keine Patronen reingeschoben. Vermutlich ist es gar nicht geladen«, sagte der Mann.
    »Könnte schon sein. Möchten Sieʼs drauf ankommen lassen?«
    »Sie sind ein ziemlich dreister alter Sack, was?«
    »Sie kotzen mich an, Sir.«
    Der Mann mit den gelbgetönten Brillengläsern griff mit Daumen und zwei Fingern in die Brusttasche seines Hemds und steckte eine Portion Kautabak in die Backe.
    »Ich scheiß auf Sie«, sagte er und öffnete die Kajütentür, um hinauszugehen.
    »Lassen Sie die Tüte da!« befahl der Priester.

15
    Der Priester rief das Sheriffbüro des Bezirks St. Martin an, in dem seine Begegnung mit dem Mann stattgefunden hatte, und setzte sich nach seiner Rückkehr nach New Iberia mit mir in Verbindung. Der Sheriff und ich sprachen im Pfarrhaus mit ihm.
    »Die Tüte enthielt eine Samtkordel, eine Plastiktüte und eine Rolle Klebeband?« fragte der Sheriff.
    »Ganz recht. Ich habe alles beim Sheriff in St. Martinville deponiert«, erwiderte Father Mulcahy. Sein Blick war ausdruckslos, so als würde die Offenlegung seines Erlebnisses alles noch schlimmer machen.
    »Sie wissen, weshalb er hinter Ihnen her ist, Father«, sagte ich.
    »Ja. Ich glaube schon.«
    »Und Sie wissen, was er vorhatte. Wäre vermutlich als Herzinfarkt durchgegangen. Die Kordel hätte keine Einschnitte hinterlassen; es hätte nichts gegeben, was auf einen gewaltsamen Tod hingedeutet hätte«, sagte ich.
    »Das brauchen Sie mir nicht zu sagen, Sir«, erwiderte er.
    »Zeit, daß wir uns über Lila Terrebonne unterhalten«, sagte ich.
    »Ist ihre eigene Entscheidung, ob sie mit Ihnen reden möchte. Nicht meine«, erklärte er.
    »Hochmut ist keine Tugend, Father«, entgegnete ich.
    Röte stieg ihm ins Gesicht. »Vermutlich nicht. Aber ich will verdammt sein, wenn ich mich von einem verdammten Dreckskerl wie dem, der zu mir an Bord geklettert ist, aus der Bahn werfen lasse.«
    »So kann man das auch sehen. Hier ist meine Karte, falls Sie doch noch wollen, daß uns der Kerl

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