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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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trank einen Schluck Kaffee.

19
    Es war früher Samstag morgen; Clete wechselte in meiner Auffahrt einen Reifen und löste gerade eine Mutter mit dem Radkreuz, während wir uns unterhielten.
    »Ich hab die River Road genommen, bin über die Huey Long geheizt und habe mich für eine Weile aus New Orleans verkrümelt«, sagte er. Er sah aus zusammengekniffenen Augen zu mir auf und wartete. »Was ist?« fragte er.
    »Scarlotti ist in dieser Geschichte nur ein kleines Licht, Clete«, bemerkte ich.
    »Ach ja? Sind Helen und du ihm deshalb auf die Zehen getreten?« Er richtete sich auf und warf sein Werkzeug in den Kofferraum. »Ich brauche neue Reifen. Am Ende der Brücke ist mir einer geplatzt. Was meinst du mit ›kleines Licht‹? Macht mich sauer, Dave.«
    »Ich glaube, daß er und die Giacano-Familie Cool Breeze kaltmachen wollen, weil er sie beim FBI verpfiffen hat. Aber wenn du Megan rächen willst, hast du vermutlich den Falschen erwischt.«
    »Die Schmalztollen sollen plötzlich Befehlsempfänger geworden sein, wo sie New Orleans doch schon seit hundert Jahren regieren? Mann, man lernt wirklich nie aus. Hast du den Artikel im Star über Hitler gelesen? Er soll sich in Israel verstecken.«
    Sein Gesicht blieb einen Moment ernst, dann steckte er eine Zigarette in den Mund, und ein Lächeln trat in seine Augen. Er ließ seinen Porkpie-Hut auf einem Finger kreiseln, während er mich und schließlich die über dem Wasser aufgehende Sonne hinter den Zypressen betrachtete.
    Ich half Batist im Köderladen, fuhr dann zu Cool Breezes Haus am Westrand der Stadt und erfuhr dort von einem Nachbarn, daß er draußen bei Moutʼs Blumenfarm war.
    Moutʼ und eine Hmong-Familie aus Laos bewirtschafteten knapp einen Hektar Zinnien- und Chrysanthemenfelder inmitten einer Zuckerrohrplantage an der Straße nach St. Martinville, und jeden Herbst, wenn die Footballsaison begann, schnitten sie Wagenladungen von Blumen, die sie an Blumenhändler in Baton Rouge und New Orleans verkauften. Ich fuhr durch ein Viehgatter und eine weiße Straße aus Schieferton entlang, bis eine Reihe von Pappeln auftauchte, die als Windschutz diente, und sah Cool Breeze in der Sonne Unkraut jäten, während sein Vater im Schatten an einem kleinen Tisch mit einem Krug Limonade saß und Zeitung las.
    Ich stellte den Pickup ab und ging Chrysanthemenreihen entlang. Es wehte ein leichter Wind, und die Felder wogten wie ein Meer aus braungoldenen und purpurfarbenen Wellen.
    »Hätte nie gedacht, daß Sie mal Farmarbeit machen würden, Breeze«, sagte ich.
    »Hab einiges in den Wind geschossen. Dafür habe ich von meinem Vater den Job hier gekriegt. Das is alles«, sagte er.
    »Was in den Wind geschossen?«
    »Den Plan, mich an gewissen Leuten zu rächen und so. Ich geb niemandem mehr Grund, mich in den Knast zu stecken.«
    »Weißt du, was ein Exhumierungsbefehl ist?« fragte ich.
    Wie viele Farbige witterte auch er in jeder von einem Weißen gestellten Frage eine Falle und machte keine Anstalten zu antworten. Er bückte sich und riß Unkraut mitsamt den Wurzeln aus der Erde.
    »Ich möchte die sterblichen Überreste Ihrer Frau von einem Pathologen untersuchen lassen. Glaube nämlich nicht, daß sie Selbstmord begangen hat«, sagte ich.
    Er hielt bei der Arbeit inne und stützte sich auf den Griff der Harke. Seine Hände wirkten über dem Holz wie rauher Fels. Dann steckte er eine Hand in sein Hemd, rieb sich die Haut, ohne den Blick auch nur einen Moment von mir abzuwenden.
    »Sagen Sie das noch mal!«
    »Ich hab mit dem Büro des Bezirksrichters von St. Mary gesprochen. An Idas Leiche ist nie eine Autopsie vorgenommen worden. Man ist schlicht davon ausgegangen, daß es Selbstmord war.«
    »Soll heißen?«
    »Ich glaube nicht, daß sie sich umgebracht hat.«
    »Hat niemand Grund gehabt, sie umzubringen, niemand. Es sei denn, Sie meinen ... Moment mal! Versuchen Sie mir ...«
    »Sie sind kein Mörder, Breeze. Sie haben sich nur von den miesesten Typen meiner Rasse benutzen lassen.«
    Er begann erneut, mit der Harke den Boden zu bearbeiten; sein Atem ging pfeifend, die Stirn war gerunzelt wie ein alter Lederhandschuh. Der Wind blies kühl über das Feld, und trotzdem rannen ihm Schweißtropfen so groß wie Murmeln über den Hals. Schließlich hielt er erneut inne und fixierte mich aus wäßrigen Augen.
    »Was müssen wir tun, um diesen Befehl zu kriegen, von dem Sie reden?« fragte er.
    Als ich nach Hause kam, bot sich mir ein seltsames Schauspiel. Alafair und drei

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