Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Schatten standen, der vor grün schillernden Fliegen schwirrte, und auf die vornübergesunkene, bleiche Gestalt von Swede Boxleiter herabsahen. Swedes Brust war vorgewölbt, so als strebe sie weg von den Nägeln, die seine Handgelenke hielten, das Gesicht im Schatten verborgen, die Knie im Staub unnatürlich verrenkt. Draußen in der Sonne leuchteten die Blütendolden in den Raintrees grell wie Blut zwischen den Blättern.
»Sieht so aus, als wären wir gemeinsam für diesen Fall zuständig«, sagte einer der Beamten in Zivil. Er hieß Thurston Meaux, hatte einen blonden Schnurrbart, trug ein Tweedjackett mit gestärktem Baumwollhemd und eine gestreifte Krawatte. »Wenn der Fotograf hier ist, nehmen wir die Leiche ab und schicken euch alles, was wir haben.«
»Hat er noch gelebt, als sie ihn angenagelt haben?« fragte ich.
»Der Leichenbeschauer will die Autopsie abwarten. Und ihr seid wirklich der Ansicht, daß er sich die Kopfwunde in seiner Wohnung eingefangen hat?« fragte er.
»So siehtʼs aus«, antwortete ich.
»Habt ihr Munition gefunden?«
»Eine Patronenhülse. Stammt aus einer 25er.«
»Warum erschießt jemand einen Typen im Bezirk Iberia und nagelt ihn dann in St. Mary an eine Scheune?« sagte Meaux.
»Vor vierzig Jahren ist hier ein anderer Mann auf dieselbe Art und Weise gestorben«, sagte ich.
»Hier? An derselben Stelle?«
»Ich schätze, es ist als eine Art Botschaft gedacht«, antwortete ich.
»Wir haben den Typ schon überprüft. War ein Mörder und Dieb, Verdächtiger in zwei Mordfällen. Die Ermittlungen laufen noch. Sehe da keine größeren Komplikationen.«
»Mit der Einstellung landen Sie in einer Sackgasse«, sagte ich.
»Kommen Sie schon, Robicheaux. Auf einen Kerl wie ihn hatte es die halbe Welt abgesehen. Wo wollen Sie hin?«
Helen und ich gingen zu unserem Streifenwagen zurück und fuhren über das Feld, weg von der Scheune, zwischen zwei Eichen hindurch, deren Blätter bereits zu fallen begannen, und zurück auf die Durchgangsstraße.
»Ich kapier das nicht. Was für eine Botschaft?« sagte Helen, lenkte mit einer Hand, die Hülle ihres Polizeiabzeichens noch an der Brusttasche ihrer Bluse.
»Wenn es nur ein Rachemord gewesen wäre, hätten die Schützen die Leiche in der Wohnung liegenlassen. Als wir Harpo Scruggs bei der Grillbude getroffen haben ... hat er da nicht was über den Haß gegen die Reichen gesagt? Ich vermute, er hat Swede umgebracht und alles wie bei Jack Flynn aussehen lassen, um sich an jemandem zu rächen.«
Sie dachte nach.
»Scruggs hat den Amtrak nach Houston genommen und ist anschließend nach Colorado zurückgeflogen«, sagte sie.
»Danach muß er zurückgeflogen sein. So arbeitet er immer. Long-Distance-Morde sind seine Spezialität.«
Sie sah mich an. Ihre Augen waren prüfend auf mich gerichtet.
»Dich beunruhigt noch was, oder?« fragte sie.
»Wer Swede auch umgebracht hat, er hat ihn genau an derselben Scheunenwand angenagelt wie damals Jack Flynn.«
»Ich arbeite gern mit dir, Streak. Aber ich habe keinen Bock, ständig dein Innenleben zu erforschen«, sagte sie.
Alex Guidry schäumte vor Wut. Er stürmte um acht Uhr am Montag morgen durch den Vordereingang der Sheriffdienststelle, ohne an der Empfangstheke stehenzubleiben, und nahm sich erst gar nicht die Zeit anzuklopfen, bevor er in mein Büro polterte.
»Sie lassen den Fall Ida Broussard wieder aufrollen?« sagte er.
»Dachten Sie, bei Mord gibtʼs ne Verjährungsfrist?« entgegnete ich.
»Sie haben Holzsplitter von meinem alten Haus mitgenommen und sie dem Sheriff von St. Mary übergeben?« fragte er ungläubig.
»So siehtʼs aus.«
»Was soll der Blödsinn, daß ich sie erstickt haben soll?«
Ich heftete mehrere Seiten eines Berichts zusammen und steckte sie in eine Schublade.
»Ein Zeuge hat Sie kurz vor Ida Broussards Tod zusammen gesehen. Der Gerichtsmediziner hat festgestellt, daß es Mord war. Jemand hat sie unter einen Wasserhahn gehalten, bis sie tot war. Sollten Sie Einwände haben, schlage ich vor, daß Sie sich einen Anwalt suchen.«
»Was habe ich eigentlich getan?« wollte er wissen.
»Sie haben unseren Ruf im Bezirk Iberia beschädigt. Sie sind ein schlechter Cop. Sie bringen jeden in Mißkredit, der eine Polizeimarke trägt.«
»Ich schlage vor, Sie beschaffen sich auch einen Anwalt, Sie Dreckskerl. Ich steck Ihnen einen Revolver in den Arsch«, sagte er.
Ich griff nach meinem Telefonhörer und tippte die Nummer der Zentrale ein.
»Wally, da ist ein
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