Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
verdächtigte ihn, den Calucci-Brüdern bei mindestens zwei Morden Rückendeckung gegeben zu haben.
»Kann nur hoffen, Sie sind zum Brunch hier, Purcel«, sagte er.
»Nicht dein Bier, Benny. Geh mir aus der Sonne«, sagte Clete.
»Hey, ohne Voranmeldung kannst du hier nicht reinschneien. Mann, das geht nicht. Bist du taub?« Benny Grogan streckte die Hand aus und packte Clete beim Kragen, als dieser sich an ihm vorbeidrängte.
Clete kippte Benny Grogan kurzerhand das Rindergeschnetzelte ins Gesicht. Es war siedend heiß und klebte an seiner Haut wie eine Pappmachémaske mit Augenschlitzen. Bennys Mund war vor Schreck weit aufgerissen, und ein unartikulierter Laut drang aus seiner Kehle. Dann schlug Clete Benny mit beiden Händen den Boden der Kasserolle um die Ohren, traf beim nächsten Ausholen den Mann auf der anderen Seite von Ricky Scarlotti ins Gesicht, der Anstalten machte aufzustehen. Es gab ein häßliches Knackgeräusch, als sein Nasenbein unter dem Gußeisen brach und er rücklings zu Boden ging.
Ricky Scarlotti war bereits auf den Beinen, den Mund verzerrt, den Finger auf Clete gerichtet. Aber der ließ ihm keine Chance, etwas zu sagen.
»Ich habe dir was aus deiner eigenen Trickkiste mitgebracht, Ricky«, erklärte Clete.
Damit rammte er eine Metallzwinge in Ricky Scarlottis Hoden und ließ sie zuschnellen. Ricky Scarlotti griff kraftlos nach Cletes Handgelenken, während sich sein Oberkörper aufbäumte.
Clete trat den Rückzug an und schleppte Ricky Scarlotti mit sich.
»Erweis dich ein einziges Mal als kooperativ. Du kannst es, wenn du willst, Mouse. So ist es gut, Junge. Immer weiter so. Hier gehtʼs lang. Platz gemacht! Hier kommt die Maus!« sagte Clete und stieß mit dem Hintern Tische aus dem Weg.
Draußen auf der Straße befreite er Scarlotti von der Zwinge, drückte ihn gegen ein parkendes Auto, schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht, bis Scarlottis Lippen bluteten.
»Bin unbewaffnet, Mouse. Du hast einen Schuß frei«, sagte Clete, die Hände mit nach außen gekehrten Handflächen an der Seite.
Aber Scarlotti war wie gelähmt, sein Mund hing schlaff nach unten, die Lippen wie rotes Himbeergelee. Clete packte ihn mit einer Hand beim Kragen und mit der anderen am Gürtel und schleuderte ihn auf den Bürgersteig, riß ihn wieder hoch, stieß ihn vor sich her, warf ihn erneut zu Boden, und so arbeitete er sich, die Mülleimer am Rinnstein umstoßend, den Bürgersteig entlang. Zahlreiche Augenpaare verfolgten ihn aus Autos, der Straßenbahn und Haustüren, aber niemand griff ein. Dann, auf einmal, gleich einem Mann, dem klar wurde, daß seine Wut unstillbar war, verlor Clete die Lust. Er drosch Scarlottis Schädel in eine Parkuhr, bis Glas und Metall krachten. Eine Frau auf der gegenüberliegenden Straßenseite schrie hysterisch, und Verkehrsteilnehmer in ihren Autos begannen auf die Hupe zu drücken. Clete packte Scarlotti an dessen blutverschmierter Hemdbrust, machte mit ihm eine volle Drehung und schleuderte ihn in die mittlerweile stufig aufgebaute Blumenauslage unter der Markise.
»Sag den Leuten, warum das hier passiert, Ricky. Sag ihnen, daß du einem Kerl die Zähne bei vollem Bewußtsein aus dem Kiefer gezogen hast, wie du einer Frau die Augen verbunden, sie geschlagen und ihren Kopf unter Wasser gedrückt hast«, sagte Clete, ging auf ihn zu, und seine Sohlen knirschten über die verstreute Blumentopferde.
Scarlotti wich, aus beiden Nasenlöchern blutend, unwillkürlich zurück. Dann kam die Blumenhändlerin aus dem Restaurant gelaufen, kniete neben ihm nieder, hielt beide Arme über seine Brust, als wolle sie ihn hindern aufzustehen. Sie keifte Clete auf italienisch an, die Augen blitzend und voller Haß.
Benny Grogan, der Ex-Wrestler, berührte Cletes Ellbogen. Rindergeschnetzeltes klebte noch immer vereinzelt in seinem platinblonden Haar. Er hielt einen Hammer in der Hand, den er jedoch in einen Sack mit Torfmoos warf. Aus einem unerfindlichen Grund hörte die ältere Frau abrupt zu schreien auf, so als habe man den Stecker aus dem Radio gezogen.
»Und was hat das jetzt gebracht, Purcel?« fragte Benny Grogan.
Clete sah auf die ältere Frau hinab, die bei ihrem Sohn kauerte.
»Solltest heute in die Kirche gehen. Zünd eine Kerze an, Mouse«, sagte er.
Dann stieg er in sein Cabrio, fuhr mit weiß qualmendem Auspuff bis zur Ecke und bog in eine schattige Seitenstraße in Richtung St. Charles Street ein. Dabei griff er sich seine Thermostasse vom Armaturenbrett und
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