Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Knien und schweren Stiefeln zu sehen waren, die sich dort tief eingegraben hatten, während sie sich gegen mindestens drei Angreifer gewehrt hatte. Eine Eiche schirmte uns gegen die Blicke des Sheriffs und der uniformierten Deputys an der Rückseite des Hauses ab.
»Lügen Sie mich nicht an. Bei diesen Kerlen bedeutet Vergeltung den Tod. Sie wollen was von Ihnen. Was ist das?« fragte ich.
»Billy Holtzner hat mit einem Versicherungsschwindel eine Dreiviertelmillion aus dem Filmbudget unterschlagen und mir die Schuld dafür zugeschoben. Anthony hat für die Leute in Hongkong gearbeitet. Er hat geglaubt, was Billy ihm erzählt hat. Er hat angefangen, mich unter Druck zu setzen, und sich damit große Luftlöcher in seinen Arterien eingefangen.«
»Swede?«
»Wir haben fast den ganzen Abend Schach gespielt. Ich hab keine Ahnung, ob erʼs gewesen ist. Swedes Beschützerinstinkt ist stark ausgeprägt. Und Anthony war ein Arsch.«
»Beschützerinstinkt? Und das Opfer ein Arsch? Tolle Einstellung.«
»Die Situation ist komplizierter, als Sie denken. Es geht um viel Geld. Sie würdenʼs doch nicht verstehen.« Er sah den Ausdruck in meinem Gesicht. »Ich bin bei ein paar üblen Gesellen in den Miesen. Das Studio wird Konkurs anmelden müssen. Sie wollen meinen Film. Dann blasen sie seinen Wert in den Büchern auf, um ihre Schulden zu liquidieren.«
Die Strömung im Bayou war zum Stillstand gekommen, Wolken von Insekten schwirrten über der Wasseroberfläche, und unter den Bäumen stand die Luft. Er wischte sich mit der Hand übers Gesicht.
»Ich sage die Wahrheit, Dave. Hätte nie gedacht, daß sie sich über Megan hermachen würden. Aber vielleicht ist da noch was anderes mit im Spiel. Vielleicht gehtʼs auch um meinen Vater. Ich verstehe das zwar nicht … Wohin gehen Sie?« fragte er.
»Clete Purcel suchen.«
»Wozu?«
»Ich will mit ihm reden, bevor er das hier von anderen erfährt.«
»Kommen Sie ins Krankenhaus?« fragte er und spreizte seine Finger vor sich, als könnte er die Worte des anderen auffangen und zu seinem Schutz festhalten.
Es war noch immer dunkel, als ich meinen Pickup vor dem stuckverzierten Häuschen parkte, das Clete außerhalb von Jeanerette gemietet hatte. Ich drehte die Sitzlehne herunter, schlief trotz heftiger Regengüsse ein und wachte erst im Morgengrauen wieder auf. Inzwischen hatte es zu regnen aufgehört, die Luft dampfte vor Feuchtigkeit, und ich sah Clete am Briefkasten im Morgenmantel, den Morning Advocate unter dem Arm, wie er neugierig meinen Pickup musterte. Ich stieg aus und ging auf ihn zu.
»Was ist passiert?« fragte er und legte die Stirn in Falten.
Ich erzählte ihm, was in Ciscos Haus geschehen war, und beschrieb ihm Megans Zustand im Krankenhaus. Er hörte schweigend zu, und sein Gesicht begann von innen heraus zu glühen wie eine rostfreie Stahlpfanne, die man auf der Gasflamme vergessen hat.
»Kommt sie durch?« fragte er schließlich.
»Kannst du Gift drauf nehmen.«
»Komm rein. Hab gerade Kaffee aufgesetzt.« Er wandte sich von mir ab und rieb den Daumen an der Nase.
»Was willst du machen, Clete?«
»Ins Krankenhaus fahren. Was meinst du denn?«
»Du weißt, was ich meine.«
»Ich mache uns Eier mit Würstchen. Du siehst aus, als wärst du nem Sarg entstiegen.«
In der Küche sagte ich: »Kann ich heute noch mit ner Antwort rechnen?«
»Hab schon gehört, daß du mit Helen bei Ricky Scar gewesen bist. Er steckt hinter dieser Scheiße, stimmtʼs?«
»Woher kommt die Information über Scarlotti?«
»Nig Rosewater. Er sagt, Ricky sei Amok gelaufen, nachdem du sein Büro verlassen hattest. Womit habt ihr ihn denn so aufgeregt?«
»Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Du bleibst weg aus New Orleans.«
Er schenkte zwei Tassen Kaffee ein, stopfte sich ein Zimtbrötchen in den Mund und starrte aus dem Fenster auf die sonnenbeschienenen Kiefern.
»Hast du mich gehört?«
»Hab im Augenblick hier genug zu tun. Ich hab Swede Boxleiter gestern nacht auf dem Friedhof der Terrebonnes erwischt. Mir war so, als habe er sich an einer Grabgruft zu schaffen gemacht.«
»Wozu das denn?«
»Vielleicht isser n Leichenschänder. Du weißt genau, warum. Du hast ihm doch den Floh mit dem Bürgerkriegsquatsch ins Ohr gesetzt. Freu mich schon drauf, Archer Terrebonne zu verklickern, daß ein Witzbold von Ex-Sträfling die Gebeine seiner Vorfahren ausbuddelt.«
Von Humor keine Spur – nur ein Nerv zuckte in einem seiner Augenwinkel. Er ging ins Nebenzimmer und
Weitere Kostenlose Bücher