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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Nash, nahm Breedloves Kinn in die Hand und bewegte seinen Kopf auf dem Kissen von rechts nach links, als wolle er die Funktion seiner Halswirbel testen. »Kennen Sie mich noch?«
    »Nein.«
    Seine Hand glitt zu Breedloves Brust, wo er sie flach auf den Gazeverband legte, der über Breedloves Messerwunde klebte.
    »Mr. Nash«, sagte ich.
    »Irgendeine Erinnerung an das Mädchen im Zelt? Ich schon.« John Nash tastete mit den Fingerspitzen über Breedloves Brustverband, dann ließ er seinen Handballen langsam darüber kreisen, den Blick auf Breedlove fixiert. Breedloves Mund öffnete sich, und seine Finger griffen unwillkürlich nach Nashs Handgelenken.
    »Rühren Sie mich ja nicht an, mein Junge. Damit reiten Sie sich nur noch tiefer in die Scheiße«, sagte Nash.
    »Mr. Nash, wir müssen uns mal ne Minute draußen unterhalten«, sagte ich.
    »Nicht nötig«, erwiderte Nash, griff sich eine Handvoll Kleenextücher aus einer Schachtel auf dem Nachttisch und wischte sich die Handfläche ab. »Alles okay. Sehen Sie nur, seine Augen sind schon ganz wäßrig vor lauter Reuegefühlen.«
    Wir hatten einen Verdächtigen in Trinidad, Colorado, und jetzt noch einen in New Mexico. Horrorvisionen von Bergen von Papierkram und juristischen Komplikationen, die uns möglicherweise bevorstanden, begannen mich zu quälen. Nachdem wir John Nash vor der Sheriffdienststelle abgesetzt hatten, aßen wir in einem Café am Highway zu Mittag. Durch das Fenster sahen wir ein Gewitter über den Bergen aufziehen, und Staubwirbel erhoben sich aus den Bäumen im Canyon und legten sich auf die verbrannte Erde.
    »Woran denkst du?« fragte Helen.
    »Wir müßten Breedlove verhaften und ihn nach Louisiana überführen«, sagte ich.
    »Rosige Aussichten, was?«
    »Im Augenblick mache ich mir keine Hoffnungen.«
    »Vielleicht redet John Nash noch mal mit ihm.«
    »Dieser Bursche kann uns den Fall kosten, Helen.«
    »Nash schien völlig unbesorgt. Hatte nicht das Gefühl, daß Breedlove so blöd ist, sich über Willkürakte der Polizei zu beschweren.« Als ich nicht antwortete, sagte sie: »Wyatt Earp und seine Brüder haben doch hier in der Gegend ihr Unwesen getrieben, oder?«
    »Nach der Schießerei am O.K. Corral haben sie noch andere Mitglieder der Clanton-Gang gejagt und sie praktisch in Stücke geschossen. Ich glaube, ihre Route hat genau hier durchgeführt.«
    Ich bezahlte die Rechnung und ließ mir eine Quittung für unsere Spesenabrechnung geben.
    »Diese Geschichte, die Archer Terrebonne mir über Lila und ihre Cousine erzählt hat, die eine Gewehrsalve über ein Schneefeld gefeuert hat? Erinnerst du dich?« fragte ich.
    »Ja, weiß Bescheid.«
    »Lust auf eine Spritztour nach Durango?«
    Wir fuhren hinauf durch Walsenburg, dann in westlicher Richtung in die Berge und durch einen Gewitterregen, der in Schnee überging, als wir uns dem Wolf-Creek-Paß näherten. Die Pinienwälder und das zimtfarbene Land der südlichen Hochebene von Colorado lagen jetzt hinter uns, und zu beiden Seiten des Highways waren die Hänge dicht von Tannen, Fichten und Kiefern bestanden, auf denen Schneekristalle glitzerten, die bei der Berührung mit dem Autodach sofort schmolzen.
    Oben am Wolf-Creek-Paß hielten wir in einer Aussichtsbucht an, tranken Kaffee aus einer Thermoskanne und sahen auf die steilen Gipfel der Berge hinunter. Die Luft war kühl und grau, roch nach Tannennadeln und nassen Felsen in einem Flußbett und nach dem Eis, das man morgens aus einem Wassereimer hackt.
    »Dave, ich will nicht nerven ...«, sagte Helen.
    »Inwiefern?«
    »Ich glaube, ich erinnere mich an eine Geschichte vor Jahren über diese Lawine ... Ich meine, die Lilas Cousine begraben hat.«
    »Und weiter?«
    »Ich meine, wen interessiert es schon, ob das Mädchen in der Form eines Kreuzes erfroren ist? So was steht in keinem alten Zeitungsartikel. Vielleicht verrennen wir uns zu sehr in die Sache.«
    Das konnte ich nicht bestreiten.
    Im Archiv der Zeitungsredaktion in Durango waren die Reportagen über das Lawinenunglück im Jahr 1967 schnell gefunden. Die Geschichte war der Aufmacher der betreffenden Tagesausgabe und bestand aus Interviews mit den Rettern, Fotos des Berghangs, des windschiefen zweistöckigen Blockhauses und eines Schuppens, von dem die Lawine nur Brennholz übriggelassen hatte, von Vieh, deren Hörner, Hufe und eisverkrustete Leiber aus dem Schnee ragten wie abstrakte Gebilde auf einem kubistischen Gemälde. Lila hatte überlebt, weil die herabstürzenden

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