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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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leugnet, ich kann mir nicht vorstellen, daß er die Art eurer Beziehung begreift«, sagte ich.
    »Trinkt er?«
    »Nicht jetzt. Aber dazu wird es kommen.«
    Sie stützte die Wange in die Hand und starrte auf den Bayou hinaus.
    »Was ich getan habe, war gemein«, sagte sie. »Ich wache jeden Morgen auf und kann mich selbst nicht ausstehen. Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen.«
    »Rede noch mal mit ihm.«
    »Du willst, daß Cisco und ich aus seinem Leben verschwinden. Darum gehtʼs doch, oder?«
    »Der beste Cop, den New Orleans je hatte, macht den Lakaien für Billy Holtzner.«
    »Er kann den Bettel jederzeit hinwerfen. Aber was geschieht mit meinem Bruder? Anthony Pollock hat für ein paar üble Schurken in Hongkong gearbeitet. Was glaubst du, wen die für seinen Tod verantwortlich machen?«
    »Um ehrlich zu sein … Hongkong ist verdammt weit weg vom Bayou Teche. Kratzt mich deshalb nicht besonders.«
    Sie faltete ihren Brief zusammen, steckte den Stift ein und ging über den grünen Rasenstreifen zum Haus hinauf, ihre Silhouette von den blinkenden Lichtern der Glühwürmchen umgeben.
    Cisco machte an jenem Abend Nachtaufnahmen und kam erst nach zwei Uhr morgens nach Hause. Die Eindringlinge kamen irgendwann nach Mitternacht. Es waren große Kerle in schweren Stiefeln, selbstsicher und zweckorientiert. Sie verwüsteten die Blumenbeete an der Stelle, wo sie die Alarmanlage brutal ausgeschaltet hatten, schoben eine Drahtschlinge unter einem Fensterrahmen hindurch und öffneten den Riegel von innen. Dann schwangen sie sich mit einem geschickten Sprung ins Haus, so daß sie auf den Platten unter dem Fenster kaum Spuren hinterließen.
    Sie wußten, wo sie schlief, und anders als jene Männer, die Megan um ihrer Stärke willen bewunderten, verachteten diese sie dafür. Sie bemächtigten sich ihrer im Schlaf, zerrten sie aus dem Bett, verbanden ihr die Augen, stießen sie zur Tür und auf die Terrasse hinaus und den sanften Hang hinunter zum Bayou.
    Als sie ihren Kopf unters Wasser drückten, sah keiner von ihnen das kleine Diktiergerät am Schlüsselbund in ihrer Hand. Selbst als sich ihr Mund und ihre Nase mit Schlick füllten und ihre Lungen brannten, als habe man Säure hineingekippt, versuchte sie mit dem Finger die »Record«-Taste gedrückt zu halten.
    Dann fühlte sie, wie der Bayou warm wie Blut um ihren Hals wurde, als eine geäderte, gelbe Blase im Zentrum ihres Gehirns platzte, und sie wußte, daß sie vor den Händen, Fäusten und Stiefeln der Männer sicher war, die stets an der Peripherie ihrer Kameraobjektive existiert hatten.

17
    Das Band des kleinen Aufnahmegeräts hatte eine Laufleistung von lediglich zwanzig Sekunden. Die meisten Stimmen waren verzerrt und unverständlich, aber es konnten Worte, ganze Sätze aus dem Meer der Geräusche isoliert werden, die Megans Qualen besser veranschaulichten, als jedes Foto es vermocht hätte:
    »Haltet sie fest, Scheiße noch mal! Diese miese Nutte hatʼs schon lange verdient. Wenn du ihr den Kopf nicht runterdrücken kannst, dann mach gefälligst Platz!«
    »Sie bockt. Und wenn sie bocken, sind sie reif. Dann ersaufen sie. Zieh sie lieber raus, wenn wir nicht bis zum Äußersten gehen wollen.«
    »Laß sie Luft holen, und zeigʼs ihr dann noch mal richtig. So was muß sich ins Gedächtnis eingraben. Gibt nichts Besseres. Dann ist eine Frau Wachs in deinen Händen, mein Sohn.«
    Es war inzwischen halb drei Uhr morgens, und der Krankenwagen mit Megan war bereits auf dem Weg zum Iberia General. Das Blinklicht auf unseren parkenden Streifenwagen flackerte wie ein blau-weiß-rot gemustertes Netz über die Bäume, die Wasseroberfläche des Bayou und die Rückwand des Hauses. Cisco ging auf dem Rasen auf und ab, die Augen weit aufgerissen, das Gesicht im grellen Lichtschein verzerrt. Hinter ihm konnte ich den Sheriff sehen, der mit einer Taschenlampe unter dem offenen Fenster kauerte und mit einer Hand die verwüsteten Blumen zurückschob.
    »Sie wissen, werʼs gewesen ist, stimmtʼs, Cisco?« sagte ich.
    »Wenn ichʼs wüßte, würde ich jemandem den Kopf wegblasen«, antwortete er.
    »Machen Sie mal halblang, Cisco. Überzeugt wenig, wenn Sie dauernd den großen Macher markieren.«
    »Ich kann Ihnen nicht sagen, wer … Ich kann nur sagen, warum. Ist die Rache für Anthony.«
    »Kommen Sie, gehen wir runter zum Wasser«, sagte ich und nahm seinen Ellbogen.
    Wir liefen den sanften Hang zum Bayou hinunter, wo im weichen Ufersaum noch die Abdrücke von Megans

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