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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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rief im Iberia General an. Anschließend kehrte er in die Küche zurück, die Stirn umwölkt von privaten Gedanken, und begann Eier in eine große pinkfarbene Schüssel zu schlagen.
    »Clete?«
    »The Big Sleazy is nicht mehr dein Revier, Streak. Warum gehst du der Sache mit diesem Scruggs nicht auf den Grund? Wieso ist der dir durch die Lappen gegangen? Ich dachte, ihr hättet ihn unter Beobachtung?«
    »Die haben ihn vor dem Hotel verloren.«
    »Weißt du, was man mit einem solchen Kerl am besten macht? Man verpaßt ihm eine dicke fette Kugel direkt zwischen die Augen und schickt zur Sicherheit gleich noch ein paar hinterher.«
    »Genausogut kannst du gleich deinen Arsch in den Knast schwingen«, sagte ich.
    Er goß heiße Milch in meinen Kaffee. »Nicht mal die bösen Buben glauben das heutzutage noch. Kommst du mit ins Krankenhaus?«
    »Darauf kannst du wetten.«
    »Die Schwester sagt, sie hat nach mir gefragt. Wie findest du das? Wie findest du diese Megan Flynn?«
    Ich starrte auf seinen feisten Nacken und die massigen Schultern und spielte mit dem Gedanken, die Polizei von New Orleans zu warnen, daß er dort auftauchen würde. Aber ich wußte, daß das seine alten Feinde beim Police Department von New Orleans nur veranlassen würden, ihm noch mehr Schaden zuzufügen, als Ricky Scarlotti das vielleicht tun konnte.
    Bald darauf fuhren wir über den von Bäumen gesäumten Highway nach New Iberia.
    Im Iberia General saß ich im Wartezimmer, während Clete als erster zu Megan ins Zimmer ging. Fünf Minuten nach unserer Ankunft sah ich Lila Terrebonne mit einem Nelkenstrauß in grünem Papier den Korridor entlangkommen. Sie sah mich nicht. An der offenen Tür zu Megans Zimmer blieb sie stehen. Dann drehte sie sich um und hastete in Richtung Lift.
    Ich holte sie ein, bevor sie in den Aufzug steigen konnte.
    »Wollen Sie denn gar nicht hallo sagen?« fragte ich.
    Ich roch den Bourbon in ihrem Atem und das Nikotin in ihrem Haar und den Kleidern.
    »Geben Sie die Megan von mir. Ich komm ein andermal wieder«, sagte sie und drückte mir den Strauß in die Hand.
    »Woher haben Sie gewußt, daß sie hier liegt?«
    »Kam im Radio … Dave, fahren Sie mit mir im Aufzug runter.« Nachdem sich die Lifttür geschlossen hatte, sagte sie: »Ich brauche Hilfe. Ich bin am Ende.«
    »Hilfe wobei?«
    »Suff, Depressionen … Ist was mit mir passiert, etwas, von dem ich niemandem erzählt habe, mit Ausnahme meines Vaters und des Priesters von St. Peter.«
    »Setzen wir uns in meinen Pickup«, schlug ich vor.
    Hier ist in meinen Worten die Geschichte, die Lila mir erzählt hat, während der Regen über die Scheiben des Pickup strömte und der Wind eine Weide am Bayou wie Frauenhaar zerzauste. Lila war in einer Bar draußen vor Morgan City auf die beiden Brüder getroffen. Sie spielten dort Pool-Billard, reckten ihre Körper über den Tisch, um schwierige Stöße anzusetzen, die nackten Arme von grünroten Tätowierungen bedeckt. Sie trugen Ohrringe und gepflegte kurze Kinnbärte, hautenge Jeans, unter denen sich das Geschlecht abzeichnete, das perfekt in den Handteller einer Frau gepaßt hätte. Sie ließen je einen Drink an ihren Tisch bringen, zu einem alten Mann an der Theke und zu einem Haudegen von den Ölfeldern, der seinen Kreditrahmen bereits ausgeschöpft hatte. Aber Avancen machten sie ihr nicht.
    Lila beobachtete sie über den Rand ihres großen Gin Ricky, sah die laszive Anmut ihrer Bewegungen am Pooltisch, die Selbstvergessenheit, mit der sie sich allein auf die Kunst des Spiels konzentrierten, auf die Kugeln, die sie mit der Attitüde braver Schüler in den Seitentaschen versenkten.
    Dann bemerkte einer von ihnen ihre Blicke. Er hielt ihr das Queue mit aufforderndem Lächeln hin. Lila erhob sich von ihrem Stuhl, die Haut warm vom Gin, umschloß den Griff des Queue mit den Fingern, erwiderte das Lächeln des jungen Mannes und registrierte, daß er ihrem Blick scheu auswich und sich seine Wangen über der Bartlinie leicht röteten.
    Sie spielten 9-er Ball. Ihr Vater hatte ihr schon als kleines Mädchen Billard beigebracht. Sie konnte einen Stoßball an der Bande laufen lassen, die Kugel mit einem englischen Rückzieher zurückholen, ohne dem Gegner eine Wahlmöglichkeit zu lassen, einen sanften Bankshot ansetzen und die Kugeln, auf die es ankam, also die 1, die 6 und die 9, mit einem Stoß versenken, der nicht mehr als ein Flüstern war.
    Die beiden Brüder schüttelten deprimiert die Köpfe. Lila spendierte jedem eine

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