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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Kerl in meinem Büro, der braucht Geleitschutz zu seinem Wagen«, sagte ich.
    Guidry zeigte drohend mit dem Finger auf mich und ging dann wütend auf den Korridor hinaus. Wenige Minuten später kam Helen in mein Büro und setzte sich auf die Schreibtischkante.
    »Ich hab unseren Ex-Gefängnisverwalter auf dem Parkplatz gesehen. Jemand muß ihm heute morgen auf den Toast gespuckt haben. Zuerst hat er seine Wagentür nicht aufgekriegt, und dann hat er den Schlüssel im Schloß abgebrochen.«
    »Ach wirklich?«
    Ihre Augenwinkel zuckten.
    Vier Stunden später rief unser Fingerabdruckspezialist an. Die Patronenhülse, die man auf dem Teppich in Swede Boxleiters Wohnung gefunden hatte, war sauber, und das Apartment wies keine identifizierbaren Fingerabdrücke mit Ausnahme der des Opfers auf. Noch am selben Nachmittag rief der Sheriff Helen und mich zu sich.
    »Ich habe eben ein Gespräch mit der Sheriffdienststelle in Trinidad, Colorado, beendet. Dort ist nichts weiter über Harpo Scruggs bekannt, als daß er außerhalb der Stadt eine Ranch besitzt«, sagte er.
    »Ist er jetzt dort?« fragte Helen.
    »Hab ich auch gefragt. Daraufhin hat der Kollege gefragt: ›Warum interessieren Sie sich für ihn?‹ Ich sage: ›Wir glauben, daß er bei uns in der Gegend Leute foltert und umbringt.‹«
    Der Sheriff griff nach seinem Tabaksbeutel und schnippte ihn zwischen den Fingern hin und her.
    »Scruggs ist ein Profi. Er erledigt seine Schmutzarbeit gern fern der Heimat«, sagte ich.
    »Ja, und dafür spielt er lustiges Staatsgrenzenspringen. Ich rufe diese FBI-Frau in New Orleans an. In der Zwischenzeit möchte ich, daß ihr euch nach Trinidad bewegt und alles über den Burschen ausgrabt, was es auszugraben gibt.«
    »Unser Reisebudget ist verdammt schmal, Skipper«, sagte ich.
    »Ich hab schon mit der Verwaltung geredet. Die sind derselben Ansicht wie ich. Man vertreibt die Krähen aus dem Kornfeld, indem man ein paar tote Artgenossen auf den Zaun spießt. Ist im übertragenen Sinn gemeint.«
    Früh am nächsten Morgen schwebte unser Flugzeug in weitem Bogen über dem schmalen Korridor von Texas ein, sank durch im Sonnenaufgang flammende Wolkenbänke auf keksbraune Hügel hinab, die ein Flickenteppich aus Wacholder, Kiefern und Pinien überzog, und landete auf einem kleinen Flugplatz außerhalb von Raton, New Mexiko.
    Das Land im Süden war flach wie eine Bratpfanne, im Licht des frühen Morgens hing eine staubige Dunstschicht darüber, und die Monotonie der Landschaft wurde lediglich von vereinzelt aufragenden Tafelbergen unterbrochen. Unmittelbar nördlich von Raton jedoch stieg das Land zu trockenen, pinienbewachsenen schroffen Berghängen auf, die sich bis zu einem Gebirgsplateau erhoben, auf dem die alte Bergwerksstadt Trinidad, einst Heimat der Earps und von Doc Holliday, im neunzehnten Jahrhundert ihre Blüte erlebt hatte.
    Wir mieteten einen Wagen und fuhren den Raton-Paß hinauf durch Canyons, die noch in tiefem Schatten lagen, der Salbei an den Hängen silbrig glitzernd vom Tau. Zu unserer Linken, hoch oben auf einem Grad, sah ich eine Kirche ohne Dach, mit einer Fassade wie von einer spanischen Mission, die zwischen den Ruinen und Schlackehaufen einer verlassenen Bergwerkssiedlung lag.
    »Die Kirche kenne ich von einem von Megans Fotos. Sie hat behauptet, sie sei von John D. Rockefeller als eine Art Public-Relations-Trick nach dem Massaker von Ludlow erbaut worden«, sagte ich.
    Helen lenkte den Wagen mit einer Hand und sah mich gelangweilt an.
    »Ach ja?« murmelte sie Kaugummi kauend.
    Ich wollte schon etwas über die Frauen und Kinder erzählen, die in einem Keller unter einem brennenden Zelt erstickt waren, als die Milizen von Colorado den Bergarbeiterstreik von 1914 blutig niederschlugen.
    »Wie geht deine Geschichte weiter?« fragte sie.
    »Gar nicht.«
    »Du kennst dich in Geschichte aus, Streak. Aber es funktioniert immer nach dem Schema, hier die Guten, da die Bösen. Wir sind die Guten.«
    Sie legte die zweite Hand ans Steuerrad, sah mich an und grinste mit mahlendem Kiefer, die kurzen Ärmel ihrer Bluse stramm über ihren runden, nackten Oberarmen.
    Wir erreichten den höchsten Punkt des Bergrückens und kamen in ein weites Tal mit einer hohen Bergkette im Westen und den alten Ziegel- und Steinhäusern von Trinidad zur Rechten, zu Straßen, die sich noch höher in die Hänge emporschraubten. Die Stadt lag teilweise im Schatten, die bewaldeten Bergkämme glänzten wie schwarzgrüne Glassplitter in den ersten

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