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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Fenster.«
    »Laß die Vergangenheit ruhen, Dave.«
    »Die Schuld an ihrem Tod lastet seit zwanzig Jahren auf Breezes Gewissen.«
    »Es gibt noch ein anderes Drehbuch. Vielleicht hat er sie umgebracht«, sagte Clete. Er biß in seine Pfefferminzkugel, ohne den Blick von mir zu wenden.
    Früh am nächsten Morgen rief Batist vom Köderladen aus im Haus an.
    »Hier ist ein Mann, der will dich sprechen, Dave.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Wie einer, der sein Kinn innen Schraubstock gekriegt hat. Aber das is noch nich alles. Während ich hier die Tische abwische, läuft er auf den Händen rum.«
    Ich trank meinen Kaffee aus und ging den Hang hinunter und unter den Bäumen hindurch. Die Luft war kühl und grau vom Dunst über dem Wasser, und modrige Pecanschalen knirschten unter meinen Sohlen.
    »Was gibtʼs, Swede?« fragte ich.
    Er saß an einem Kabelrollentisch und aß eine Chiliwurst mit einer Gabel von einem Pappteller.
    »Sie haben nach diesem Typen namens Harpo Scruggs gefragt. Ist ein alter Sack, arbeitet von New Mexico und Trinidad aus. Ist ein Freiberufler, aber falls er hier einen Job erledigt, kommt die Penunze aus New Orleans.«
    »Ach ja?«
    »Noch was. Falls Scruggs versucht hat, einen Kerl zu killen, undʼs vermasselt hat und noch immer hier rumlungert, dann heißt das, daß er für Ricky the Mouse arbeitet.«
    »Ricky Scarlotti?«
    »Es gibt zwei Dinge, die man bei Ricky besser unterläßt. Man vermasselt nichts, und man sagt niemals ›the Mouse‹ zu ihm. Kennen Sie die Geschichte von dem Trompeter?«
    »Ja.«
    »Das ist sein Stil.«
    »Würde er einen Priester umbringen lassen? Was meinen Sie?«
    »Klingt irgendwie nicht nach ihm.«
    »Je einen IQ-Test gemacht, Swede?«
    »Nein. Leute, die dich fünf Tage pro Woche schinden, geben nichts auf IQs.«
    »Sie sind trotzdem ein bemerkenswerter Typ. Haben Sie Anthony Pollock erstochen?«
    »Ich habe mit Cisco Schach gespielt. Können Sie überprüfen, Mann. Und schicken Sie mir ja keine Bullen mehr nach Hause. Ob Sieʼs glauben oder nicht, ich mag es nicht, wenn mir so ein Polyesterheini die Hand auf meinen Schwanz legt.«
    Damit rollte er seinen Pappteller und die Serviette auf, warf beides in den Mülleimer und ging über den Anleger zu seinem Wagen, während er mit den Fingern schnippte, als lausche er einer ihm allein vorbehaltenen Radiosendung.
    Ricky Scarlotti war nicht schwer zu finden. Ich ging ins Büro, rief bei den Kollegen in New Orleans an und wählte anschließend die Nummer des Blumenladens, den er an der Ecke Carrollton und St. Charles besaß.
    »Lust auf ein Schwätzchen mit Ricky the Mouse?« fragte ich Helen.
    »Dem Kerl trete ich nur in einem Ganzkörperkondom gegenüber«, antwortete sie.
    »Wie du willst. Bin nachmittags wieder zurück.«
    »Warte. Ich hole nur meine Tasche.«
    Wir fuhren durch das Atchafalaya Basin, überquerten den Mississippi bei Baton Rouge und bogen dann nach Süden in Richtung New Orleans ab.
    »Du willst ihm also das Zeug über Harpo Scruggs zum Fraß vorwerfen, was?« sagte Helen.
    »Kannst dich drauf verlassen. Wenn Ricky glaubt, daß ihn jemand verpfiffen hat, dann wissen wir das sofort.«
    »Ist die Geschichte über den Jazzmusiker wahr?« fragte sie.
    »Schätze schon. Man konnte sie ihm nur nicht beweisen.«
    Der Name des Musikers ist mittlerweile vergessen. Nur die eingeschworenen Fans kennen ihn noch, für die er in den fünfziger Jahren das größte Talent seit Bix Beiderbecke war. Der melancholische Klang seiner Trompete versetzte das Publikum bei Open-Air-Konzerten am Strand von West Venice in Trance. Sein dunkles Haar, die schwarzen Augen und die blasse Haut, die verhängnisvolle Schönheit seiner Züge, das alles war wie eine weiße Rose, die sich im schwarzen Licht öffnet, und bewirkte, daß sich die Frauen auf der Straße nach ihm umdrehten und ihm nachstarrten. Seine Interpretation von »My Funny Valentine« stürzte einen in lähmend tiefgründige Meditationen über Leben und Tod.
    Aber er war ein Junkie, landete in den Fängen der Polizei von Los Angeles, und als er die Namen seiner Lieferanten preisgab, hatte er keine Ahnung, daß er es mit Ricky Scarlotti zu tun kriegen würde.
    Ricky hatte ein Kasino in Las Vegas und später eine Rennbahn in Tijuana betrieben, bevor ihn die Chicago Commission nach Los Angeles verfrachtete. Ricky hielt nichts davon, Leute einfach nur umzubringen. Er erteilte Lektionen am lebenden Objekt. Er schickte zwei Farbige in das Apartment des Musikers in Malibu, wo sie

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