Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Flasche Bier und sich selbst einen Gin Ricky. Sie spielten eine zweite Partie, und sie schlug die Brüder erneut.
Lila fiel auf, daß keiner von beiden in ihrer Gegenwart ordinäre oder ausfallende Ausdrücke benutzte, daß sie mitten im Satz innehielten, sobald Lila ansetzte, sie zu unterbrechen, und daß sie jungenhaft grinsten und wegsahen, wenn ihr Blick länger als einige Sekunden auf ihnen ruhte.
Sie erzählten ihr, daß sie Plankenwege für eine Ölfirma bauten, in der Erziehungsanstalt gewesen seien, nachdem ihre Mutter die Familie verlassen hatte, den Golfkrieg in einem Panzer mitgemacht hätten, dem eine irakische Granate das Fahrwerk wegsprengte. Sie wußte, daß die beiden logen, doch das kümmerte sie nicht. Sie fühlte eine Art sexueller Macht und Überlegenheit, die ihre Brustwarzen hart und ihren Blick warm werden ließ.
Als sie auf den hohen Absatzschuhen zur Toilette ging, die Schenkelmuskeln straff, sah sie sich im Spiegel über der Bar und wußte, daß jeder Mann im Raum auf die Bewegung ihrer Hüften, den sanften Schwung von Kinn und Kehle und die Grazie ihrer Haltung achtete.
Die beiden Brüder versuchten sich an keinem Aufreißmanöver. Im Gegenteil.
Als die Bar dichtmachen sollte, begannen sie sich über das Getriebe ihres Pickup zu unterhalten, bei dem ein Gang hakte, und sprachen offen ihre Sorge aus, daß sie die zwei Meilen zum Fischcamp ihres Vaters nicht schaffen würden. Regen strömte über das neonbeleuchtete Frontfenster.
Lila erbot sich, sie nach Hause zu bringen. Als die beiden das Angebot annahmen, hatte sie plötzlich den seltsam metallischen Geschmack im Mund, der sich einstellt, wenn die Wirkung des Alkohols nachläßt und eine andere chemische Wirklichkeit beginnt. Sie sah in die Gesichter der Brüder, in das Grinsen, das wie in Terrakotta geritzt wirkte, und begann nachdenklich zu werden.
Dann machte der Barkeeper ihr ein Zeichen.
»Lady, Taxis verkehren die ganze Nacht. Ein Anruf kostet einen Vierteldollar. Wenn die das Geld nicht haben, können sie bei mir umsonst telefonieren.«
»Alles in Ordnung. Trotzdem vielen Dank. Wirklich, Sie sind sehr nett«, erwiderte sie, schlang ihre Tasche über die Schulter und ließ es zu, daß einer der Brüder eine Zeitung über ihren Kopf hielt, als sie zu ihrem Wagen rannten.
Sie vergingen sich an ihr in einem offenen Traktorschuppen neben einem grünen Zuckerrohrfeld während eines Gewitters. Einer hielt ihre Handgelenke fest, während sich der andere auf einer Werkbank zwischen ihre Schenkel zwängte. Nachdem er gekommen war, fiel sein Kopf auf ihre Brust. Sein Mund war feucht, und sie fühlte, wie er einen Abdruck auf ihrer Bluse hinterließ. Einen Moment später schlüpfte er in seine Jeans und zündete sich eine Zigarette an, bevor er ihre Handgelenke für seinen Bruder festhielt, der seinen Reißverschluß öffnete und sich auf sie legte.
Als die dachte, daß es vorbei sei, als sie glaubte, sie könnten ihr nichts mehr anhaben, setzte sie sich auf der Werkbank auf, ihre Kleider zerknüllt in ihrem Schoß. Dann sah sie, wie der eine Bruder den Kopf schüttelte, seine schmutzige Hand nach ihr ausstreckte, sie über ihr Gesicht legte wie ein Anästhesist eine Sauerstoffmaske über einen Patienten und sie rücklings auf die Werkbank zwang, sie auf den Bauch drehte, die Hand auf ihren Nacken gleiten ließ und sie mit dem Mund auf die Holzbretter preßte.
Sie sah, wie ein Blitz in die Stammgabel eines Hartriegelbaums einschlug, sah, wie das Holz splitterte und der Stamm in der Mitte auseinandergerissen wurde. Tief in ihrem Unterbewußtsein glaubte sie sich an einen mit grünem Filz bespannten Pooltisch und eine jungenhafte Gestalt zu erinnern, die ein Queue wie einen Speer durch die gekrümmten Finger gestoßen hatte.
Lila hatte das Gesicht leicht abgewandt, als sie ihre Erzählung beendete.
»Ihr Vater hat die beiden umbringen lassen?« sagte ich.
»Das habe ich nicht gesagt. Ganz und gar nicht.«
»Aber genau das ist doch passiert, oder?«
»Vielleicht habe ich sie ja umbringen lassen. Sie hattenʼs verdient. Ich bin froh, daß sie tot sind.«
»Diese Haltung ist vermutlich verständlich«, sagte ich.
»Was fangen Sie mit dem an, was ich Ihnen erzählt habe?«
»Ich bringe Sie entweder heim oder in ein Sanatorium nach Lafayette.«
»Ich will nicht mehr in den Entzug. Wenn ich es mit Gesprächen und dem Programm der Anonymen Alkoholiker nicht schaffe, dann schaffe ichʼs überhaupt nicht.«
»Warum besuchen wir
Weitere Kostenlose Bücher